Daihatsu Copen:Klein, überraschend und ein Herzensbrecher

Lesezeit: 3 min

Das neue Cabrio von Daihatsu erinnert an einen Bonsai-TT. Zwar hat der Copen deutlich weniger Leistung als das Original aus Ingolstadt, die Blicke der Passanten sind dem Kleinen trotzdem sicher.

Karl Forster

Es war vor vielen Jahren. Da beantwortete ein junger Mann die Prüfungsfrage für die Journalistenschule "Was wird bei einer Bonsai-Ausstellung gezeigt?" lustig, aber falsch: "Werke von Bonsai".

Der Copen hat auf 3,40 Meter alles, was Spaß macht: zwei Sitze und ein Faltdach. (Foto: Foto: Daihatsu)

Er wurde trotzdem Journalist, und im Laufe des Berufs begegnete er dem Wort mehrmals als Metapher für klein oder zu klein Geratenes. Zum Beispiel Bonsai-Macho (Joachim Fuchsberger), Bonsai-Portion (Novelle cuisine), Bonsai-Politiker (Markus Söder).

Als er nun im Verlagshof ein Auto vorfand, so klein wie gelb und aus dem Hause Daihatsu stammend, schoss ihm, nicht nur der japanischen Herkunft wegen, eine neue Variante dieses Bildes durch den Kopf: Bonsai-TT. Er stellte später fest, dass auch die PR-Strategen des fernöstlichen Autoherstellers mit einem ähnlichen Vergleich kokettieren: Baby-TT.

Wo ist hinten, wo ist vorne?

Dieser Autozwerg hört auf den Namen Copen, was aus "compact" und "open" zum Wort gefügt wurde und sieht, zumindest geschlossen, aus, als stamme sein großer Bruder aus Ingolstadt. Das muss nicht unbedingt ein Kompliment sein, denn es gibt Menschen, die mögen keine Autos, bei denen man nicht sieht, wo vorne und hinten ist.

Einige Details aber sind doch deutlich anders als beim TT, nicht nur der Preis von 17200 Euro. Da wäre zum einen das Dach. Es ist, wie vieles am Copen, aus Aluminium und versenkt sich über vier Scharniere in 20 Sekunden hinter den Sitzen.

Da ist das Aggregat mit nur 660 Kubikzentimeter Hubraum. Es bringt immerhin 50kW (68PS) auf die eigens von Bridgestone entwickelten Reifen, die sinnvollerweise recht schlank sind, weil bei einem Leergewicht von nur 830 Kilo breitere Schlappen die Aquaplaninggefahr rapide erhöhten.

Der Frauenschwarm

Und da ist das Lenkrad: Es findet sich - da staunt die Zielgruppe aus jungen, dem Vergnügen nicht abholden Frauen - rechts. Der Hersteller will uns weismachen, man wolle, ganz in britischer Tradition, auch den Menschen in Ländern mit Rechtsverkehr das absolute Roadster-Feeling garantieren.

Womöglich ist es aber einfach so, dass für rechts fahrende Nationen die Verkaufszahlen nicht reichen, um eine eigene Fertigungslinie mit dem Volant auf der linken Seite zu rechtfertigen.

So müssen halt viele Bewegungsabläufe neu koordiniert werden. Also: rechter Ellenbogen raus, links oben zum Rückspiegel schauen und vor allem links schalten. Doch das ist überraschend schnell gelernt. Und es macht Freude, sich an der Ampel mit der Fahrerin beispielsweise eines ausgewachsenen TT von Tür zu Tür zu unterhalten. Man ist sich so nahe...

Fröhlich pfeifender Turbo

Auch das mit dem Überholen funktioniert ganz gut - in lang gezogenen Linkskurven. Denn der Kleine ist quicklebendig; fröhlich pfeift der Turbo aus dem Doppelrohr, bis zu Tempo 100 hüpft der Kleine forsch voran. Und selbst bei gut 160 km/h ist die gefühlte Sicherheit im absolut grünen Bereich.

Freilich ist die Beschwörung des alten britischen Fahrgefühls - man erinnert sich mit wohligem Schrecken an TR-6-Ausflüge und Frogg-eye-Abenteuer früherer Jahre - etwas übertrieben. Der 3,40 Meter kurze Japaner, auf den Zentimeter der untersten Steuerklasse seiner Heimat angepasst, liegt wie ein Brett auf dem Asphalt, der Weg in den Grenzbereich ist weit.

Doch der Copen ist, bei aller Sportlichkeit, vor allem ein Stadtgefährt. Ein echter Hingucker, der zum Shoppen aber nur bedingt taugt, denn: Ist das Dach ins Heck geklappt, passen bestenfalls ein Bikini plus Handtuch in das, was Kofferraum heißt.

"Mei, is der liab"

Aber man genießt das seltene Gefühl, ungläubig staunende Porschefahrer oder BMW-Lenker mit dem berühmten Jawasisndas-Blick zu sehen. Die "Mei, is der liab"-Zitate, die von den Bürgersteigen rüberwehen, füllen ganze Notizblöcke. Und sollte man länger zu zweit den Vollmond genießen wollen, hilft die Sitzheizung.

Sicher, ein paar Kleinigkeiten gibt es immer, über die man sich ärgern könnte. Über die etwas hakelige Schaltung vielleicht, darüber, dass die Fahrertür schon nach 8000 Kilometer heftig klappert und dass sich der Sicherheitsgurt auf der Fahrerseite gerne in der Führung verklemmt. Und dass das Testgefährt mit einen Aluminiumschaltknauf ausgerüstet war, führte zu Schmerzen. Copen heißt open, open heißt Sonne, Sonne auf Aluminium heißt heiß, heiß brennt auf der Haut.

Dafür aber ist jeder Copen handgefertigt, in Japan muss man fünf Monate auf den Winzling warten. Jeder einzelne der kleinen Roadster hat also sozusagen seine eigene Persönlichkeit. So wie jeder Bonsai.

Daihatsu Copen; Rechtslenker; 50kW (68PS); max. Drehmoment: 100Nm bei 3200/min; 0-100km/h: 11,7s; Vmax: 170km/h; Praxisverbrauch: 8,4 Liter Super; EU3; Grundpreis: 17200 Euro.

© SZ vom 10.08.2005 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite
Jetzt entdecken

Gutscheine: