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Reisen in Europa

Fabelhaftes Riga

Das Stadtpanorama von Riga zeigt in der Dämmerung Die neue Nationalbibliothek Lettlands, auch Lichtschloss genannt, und die Dzelzceļa tilts, die erste Eisenbrücke in Riga aus dem Jahre 1871/72. Foto: Indrikis Sturmanis

Wenn man auf den Spuren eines Romans durch die lettische Jugendstilmetropole reist.

Dann rief der Pilot, dass Lettland unter ihnen liege, und zwischen den dunklen Flecken der Wälder und den grauen Rechtecken der Felder entdeckte Marta blass-silberne Seen, die sich wie geschmolzenes Blei in der Schüssel eines Wahrsagers ausbreiteten.“ Wer von seiner Lektüre auf und aus dem Flugzeugfenster blickt, sieht die vom lettischen Autor Zigmunds Skujiņš beschriebene Landschaft direkt vor sich. Im digitalen Zeitalter würden klassische Reiseführer zum Auslaufmodell, titelten jüngst einige Tageszeitungen, Touristen nutzten zunehmend Apps. Doch es lohnt sich, sich gegen den Trend zu stemmen und auf den Spuren dieses Romans nach Riga zu reisen.

In „Das Bett mit dem goldenen Bein“ blättert Skujiņš die Chronik der (fiktiven) Familie Vējagals auf und verknüpft sie mit Ereignissen der lettischen Geschichte von 1860 bis 1980. Der 1926 geborene Autor starb 2022 in Riga, wo er zuletzt nahe des Jugendstilviertels rund um dieAlberta ielawohnte. Die Straße gilt als eine der schönsten Europas im Art-nouveau-Stil. Acht mit Drachen, Löwen, Göttinnen und Masken verzierte, um 1900 entstandene Häuser sind staatlich anerkannte Denkmäler; entworfen unter anderem von dem Architekten Konstantīns Pēkšēns, dessen ehemalige Wohnung heute ein Jugendstilmuseum beherbergt. 

Der lettische Autor Zigmunds Skujiņš

Der lettische Autor Zigmunds Skujiņš – Foto: privat

Ihren Namen verdankt die Albertstraße dem Bremer Bischof Albert von Buxthoeven, der Riga 1201 gegründet hat. Nahe der Ostsee am Fluss Daugava gelegen – die 25 Kilometer entfernte Rigaer Bucht ist der größte Kurort des Baltikums –, stieg es zur mächtigen Hafenstadt auf. Jahrhundertelang verdankten die Letten der Seefahrt und Landwirtschaft ihren Haupterwerb, sie beförderten die Entwicklung des Landes. Die Konkurrenz zwischen beidem verkörpern bei Skujiņš die Brüder Augustus und Noass, ein Bauer und ein Seefahrer, die im fiktiven Ort Zunte am Meer leben.

Mit der Zeit verlagert sich die Romanhandlung nach Riga: „die Menschen waren gut gekleidet, die Schaufenster waren in schon vergessener Attraktivität geschmückt, aus den Cafés strömten verführerische Gerüche.“ All dies nimmt die oben erwähnte Marta wahr, als sie während des Zweiten Weltkriegs durch die Marijas iela, die Marienstraße, eilt. Der Boulevard führt am Bahnhof vorbei ins historische Zentrum, das seit 1979 UNESCO-Weltkulturerbe ist.

Gut 100 Jahre früher wurde mit der Dzelzceļa tilts die erste Eisenbrücke erbaut, die heute zu einem weiteren Wahrzeichen führt: 2014 eröffnete Riga als Kulturhauptstadt Europas die neue Nationalbibliothek Lettlands. Das auch Lichtschloss genannte Gebäude bietet im 13. Stock einen fabelhaften Blick über die von Skujiņš so poetisch beschriebene Stadt.

Der Roman „Das Bett mit dem goldenen Bein“ kann so manchen Reiseführer ersetzen.

Der Roman „Das Bett mit dem goldenen Bein“ kann so manchen Reiseführer ersetzen. Foto: Zigmunds Skujins

Riga im Überblick | auf der Reiseseite www.liveriga.com
Jugendstilmuseum: www.jugendstils.riga.lv | Nationalbibliothek: www.lnb.lv

Zigmunds Skujiņš: „Das Bett mit dem goldenen Bein“, Mare, 608 Seiten, 48 Euro

Tina Rausch

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