Fahrbericht: Lexus RX 400h:Politisch korrekt, aber unhandlich

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Drei Motoren, und trotzdem nichts für Angeber: von den Reizen und Risiken eines großen Hybriden.

Michael Kuntz

Frust kam auf in der Schwabinger Tiefgarage: Zwar ließ sich der silbergraue Lexus RX 400h mühelos auf den freien Parkplatz steuern, doch die Freude über den sauber an der Mauer platzierten rechten Außenspiegel währte nicht lange. Denn die Fahrertür des voluminösen Vehikels ging nicht mehr auf, an Aussteigen war nicht zu denken.

Der in Hollywood beliebte Geländewagen belegte den knappen Münchner Parkraum in voller Breite. Die Nacht musste das Testauto dann am Ungererbad parken, in einem etwas problematischen Umfeld, seit dort das Mitglied einer Verbrecherbande auf einer Motorhaube verblutete, was allerdings schon ein paar Jahre her ist und jeder längst vergessen hat, der in größeren Kategorien zu denken gewohnt ist. Das aber empfiehlt sich.

Nichts als Schweigen

Denn eine gewisse Größe bietet der Hybrid-Lexus nicht nur, die fordert er auch: beim Parken und beim Portemonnaie, beim Angeben und beim Verhalten sich selbst und anderen gegenüber. Der letzte Punkt ist der gefährlichste.

Das Einstecken des Schlüssels in das Zündschloss quittiert der Lexus mit einem leuchtenden Schriftzug "Ready" am Tacho und das ist es schon. Kein sonores Aufheulen des Triebwerkes - nichts, rein gar nichts. Ein Elektromotor schweigt. Das ist nicht nur ein Problem für den Fahrer selbst, auch Radfahrer und Fußgänger leben gefährlich, weil sie dieses Auto nicht hören.

Was tun? Ein leichtes Antippen der Hupe führt zum sicheren Totalverschiss. Welcher Idiot hupt schon Radler oder Fußgänger an. Dabei hatte man gerade noch so ein reines Gewissen wegen der drei Motoren. Wer, wenn nicht man selbst, fährt schon drei Motoren spazieren, um sich am Wechselspiel des 211-PS-Benzinmotors mit dem Elektromotor (167 PS) vorne und dem Hilfs-Elektromotor an der Hinterachse (68 PS) zu erfreuen.

Weil doch in jedem Fall wahnsinnig viel Energie erzeugt wird, wenn man den Jaufenpass bergab rollt - was sich allerdings nicht regelmäßig einrichten lässt. Dass ein Kick-down bergauf die Verbrauchsanzeige auf knappe 70 Liter schnellen lässt und 24 Liter auf der Autobahn normal sind, man muss das ja nicht jedem sagen.

Alles in allem spielte sich das bei etwas mehr als zehn Liter im Durchschnitt ein. Blöd auch, dass man mit so einem politisch superkorrekten Lexus nicht richtig angeben kann, weil ihn in Europa praktisch keiner erkennt und seine Straußenei-förmige Karosserie auch nicht jeden anspricht.

Faszinierendes Display

Die Spannung auf der Bergstrecke wird sehr gesteigert durch das faszinierende Display. Es zeigt die Energieströme zwischen den Motoren und der Batterie. Oder die Navigation. Oder das Balkendiagramm mit der Energiebilanz. Die Beifahrerin jedenfalls langweilt sich nicht.

Sie ist damit beschäftigt, den Fahrer zu ermahnen, jetzt endlich wieder auf die Serpentine zu schauen. Im Übrigen ist sie von anspruchsvoller Technik nicht so leicht zu beeindrucken. Sie behauptet allen Ernstes, die Ledersitze im Volvo seien besser als die im Lexus für seine mindestens 60.900 Euro. Außerdem vermisst sie ein adäquates Fach für ihren Stoff-Elch. So ein Quatsch, ein Elch im Lexus.

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