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Mülltonne an Entsorger: Bitte leeren!

„Smart City“: Das klingt nach vernetzter Stadt, in der alle Bürgerservices über eine App erreichbar sind. Und nach Stadtwerken, die clevere IT-Lösungen bereitstellen. In Bayern findet man das schon in einigen Kommunen.

Am fehlenden Glasfasernetz muss die Digitalisierung auf dem Land nicht scheitern. Foto: Adobe Stock

Autofahrer sehen in einer App, wo Parkplätze frei sind. Wenn der Müllcontainer voll ist, wird das Entsorgungsunternehmen gerufen. Mitarbeiter der Wasserversorgung lesen Informationen über Durchflussmengen und Zählerstände jederzeit online ab. Und der Winterdienst rückt aus, wenn Sensoren zu Land und Luft melden: Glatteis im Anmarsch.

All das ist heute selbst in den entlegenen Winkeln des Freistaats machbar – sogar dort, wo es kein Highspeed- Glasfasernetz gibt. Um die Bürger idyllisch gelegener Gemeinden trotzdem ins Internet und zur kommunalen Angebotsvielfalt auf Großstadtniveau zu bringen, surfen Energieversorger großflächig auf schnelle Wellen. Die Technik heißt Long Range Wide Area Network, kurz LoRaWan, und nutzt den Funk statt des Stromnetzes. Wo immer Glasfasernetze fehlen, ermöglicht sie den Datenaustausch über weite Strecken, spart aber darüber hinaus eine Menge Energie. Digitalisierung in grün, sozusagen.

Für den IoT-Experten Michael Kögler von der Bayernwerk AG in Regensburg ist LoRaWan eine Technologie, die das Internet bis in den hintersten Winkel des Freistaats bringt. „Mit Ausnahme der großen Städte versorgen wir ganz Bayern“, erklärt Kögler. „Das ist eine gewaltige Fläche. Wo kein Glasfasernetz zur Verfügung steht, können wir mit LoRaWan arbeiten. Das deckt die weißen Flecken ab.“ Außerdem, setzt Kögler hinzu: „Es ist schnell installiert, lässt sich leicht warten und verbraucht längst nicht so viel Strom für den Datentransfer.“

LoRaWans wurden speziell für das Internet of Things (IoT) entwickelt, das Geräte wie Wasserzähler, Parkuhren, Temperaturfühler oder Lichtschranken mittels Sensoren und Software mit dem Internet kommunizieren lässt. So lässt sich zum Beispiel die Luftqualität in Innenräumen messen und automatisch die Belüftung in Gang setzen. Oder die Deckenbeleuchtung in der Stadthalle ausschalten, auch wenn der Letzte den Saal längst verlassen hat. Zahlreiche weitere Anwendungsgebiete sind denkbar, im Grunde all das, was über Glasfaser auch funktioniert. Oder eben nicht, wenn es nämlich nicht da ist.

Auch der Augsburger Regionalversorger Lechwerke treibt die Digitalisierung des öffentlichen Raums voran. In den Städten Königsbrunn und Stadtbergen im Landkreis Augsburg kommt ebenso ein LoRaWan-Funknetz zum Einsatz wie im oberbayerischen Denklingen. Mithilfe der digitalen Technik werden die kommunalen Abläufe und Services intelligent vernetzt und digital gesteuert. Damit kann die Stadt ihre Arbeitsabläufe optimieren und den Bürgerservice verbessern. Im ersten Schritt hat die Gemeinde Denklingen ihr Abfallsystem auf intelligente Technik umgestellt: Die Abfallbehälter sind nun mit Sensoren ausgestattet, die messen, ob die Behälter voll sind oder Tüten nachgefüllt werden müssen. Diese Daten übermitteln sie an ein sogenanntes Gateway. Von dort aus werden die Informationen per Mobilfunk in eine zentrale Datenbank übermittelt, dort aufbereitet und in einem Online-Portal den Nutzern zur Verfügung gestellt. In Ingolstadt kümmert sich das digitale Gründerzentrum „brigk“ um die klimafreundliche digitale Vernetzung. „LoRaWan allein macht unsere Städte nicht schlauer und unsere Prozesse nicht nachhaltiger – aber es gibt unseren Studierenden, Gründern, Unternehmen und Bürgern ganz neue Möglichkeiten, genau das zu tun“, sagt brigk-Geschäftsführer Franz Glatz. „In dieser Chance liegt das enorme Potenzial dieser Technologie.“

