Blech der Woche (79): Seat Bocanegra:Mit schwarzer Schnauze

Bevor Seat zum VW-Konzern kam, baute man dort Jahrzehnte lang in Lizenz Fiat-Modelle. Wer aber kennt noch die Seat-Eigenentwicklung Bocanegra?

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Bevor Seat zum VW-Konzern kam, baute man dort Jahrzehnte lang in Lizenz Fiat-Modelle. Wer aber kennt noch die Seat-Eigenentwicklung Bocanegra?Ein solches Auto in Deutschland zu besitzen und mit Begeisterung zu fahren, lässt vermuten, dass auch der Eigentümer von der iberischen Halbinsel stammt. Genauso ist es: José Vicente Remon Honrubia (den wir hier der Einfachheit halber José nennen wollen; Carsablanca-Mitgliedsname JO53) ist gebürtiger Spanier, doch inzwischen seit längerem in Niedersachsen ansässig. Im deutschen Norden steht er in den Diensten der Automobilindustrie. Wie so viele andere Menschen in diesem Berufsumfeld auch hat José einen gehörigen Schuss Benzin im Blut und fachsimpelt gern mit seinen Kollegen. Die teilen sein Interesse, auch wenn sie aus anderen Ländern stammen.

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"Eines Tages habe ich mit einem britischen Kollegen über die Vorzüge und Nachteile der Fahrzeuge aus unseren jeweiligen Heimatländern diskutiert", berichtet José."Das war so ähnlich, wie wenn Jungs Autoquartett spielen. Ich war dabei, etwas ins Hintertreffen zu geraten. Bis ich begann, vom Seat Bocanegra zu berichten." Den kannte der Brite gar nicht, also musste das Internet als Wissensspender herhalten. "Danach hat mich selbst der Gedanke an das Auto nicht mehr los gelassen", gibt José zu. Was als Spielerei unter Männern begann, entwickelte sich bei ihm zur Obsession.

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Doch in Deutschland war ein solches Fahrzeug nicht aufzutreiben. Zwar hatte der Importeur Walter Hagen von 1977 an das zweitürige Coupé nach Deutschland gebracht, aber die wenigen verkauften Stücke sind mittlerweile alle verschwunden.Viele werden es ohnehin nicht gewesen sein, denn bereits zwei Jahre später wurde das Modell eingestellt, ohne einen Nachfolger zu bekommen.

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Dabei handelte es sich um die erste Eigenentwicklung der spanischen Autobauer, die bis dahin den Vorgaben Fiats immer bedingungslos gefolgt waren.Auf Fiatteilen basierte auch der Bocanegra, der eine Kombination aus dem Fahrgestell des 127 mit den Motoren der 124er-Reihe und einer eigenständigen Karosserie war.

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Nach langer Recherche fand der Mann aus Südeuropa in einer Online-Auktion sein heutiges Prachtstück in Spanien. Der Wagen stammte aus dem letzten von vier Produktionsjahren, also 1979.Der Verkäufer war erst der zweite Besitzer und selbst ein Auto-Enthusiast, der seine Sammlung verkleinern und deshalb den seltenen Seat verkaufen wollte.

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Das in "champagner-goldmetallic" lackierte Coupé, dessen Seitenansicht manchen Betrachter an einen geschrumpften Oldsmobile Toronado mit gechoppter Front und koupiertem Heck erinnert, war laut Beschreibung in gutem Zustand.So kaufte José den Wagen blind nach den Angaben des Verkäufers, flog mit einer Billig-Airline von Hannover aus in seine ehemalige Heimat und stand dort seiner Neuerwerbung erstmals gegenüber.

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Es bestätigte sich der Zustand 2 -zumindest optisch. Technisch bestand allerdings noch etwas Handlungsbedarf, wie sich auf den ersten Kilometern heraus stellte: "Der Kühler begann zu kochen", erinnert sich der Eigentümer."Das war erst einmal ein Schock, doch die Ursache war schnell gefunden: Der Thermostat war defekt." Es folgte die Zulassung in Deutschland, die - entgegen anfänglicher Befürchtungen - ohne große Schwierigkeiten vonstatten ging.

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Das nächste Mal zeigte der "Schwarze Mund" (diese Bezeichnung trägt das Seat Coupé aufgrund seiner schwarzen Kunststofffront, die ihn wie einen straßenzugelassenen Versuchsträger wirken lässt) seinem Fahrer eine lange Nase, als er einen Ausflug in den Harz machte. "Plötzlich war alles dunkel - Ausfall der Bordelektrik", denkt José mit Schaudern an die Fahrt zurück.

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Ein Neustart des Wagens unter Streicheln und Absingen spanischer Lieder behob das Problem vorübergehend, doch kurze Zeit später trat das Phänomen auf der Heimfahrt vom Arbeitsplatz in Wolfsburg zu Josés Domizil in Braunschweig erneut auf: "Sobald ich das Bremspedal berührte, war alles im Auto aus - also spätestens bei jedem Ampelstopp", erläutert José."Das hieß: rechts ran rollen, neu starten, und weiter bis zur nächsten Ampel..." Ein neues Zündschloss löste das Problem schließlich dauerhaft.

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Ansonsten ist der kantige Seat weitgehend im Originalzustand, wenn man von den neu bezogenen Sitzen absieht.

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Die 77 Pferde unter der Haube können heute etwas besser atmen, seit der originale Vergaser durch einen 34er Weber in Kombination mit einem Sportluftfilter ersetzt wurde. Die ...

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... nachgerüsteten CD-30-Crommodora-Alufelgen stehen ihm ganz gut und sind zeittypisch.Und was freut José nun am meisten an seinem Seat Coupé? "Dass ich es besitze! Das ist, als hätte ich ein Stück meiner spanischen Heimat nach Deutschland geholt."Alle Fotos: Carsablanca

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