Ford Mustang Shelby:Der Ritt mit der Kobra

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In Europa bietet Ford derzeit kaum mehr als Hausmannskost. In Amerika aber sieht das ganz anders aus: Das Prunkstück dort ist der Ford Mustang Shelby - eine 500 PS starke Legende von morgen.

Von Stefan Grundhoff

Beim Mustang Shelby denkt jeder an Steve McQueen und den 350 PS starken Boliden, in dem er 1968 über die Leinwand fegte. Seit ein paar Wochen ist nun der Nachfolger auf dem Markt - in den USA. In Deutschland bekommt man den Shelby nur bei Importspezialisten wie US Cars24.

Bissig, giftig, symbolisch: Kobra-Schlange (Foto: Foto: press-inform)

Dieter Thiel und sein Team in Wuppertal haben den ersten GT500 nach Deutschland geholt. "Der Ford Mustang läuft bei uns seit mehr als zwei Jahren exzellent", sagt Thiel nicht ohne Stolz. Und: "Wir sind in Deutschland die ersten, die nun auch den Mustang Shelby anbieten." Mustang und Shelby - das heißt jede Menge Erinnerungen. Und Kraft im Überfluss.

Die blaue Ford-Pflaume braucht man an der schnittig schwarzen Karosserie übrigens gar nicht erst zu suchen. Auf dem dunklen Gitterkühlergrill thront statt dessen eine züngelnde Kobra, Gleiches auf den vorderen Kotflügeln. Eine Augenweide sind die breiten Walzen und die wuchtige Motorhaube - jedenfalls für den, der sowas mag. Keine Frage - das ist kein gewöhnlicher Mustang.

Fürwahr ein Kraftpaket

Rennsportlegende Carroll Shelby hat dem amerikanischen Kraftprotz seinen Namen gegeben. Die SVT-Leute von Ford hauchten ihm jene Gene ein, die Autofans schwindlig werden lassen: Der 5,4 Liter große Achtzylinder des Mustang Shelby wird über einen Kompressor bereits bei niederen Drehzahlen zwangsbeatmet. So zerren 368 kW/500 PS und bis zu 650 Nm wild an der Hinterachse.

Die Schlupfregelung ausgeschaltet - und der mehr als 1,8 Tonnen schwere Mustang donnert los. Der Pilot sollte Herr seiner Sinne sein - und sich nicht nur in der Fahrschule mit ausbrechenden Hecks und einem festen Griff am Steuer befasst haben. Shelbys Mustang will zugeritten werden. Die kernige Sechsgang-Handschaltung verlangt nach einer geübten Hand und präziser Führung. Hilfestellung gibt ein orangefarbener Pfeil, der die einzelnen Schaltpunkte signalisiert.

Bereits bei geringen Drehzahlen von unter 2500 Touren setzt der Kompressor ein und katapultiert den Hecktriebler voran. Die 285er-Reifen am Heck und eine 3,31:1-Übersetzung sorgen dafür, dass man sich im Spurt vor keinem Porsche oder Maserati verstecken muss. Null auf 100 km/h in deutlich weniger als fünf Sekunden - das ist immer drin.

Dezenz zählt nicht zu seinen Stärken

Die Tachoskala endet bei 260 km/h - und muss ein Irrtum sein. Denn 500 PS und 650 Nm versprechen noch ganz anderes. Je nach Getriebe sollten denn auch trotz der kantigen Aerodynamik locker mehr als 280 km/h zu schaffen sein.

Allein der Dauerregen verhindert die Probe aufs Exempel. Doch wer die ersten Gasstöße gesetzt hat, hat keinen Zweifel am Potenzial des Vollblut-Amis. Schon Sound und Design versetzen die Umgebung in helle Aufregung. Unser Modell ist tiefschwarz und hat den obligatorischen weißen Doppelstreifen. So muss ein Shelby aussehen - dann ist Applaus von (fast) allen Seiten gewiss.

