Sömmerda:Motorenwerk in Kölleda bekommt Batteriemontage

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Die Motorenfabrik der MDC Power GmbH in Kölleda. (Foto: Martin Schutt/dpa)

Im Motorenwerk von Mercedes-Benz in Kölleda werden derzeit Benzin- und Dieselmotoren gebaut. Über die Zukunft des Werkes wurde angesichts des Trends zur Elektromobilität spekuliert. Nun gibt es eine Perspektive.

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Stuttgart/Kölleda (dpa/th) - Der Autobauer Mercedes-Benz will im MDC-Motorenwerk in Kölleda künftig eine Batteriemontage aufbauen. Gespräche mit der Landesregierung dazu seien auf einem guten Weg, eine finale Entscheidung sei in wenigen Wochen zu erwarten, sagte Produktions- und Logistikchef Jörg Burzer. Ähnlich äußerte sich das Thüringer Wirtschaftsministerium. An dem Standort mit 1300 fest angestellten Mitarbeitern sollen laut Burzer ab 2026 oder 2027 erste Anlagen anlaufen. Neben Batterien würden dort vorerst auch weiter Verbrennungsmotoren gebaut.

Über die Zukunft des großen Werkes, dass einschließlich von Dienstleistern bis zu 2000 Menschen Arbeit geben soll, war angesichts des Trends zur Elektromobilität immer wieder diskutiert worden. Bisher werden in Kölleda Benzin- und Dieselmotoren für eine Vielzahl von Autowerken produziert.

Mercedes will bis 2025 die Hälfte seiner Autos elektrisch produzieren und bis 2030 in der Lage sein, nur noch Elektroautos zu bauen. Insgesamt will das Unternehmen in den nächsten Jahren einen mittleren einstelligen Milliardenbetrag für Standorte in Europa und China in die Hand nehmen. Damit solle auch Beschäftigung gesichert werden. Wie viel Geld konkret in Kölleda investiert wird, teilte das Unternehmen am Mittwoch nicht mit.

Thüringens Wirtschaftsminister Wolfgang Tiefensee (SPD) nannte die Entscheidung zum Aufbau einer Batterieproduktion einen „wichtigen Beitrag zur Standortsicherung“. Eine Unterstützung des Projekte sei im Rahmen der Regionalförderung zugesagt worden. Tiefensee: „Die Landesregierung wird das Bemühen von Mercedes-Benz, die Arbeitsplätze am Standort zu erhalten und das Unternehmen langfristig zukunftssicher aufzustellen, nach Kräften unterstützen.“ Für die Restrukturierung des Standorts wird laut Ministerium ein Investitionszeitraum bis Ende 2026 angepeilt. Wichtig sei, dass die Motorenproduktion weiter laufe.

Die Mercedes-Benz Tochter MDC Power produziert in Kölleda seit 2003 Otto- und Dieselmotoren. Über 12 Millionen Motoren wurden nach Unternehmensangaben bislang gebaut.

Der Entscheidung vorausgegangen war nach Angaben von Arbeitgeberseite und Betriebsrat ein zähes Ringen über die Zukunft der deutschen Standorte. Letztlich sei keine der Produktionsstätten für Antriebsstränge nicht in den Plänen berücksichtigt, sagte Burzer. Auf die Beschäftigten kommen nach Angaben von Betriebsratschef Ergun Lümali aber einige Anforderungen mit Blick auf die Flexibilität zu: Bei Bedarf zusätzliche Schichten oder vorübergehende Nachtschichten seien damit eher möglich. „Materiell haben wir überhaupt keine Zugeständnisse gemacht.“ Bei Mercedes-Benz gelte ein Ausschluss von betriebsbedingten Kündigungen bis zum Jahr 2030.

Der Geschäftsführer der Thüringer Branchenvereinigung automotive thüringen, Rico Chmelik, rechnet durch die Entscheidung von Mercedes-Benz für Kölleda mit einer Signalwirkung. Durch Neuansiedlungen und bereits getroffene Investitionsentscheidungen gebe es gute Voraussetzungen für einen Wachstumskern Elektromobilität im Freistaat.

Chmelik nannte das im Bau befindliche Batteriezellwerk des chinesischen Herstellers CATL, neue Batteriemanagementsysteme von Marquardt, Forschungseinrichtungen in Jena oder die Investition von Bosch Eisenach für den Ausbau der 48V-Technologie für Hybridfahrzeuge. Rund um diese Leuchttürme gebe es weiteres Potenzial. Chmelik plädierte dafür, Thüringen in den Verbund des vom Bund geplanten Deutschen Zentrums Mobilität der Zukunft einzubinden.

Mercedes-Benz teilte außerdem mit, dass im sächsischen Kamenz und in Brühl am Standort Untertürkheim ab 2024 der Hochlauf für Batterien für neue vollelektrische E-Modelle starten soll. In Peking in China ist das ab 2025 geplant. An allen drei Standorten werden auch aktuell schon Batterien gefertigt.

© dpa-infocom, dpa:221214-99-893401/4

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