Detroit Motor Show:Die Automesse der Ewiggestrigen

Pick-ups, SUVs, Muscle Cars. Die Detroit Motor Show zeigt: In Amerika muss noch immer alles größer sein. Und die deutschen Hersteller machen fleißig mit.

Von Felix Reek

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(Foto: AFP)

Zur Mercedes G-Klasse gehört wohl irgendwie ein martialischer Auftritt dazu. Untermalt von bombastischer Musik, flimmert das kantige SUV zunächst über die Videoleinwände der Detroit Motor Show. Stürmt durch Geröll, Flussbetten, jagt Berge hinauf. Bis zwei Exemplare in natura eine Rampe herabschießen und umsäumt von Flammenwerfern, an denen Rammstein ihren Spaß hätten, am Bühnenrand parken. Ein vollkommen normales Alltagsszenario also für jeden potenziellen Kunden des Großstadt-Geländewagens.

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(Foto: dpa)

Das alles kann nur schwer darüber hinwegtäuschen, dass in Zeiten des Klimawandels ein schwerer Geländewagen vor allem eines ist: hoffnungslos altmodisch. Das weiß offensichtlich auch Stargast Arnold Schwarzenegger, der seit 25 Jahren G-Klasse fährt. Es sich aber nicht nehmen lässt, Mercedes-Chef Zetsche nach dessen 20-minütiger Lobhudelei auf den Geländeklassiker zu fragen, wie es denn mit Elektroautos bei Daimler aussieht. Der Schauspieler ließ sich mangels Alternativen seine eigene G-Klasse umbauen. Sie fährt jetzt rein elektrisch.

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(Foto: dpa)

Wann das bei Mercedes sein wird, will Zetsche auf der Präsentation der G-Klasse in Detroit trotz Schwarzeneggers hartnäckiger Nachfrage nicht verraten. Da hilft am Ende auf den Schock wohl nur ein Schnaps.

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(Foto: AFP)

Die neue G-Klasse gibt es bislang nur mit dem gewaltigem 4,0-Liter-V8-Biturbo-Aggregat mit 422 PS. Ein weiterer Motor dürfte auf dem Autosalon in Genf im März folgen. Die weltweit meistverkaufte Motorisierung ist der G 63 AMG mit 571 PS, nicht gerade ein Öko-Modell. Arnold Schwarzeneggers elektrische G-Klasse wird also auch in absehbarer Zukunft ein Einzelstück bleiben.

Chevrolet Silverado

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(Foto: AFP)

Um Ökologie und Elektroautos schert sich auch der Rest der Hersteller auf der Detroit Motor Show wenig. Der Benzinpreis ist niedrig, der aktuelle Präsident leugnet den Klimawandel. So fährt es sich im größten Spritfresser ganz ungeniert. Davon gibt es auf der Automesse reichlich. Chevrolet bewirbt den Silverado zum Beispiel damit, dass er um 200 Kilogramm leichter ist als der Vorgänger. Was nach viel klingt, relativiert sich beim Blick auf die Fahrzeugdaten des Modells von 2013. Das wiegt bis zu 3,8 Tonnen.

Chevrolet Silverado

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(Foto: Jewel Samad/AFP)

In den USA ist das nicht ungewöhnlich. Die F-Serie von Ford, in deren direkter Konkurrenz der Silverado traditionell steht, ist seit Jahrzehnten das meistverkaufte Auto. Ein bis zu sechs Meter langer Pickup-Truck, mit dem sich in Deutschland niemand in eine Innenstadt trauen würde. Ganz anders in den USA. Die fünf meistverkauften Automodelle sind zurzeit Pickups oder SUVs. Auf Platz zwei: der Chevrolet Silverado.

Ford Ranger

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(Foto: AFP)

Zwar hat Ford angekündigt, bis 2022 neun Milliarden Euro in Elektro- und Hybridfahrzeuge zu investieren, in Detroit ist davon aber nichts zu sehen. Stattdessen zeigt das Unternehmen den Ford Ranger, eine Pickup-Serie, die in Amerika eigentlich 2011 eingestellt, aber beispielsweise in Europa beibehalten wurde. So versucht Ford, den Autoboom in den USA zu nutzen. Die Optik und der Antriebsstrang des Ranger wurden überarbeitet, das Image blieb: Nur im Pickup können die Amerikaner die endlose Weite des Westens genießen. Wem das noch nicht klar war, erkennt dies dank des Bühnenbildes bei der Vorstellungs des Ranger. Noch in diesem Jahr soll der Truck auf den amerikanischen Markt kommen.