Ford Mustang Shelby
:Der Ritt mit der Kobra

Beim Mustang Shelby denkt jeder an Steve McQueen und den 350 PS starken Boliden, in dem er 1968 über die Leinwand fegte. Seit ein paar Wochen ist nun der Nachfolger auf dem Markt - in den USA. In Deutschland bekommt man den Shelby nur bei Importspezialisten wie US Cars24.

Mächtige 18-Zöller stehen satt in den Radhäusern und wirken doch so verloren, dass die Tuner-Gilde sicher noch zwei Zoll drauflegen wird. An Seite und Heck glänzen Logos und Schriftzüge mit dem Hinweis auf Caroll Shelby und seinen GT500. Immer wieder geht man um den Shelby herum und genießt den wahrlich coolen Retro-Look, der sich mit den modernen Styling-Elementen paart. Das Heck ist höher als mancher Sportwagen an sich, und die mächtigen knallroten Leuchten zeigen unmissverständlich, wenn die Hochleistungsbremsanlage von Brembo zupackt.

Ford und Mustang - das heißt bewährte, wenn nicht gar betagte Technik. Der Langhuber sieht schon beim Öffnen der Motorhaube einfach klasse aus. Mächtig liegt er über der Vorderachse. Die Gewichtsverteilung von 57:43 Prozent selbst spürt man nur bei schnellen Lastwechseln. Dann wird das Heck leicht - und leicht bockig.

Neuer Kontinent und altes Europa

Das liegt insbesondere an der Starrachsen-Konstruktion, die in Europa längst eher im Museum als auf der Straße zu finden ist. Aber die Amerikaner schrecken nun mal vor nichts zurück. So muss sie - leicht modifiziert - satte 500 Pferde auf die Straße bringen. Bei Regen freut man sich zumindest über die serienmäßige Anti-Schlupf-Regelung. ESP ist ebenso wenig zu haben wie Xenonlicht und Kopfairbags.

Der Innenraum überrascht mit einer gelungenen Verarbeitung. Klar, an einem Audi oder einem BMW lässt sich der Mustang kaum messen. Doch man vermisst - abgesehen vielleicht vom Navigationssystem - nichts wirklich Wichtiges. Die elektrisch verstellbaren Ledersitze passen gut. Allein das nur in der Höhe verstellbare Lenkrad verhindert die perfekte Sitzposition.

Die Instrumente mit ihren sechs Runduhren erinnern an die gute alte Zeit, als Kraftstoff noch zu Dumpingpreisen floss. Apropos - der Mustang soll sich im Drittelmix zwischen 14 und 17 Liter auf 100 Kilometer genehmigen. Angesichts von 500 PS wäre das durchaus annehmbar.

Das straffe Fahrwerk zeigt geradezu europäische Tugenden. Die Lenkung ist extrem direkt, die Bremse bissig und die Federung für einen Sportwagen nicht unkomfortabel.

Mehrfach unerreicht

Wer sich für einen Mustang interessiert, der wird den Shelby lieben. Er ist eine Kanonkugel auf Rädern, die von geübter Hand im Zaum gehalten werden will und von endlos langen Landstraßen gar nicht genug bekommt. Sein Spaßpotenzial ist in dieser Klasse wohl unerreicht.

Das mit dem "unerreicht" gilt allerdings auch für den Preis. Zumindest in Deutschland. In den USA wird der Mustang Shelby GT500 ab sensationellen 42.975 Euro angeboten - zumindest offiziell. "Der Wagen wird in den USA derzeit rund 20.000 Dollar über Liste gehandelt", relativiert Dieter Thiel den virtuellen Schnäppchenpreis. "In entsprechender Ausstattung mit Transport, Zoll und entsprechender Umrüstung bieten wir ihn ab 72.000 Euro an."

In Preis und Leistung kann da allenfalls noch eine Corvette mithalten. Auch die bietet Historie - aber eben nicht den Namen Carroll Shelby. Für die ganz Mutigen gibt es vom Shelby sogar eine Cabrio-Version. Doch für echte McQueen-Fans wird ein Mustang Shelby immer ein Coupé bleiben.

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