Hobbytüftler baut Auto aus Lego:Rauls Luftfahrt

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Der 20-jährige Rumäne Raul Oaida hat seinen eigenen Hot Rod gebaut. Das Video der ersten Testfahrt entwickelt sich gerade zum Youtube-Hit. Der Grund: Sein Auto ist ganz aus Lego - und fährt mit Luft.

Von Felix Reek

Im YouTube-Video fährt Raul Oaida langsam aus der Garage. Sein Gesicht ist angespannt, die Hände würden sich gern ins Lenkrad krallen, doch sie können es nicht: Das Steuer ist aus Lego. Genauso wie der Rest des Autos.

18 Monate arbeitet der 20-jährige Rumäne an dem zerbrechlichen Fahrzeug, zwölf Stunden am Tag, sieben Tage die Woche. In seiner Werkstatt, die er selbst "die Höhle" nennt. Ohne Pausen, ohne Urlaub. Von Design hat er keine Ahnung, eine Universität nie besucht, er entwarf das Auto einfach so, wie es ihm in den Sinn kam: als Hot Rod, "hauptsächlich weil Hot Rods cool sind", schreibt er auf seiner Webseite.

Mehr als 500.000 Legosteine verbaut Oaida, im Wert von 60.000 australischen Dollar, umgerechnet sind das etwa 39.000 Euro. Nur die tragenden Teile seines Fahrzeugs sind aus Stahl, die Reifen stammen von einem Formel-1-Wagen. Selbst der Motor ist aus Legosteinen und wird mittels zweier Lufttanks angetrieben. Wie das funktioniert, verrät Oaida nicht. Auf Nachfrage sagt er nur: "Wir haben einen Säckchen Feenstaub, dass wir darauf sprühen. Wie bei Peter Pan."

"Irgendjemand daran interessiert, 500 bis 1000 Dollar in etwas zu investieren, das großartig ist?"

Für die Finanzierung sorgt der australische Marketing- und Technik Spezialist Steve Sammartino. Um ein Uhr Nachts schreibt er diesen Tweet: "Irgendjemand daran interessiert, 500 bis 1000 Dollar in etwas zu investieren, das großartig ist? Brauche ungefähr 20 Teilnehmer." Anderthalb Wochen später haben vierzig Interessenten jeweils 500 Dollar investiert, die Hälfte von ihnen fragt nicht einmal, worum es geht. Am Ende wird das Geld zwar nicht reichen und Steve Sammartino in die eigene Tasche greifen müssen, aber der Anfang ist gemacht.

Es ist nicht das erste gemeinsame Projekt von Sammartino und Oaida. Vor etwa vier Jahren erhält der Start-up-Experte eine unbekannte Skype-Anfrage: "Hi, ich baue ein Raumschiff." Sammartinos Interesse ist geweckt. "Wer würde das nicht annehmen, das ist ein Killer-erster-Satz", erklärt er auf der Technologie-Konferenz "Stream" 2013.

Der Mann hinter der Nachricht ist erst 16, ein Junge aus Rumänien. Aber eigentlich will er nicht Sammartino, er hat auf Twitter und Linkedin entdeckt, dass der Australier in Kontakt zu Ester Dyson steht, einer ehemaligen Journalistin und Digitalkoryphäe. Die investiert in Flug- und Weltraumprojekte. Und genau da will Raul Oaida hin: ins All.

Einen Monat lang stalkt der Junge aus Rumänien Sammartino - obwohl der nicht Esther Dyson ist. Jedes Mal, wenn er seinen Laptop einschaltet, blinkt das Skype-Fenster auf. Oaida ist hartnäckig. "Normale 16-Jährige hören irgendwann auf oder interessieren sich für Mädchen", sagt Sammartino im gemeinsamen Interview des Podcasts "Beers, Blokes und Business". Oaida nicht. Der heute 20-Jährige gesteht im gleichen Gespräch, es vorher bei hunderten Leuten auf die gleiche Art versucht zu haben, darunter hochrangige Personen aus dem Silicon Valley.

Doch erst Steve Sammartino erkennt das Potenzial des Jungen. Und er weiß, wie man das erste gemeinsame Projekt viral erfolgreich macht. Oaida will in den Weltraum und Sammartino schlägt vor: Bau dein Raumschiff aus Lego. Dazu hat jeder einen Bezug! Das YouTube-Video des Projekts geht 2012 um die Welt. An einem Heliumballon befestigt und mit einer Kamera versehen, steigt das Lego-Space-Shuttle 35 Kilometer auf. Fast eine Millionen Aufrufe hat das Video bis heute.

"Die smarten Kids von heute sind im Internet"

Raul Oiada und Steve Sammartino in ihrem "Super Awesome Micro Project". (Foto: SAMP)

Das neue Hirngespinst der beiden bleibt auf der Erde, ist viel größer als die vorherigen des Hobbytüftlers. "Super Awesome Micro Project" haben es die beiden getauft, "weil Leute sich entweder kurze oder lange Namen merken. Und ein guter kurzer ist uns nicht eingefallen", erklären sie in "Beer, Blokes und Business".

Dem Material bleibt Oaida treu, auch sein Auto ist aus Lego. Und es fährt tatsächlich, wie das dazugehörige YouTube-Video der Jungfernfahrt zeigt. Zwar nur mit etwa 20 bis 30 km/h, aber immerhin. Würden Sie schneller fahren, wäre die Gefahr wohl auch zu groß, dass sich einzelne Bausteine verselbstständigen.

Das nächste Projekt von Oaida und Sammartino ist übrigens bereits in Planung: Sie wollen zusammen ein Start-Up gründen. Die Finanzierung dafür startet jetzt. Worum es geht, verraten sie nicht. Das Geld dafür zu finden, sollte auch diesmal kein Problem sein. "Die smarten Kids von heute sind im Internet", sagte Sammartino dieses Jahr auf der Technologie-Konferenz "Stream". "Und wenn das nächst Mal jemand zu Ihnen kommt und sagt, geben Sie mir ein bisschen Geld, sollten Sie es vielleicht tun."

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