Ram 1500

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(Foto: AFP)

Das gilt auch für den neuen Ram 1500, der eine ähnliche Zielgruppe wie die Ford F-Serie und der Chevy Silverado ansprechen und bis zu eine Tonne zuladen können soll. Die Motorisierungen ist entsprechend üppig ausgefallen. Der Ram ist mit einem 3,7-Liter-V6 oder einem 5,7-Liter-V8 Aggregat konfigurierbar, nun jedoch ergänzt durch ein 48-Volt-Mildhybridsystem. Ein 3,0-Liter-Dieselmotor ist für den Ram ebenfalls erhältlich.

Ford Mustang Bullitt

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(Foto: dpa)

Sparsam dürfte auch dieser amerikanische Klassiker nicht sein, der wie kein anderes Modell auf der Detroit Motor Show verdeutlicht, wie sehr die US-Autoindustrie noch von ihrer glorreichen Vergangenheit zehrt. Die Fotografen umringen das Muscle Car so sehr, dass es kaum zu erkennen ist.

Ford Mustang Bullitt

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(Foto: AFP)

Pünktlich zum 50. Jahrestags des Filmklassikers "Bullitt" mit Steve McQueen zeigt der US-Hersteller in Detroit eine Sonderedition des Ford Mustangs. Damit keine Zweifel aufkommen, dass es sich bei der neuen Version um einen direkten Nachfolger des Mustang GT 390 Fastback aus dem Jahr 1968 handelt, engagierte Ford nicht nur Steve Mc Queens Enkelin Molly ...

Ford Mustang GT 390 Fastback

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(Foto: AFP)

... sondern organisierte auch noch einen der beiden im Film verwendeten Mustangs. Der leistete 1968 schon gewaltige 320 PS. 2018 darf es natürlich ein bisschen mehr sein. Unter der Haube des Sondermodells arbeitet ein Fünfliter-V8-Motor mit 475 PS. Bis zu 262 Kilometer pro Stunde schnell soll der neue Mustang sein. Die bei den Amerikanern übliche Automatik gibt es in der "Bullitt"-Variante nicht, stattdessen wird per Hand geschaltet. In Remiszenz an den Film mit Steve McQueen mittels einer weißen Billardkugel statt des üblichen Schaltknaufs.

VW Jetta

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(Foto: Jose Juarez/dpa)

Steve McQueens Enkelin, ein legendäres Filmauto, riesige Trucks und SUVs: Dagegen konnte die Präsentation des neuen VW Jetta nur allzu nüchtern und spaßbefreit wirken. Doch während der Mittelklasselimousine in Deutschland seit Jahrzehnten ein Rentner-Image anhaftet, fahren in den USA vor allem junge Menschen den Volkswagen. Es ist das Auto für diejenigen, denen ein SUV zu streitbar ist. Entsprechend reduziert sieht auch die aktuelle Generation des Jetta aus. Mittlerweile fast so groß wie der Passat, wurde vor allem an den Sicherheitsassistenzsystemen der Limousine gearbeitet. In der neuesten Generation gibt es jetzt Rückfahrkamera, Spurhalteassistent und animierte Instrumente. Der Verkauf des Jetta beginnt zunächst in Mexiko, Mitte 2018 dann in den USA. Autofahrer in Deutschland müssen sich übrigens keine Gedanken um ein etwaiges Rentnerimage machen. Der Jetta wird nicht mehr in Europa angeboten.

BMW i8

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(Foto: AFP)

Alternative Antriebe muss man in Detroit intensiv suchen. BMW zeigt beispielsweise das Facelift seines Hybrid-Sportwagens i8. Doch auch hier sind Änderungen nur im Detail zu finden, obwohl das Auto bereits vier Jahre alt ist. Die Leistung des E-Motors wurde verbessert, die Reichweite erhöht. So leistet der i8 jetzt insgesamt 374 statt 362 PS.

BMW X2

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(Foto: AFP)

Mehr Aufmerksamkeit widmete BMW in Detroit seinem neuen Lifestyle-SUV. Der X2 ist zwischen X1 und X3 angesiedelt, aber sportlicher geschnitten. Der Nachteil: Selbst der kleinere X1 hat einen größeren Kofferraum (505 statt 470 Liter). Zielgruppe dürften also vor allem Großstädter sein, denen das Design des Autos wichtiger ist als sein praktischer Nutzen. Die Preise für den X2 mit Vierzylindermotor und 192 PS starten bei etwa 40 000 Euro.

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