Golf I in Afrika:Die fast unendliche Geschichte

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Seit den frühen achtziger Jahren wird der Golf I im Süden Afrikas fast unverändert produziert: Er nennt sich Citi Golf und ist nach wie vor der Star im VW-Sortiment.

Von Stefan Grundhoff

Die nächste Golf-Generation kommt frühestens im Frühjahr 2008 bei uns auf den Markt. Derick Bester, Verkaufsleiter des VW-Autohauses Swakopmund an der Küste Namibias kann darüber nur lächeln: "Was, nächstes Jahr kommt schon der neue Golf? Höre ich zum ersten Mal." Der schlichte weiße Verkaufsraum des größten Autohauses weit und breit könnte auch in Deutschland oder Spanien stehen. Viel Glas, helle Fliesen und zwei neue Golf strahlen um die Wette.

In Südafrika ein Dauerläufer: der Golf I. Die meisten Modelle sind wegen der heißen Temperaturen in Namibia weiß lackiert. (Foto: Foto: Pressinform)

Die Nummer eins ist der hier nach wie vor gehandelte Golf I. Bei uns wurde der erfolgreiche Wolfsburger bereits vor 24 Jahren vom nicht minder erfolgreichen Golf II ersetzt. Es folgten die Gölfe der Generationen III, IV und V - und nächstes Jahr die Nummer sechs.

Der Golf I ist einfach nicht zu verdrängen

Auch in Südafrika und dem Nachbarstaat Namibia ist der aktuelle Golf V bereits seit Jahren auf dem Markt. Seinen Urahn Golf I konnte er jedoch nicht verdrängen - der aktuelle Golf V liegt in der internen VW-Wertung hinter dem Polo sogar nur auf Rang drei.

Der alte Golf dagegen belegt in der Zulassungsstatistik Namibias seit Jahr und Tag einen der vorderen Plätze. In den Staaten im südlichen Afrika wird die erste Generation als Citi Golf als Neuwagen zu Preisen von umgerechnet 8000 Euro verkauft. Günstiger ist kaum ein anderes Auto.

Die fast unendliche Geschichte des Ur-Golfs dürfte jedoch nächstes Jahr ein Ende finden. "Ende 2008 soll der Citi Golf auslaufen", sagt Derick Bester: "Es geht VW insbesondere um die Sicherheit. Der alte Citi Golf hat weder Airbags noch ABS."

Gerne lässt Bester seinen Liebling nicht aus dem Verkaufsraum. Rund 40 Prozent aller Verkäufe generiert er mit dem kantigen Klassiker. Besonders das nahezu nackte Basismodell Chico mit 1,4 Litern, fünf Türen, Klimaanlage und Colorglas läuft nach wie vor wie geschnitten Brot.

Produziert wird der deutsche Dauerläufer im südafrikanischen Uitenhage - seit den frühen achtziger Jahren. Als sich der Golf II bei seiner Einführung 1984 überraschend schwer tat, legte man den Golf I als Billigversion Citi Golf kurzerhand wieder auf. Immer wieder aufkeimende Gedanken, das betagte Modell einschlafen zu lassen, wurden von exzellenten Verkaufszahlen zunichte gemacht bis heute.

Unter dem Lenkrad findet sich immer noch ein Choke

Über die Jahrzehnte hat sich beim Citi Golf optisch und technisch nicht allzu viel getan. Etwas kraftvollere Schürzen rundum, der GTI-Grill mit Doppelscheinwerfern und eine Designsicke an der C-Säule - das war es auch schon, was ihn von einem deutschen Modell aus dem Jahre 1982 abhebt.

Im Innern des Südafrikaners deutscher Abstammung hat sich trotz gleicher Abmessungen viel getan. Armaturenbrett, Sitze und Verkleidungen kennt man von jüngeren Seat- und Skoda-Modellen. "Der Wagen hat unter dem Lenkrad noch immer einen Choke", sagt Bester: "Die meisten Modelle sind wegen der heißen Temperaturen hier in Namibia weiß lackiert. Doch an der Küste gibt es wegen des Staubs viele dunkle Golf." Auf dem Gebrauchtwagenmarkt sind die weißen Lackierungen der große Renner. Viele der alten Citis haben mehr als 250.000 Kilometer auf dem Tacho. Reparaturen kann hier fast jeder durchführen.

Zum Abschluss bringt Volkswagen den Citi Golf ab Herbst dieses Jahres noch einmal als Sportversion mit dem eindrucksvollen Namen "R8" auf den Markt. Sein Vierzylinder mit 1,8 Litern Hubraum leistet stattliche 88 kW/122 PS. Unter anderem serienmäßig: Zentralverriegelung, Sportsitze und elektrische Fensterheber.

Normalerweise ist der Citi Golf mit 1,4 und 1,6 Litern Hubraum und Leistungen von 86 und 100 PS zu bekommen. Aufgrund des geringen Fahrzeuggewichts sind die beiden Modelle nach Tacho fast 180 bzw. 200 km/h schnell. Bleibt abzuwarten, ob Ende 2008 wirklich das Ende der unendlichen Geschichte naht. Derick Bester hofft auf die nächste Verlängerung - seine Kunden auch.

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