Erstmals seit 20 Jahren:Zahl der Verkehrstoten steigt

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Erstmals seit zwei Jahrzehnten sind wieder mehr Menschen bei Unfällen auf Deutschlands Straßen ums Leben gekommen. Eine schlüssige Erklärung für die traurige Trendwende gibt es nicht.

Martin Wittmann

Es sind beunruhigende Zahlen, die das Statistische Bundesamt in Wiesbaden am Montag veröffentlichte: Auf Deutschlands Straßen sind von Januar bis September 2938 Menschen bei Unfällen ums Leben gekommen, das waren 5,9 Prozent mehr als in den ersten drei Quartalen 2010. Damit ist zum ersten Mal seit 20 Jahren die Zahl der Verkehrstoten wieder gestiegen. Eine schlüssige Erklärung für diese Zunahme haben Experten indes nicht.

Von Januar bis September sind auf Deutschlands Straßen 2938 Menschen bei Unfällen ums Leben gekommen - 5,9 Prozent mehr als in den ersten drei Quartalen 2010. (Foto: dpa)

Der naheliegendste Grund für die hohen Zahlen wäre das Wetter. Denn das Frühjahr 2011 brachte sehr schönes Wetter, was die Anzahl der Fußgänger und Motorradfahrer auf den Straßen erhöhte. Die Zahl der getöteten Motorradfahrer stieg demnach leicht, die der ums Leben gekommenen Fußgänger gar um fast ein Viertel. Dass aber im selben Zeitraum weniger Radfahrer als im Vorjahr tödlich verunglückten, lässt die Wetter-Theorie wanken. "Wir können es letztlich nicht richtig erklären", sagt Wolfgang Steichele, der als Verkehrsstatistiker beim Allgemeinen Deutschen Automobilclubs (ADAC) tätig ist.

Zudem stieg auch im Sommer und im Herbst die Zahl der tödlichen Unfälle. Allein im September kamen 395 Menschen bei Verkehrsunfällen ums Leben, 5,3 Prozent mehr als im Vorjahresmonat. Im August war die Zahl der Verkehrstoten sogar um 27 Prozent auf 380 gestiegen. Auch dafür haben die Statistiker bisher keine schlüssige Erklärung. Trotz der aktuellen Zahlen erwarte man für das Jahr 2011 immer noch die zweitwenigsten Verkehrstoten seit 1951, sagt Steichele. 2010 war der bisherige Tiefststand erreicht: Im ganzen Jahr starben auf den deutschen Straßen 3648 Menschen bei Verkehrsunfällen - so wenig wie noch nie seit Beginn der Statistik vor 60 Jahren. Der Höchststand war im Jahr 1970 erreicht, mit 21 332 Unfalltoten. Seit 1991 hatte das Bundesamt einen kontinuierlichen Rückgang verzeichnet.

Nach vorläufigen Ergebnissen verunglückten in den ersten neun Monaten dieses Jahres insgesamt 295 200 Menschen, 4,2 Prozent mehr als im Vorjahreszeitraum. Bundesweit erfasste die Polizei rund 1,7 Millionen Unfälle, das waren etwas weniger als im Vorjahr. Zwar passierten mehr Karambolagen mit Verletzten (plus 4,6 Prozent), dafür gab es weniger Unfälle mit ausschließlich Sachschaden (minus 2,3 Prozent). Jedes der Bundesländer hatte mehr Unglücke zu melden als noch im Vorjahr. Die meisten Unfälle (53 158) und die meisten Unfalltoten (548) gab es in Bayern, die meisten Verletzten (57 029) in Nordrhein-Westfalen. Den stärksten Anstieg der Verletztenzahlen hatte Berlin mit 11,6 Prozent zu verzeichnen.

© SZ vom 22.11.2011 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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