Sowohl Städte und Gemeinden als auch die kommunalen Energieversorger stehen inmitten eines beispiellosen Wandels, der mit dem Zwang zur Dekarbonisierung und dem demografischen Wandel gleich aus mehreren Gründen Veränderungen erfordert. „Für uns ist die Digitalisierung ein Mittel zum Zweck, um die Organisation effizienter zu gestalten und die Kundenorientierung zu optimieren“, sagt Michael Lucke, Geschäftsführer der Allgäuer Überlandwerk GmbH. Denn schnelles Internet ist längst ein wichtiger Standortfaktor: Es hilft, neue Unternehmen anzusiedeln und ermöglicht Familien, im Homeoffice zu arbeiten. Deshalb bauen die Stadtwerke Finsterwalde seit Jahren ein Glasfasernetz in Eigenregie auf – und das sogar ohne Fördermittel. Auch die Stadtwerke Rödental nahe Coburg haben mit eigenem Glasfasernetz und Rechenzentrum eine unabhängige IT-Infrastruktur mit hohem Sicherheitsniveau, um kommunale Einrichtungen wie Schulen und kritische Infrastrukturen wie Wasser-und Stromversorgung oder Krankenhäuser vor Cyber-Angriffen zu schützen.

Ein eher bodenständiges Beispiel für digitale Anwendungen findet sich in Würzburg. Unter dem Namen BigData@Geo hat die Julius-Maximilians-Universität ein Webportal gestartet, das Klimaprojektionen für Unterfranken und Sensordaten kombiniert. Das ermöglicht Prognosen für Stadtplaner und Entscheider aus der Land- und Fortwirtschaft. Sie bekommen nun treffsichere Antworten auf Fragen wie „Welche Rebsorte kann ich in den nächsten Jahrzehnten auf meinem Land anbauen?“ oder „Wie wahrscheinlich wird Spätfrost in den nächsten Jahrzehnten?“ Über die Ausweitung der verfügbaren Möglichkeiten wollen die Würzburger Forscher die Zukunftsfähigkeit der regionalen Wirtschaft unterstützen. „Die Digitalisierung“, sagt Ulrich Maas, Vorsitzender des Institut für den öffentlichen Sektor, „ist ein Aufbruch in eine neue Zeit, von der noch niemand sicher weiß, wie sie denn aussehen wird.“ 
                                                    

Karen Engelhardt

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Der runde Tisch teilnehmer

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  • ESTHER LÖB

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    Chief Operating Officer bei NTT Data

    Ist seit April 2020 Chief Operating Officer (COO) bei dem auf IT-Dienstleistungen spezialisierten Unternehmen NTT Data. Zuvor war er dort Geschäftsführer für das Ressort Automotive & Manufacturing sowie Leiter Digital Business Solutions in Deutschland, Österreich und der Schweiz. Malter ist seit Juli 2014 bei NTT Data und baute den Bereich Application Management aus. Zuvor war er als Partner und Executive bei IBM Global Business Services tätig.

  • DR.-ING
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    Leiter der Informationstechnologie

    Ist seit September 2019 Leiter der Informations- technologie der Stadtwerke München (SWM). Ochs ist bereits seit 2017 Geschäftsführer der SWM Infrastruktur GmbH, der SWM Infrastruk- tur Region GmbH und der Regio Netz München GmbH. Nach seiner Ausbildung zum Radio- und Fernsehtechniker studierte er die ingenieurwissenschaftlichen Studiengänge der Elektro- (FH) und Nachrichtentechnik (Univ.). Seine Promotion in Informationstechnik schloss an der Universität der Bundeswehr in München ab.

  • GEORG RINGMAYR

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    Leitender Ministerialrat und IT-Chef

    Ist seit 2001 IT-Chef der Bayerischen Polizei im Bayerischen Staatsministerium des Innern, für Sport und Integration. Darüber hinaus ist er einer der beiden Stellvertreter des Bayerischen Landespolizeipräsidenten und Leiter der vorgesetzten Dienststelle für den Digitalfunk BOS im Freistaat Bayern. Der Leitende Ministerialrat und Diplom-Informatiker kam 1992 zur Polizei und verantwortet die Informations- und Kommunikationstechnik für rund 44.000 Mitarbeiter der Polizei sowie den Digitalfunk für knapp 500.000 Nutzer bei allen Behörden und Organisationen mit Sicherheitsaufgaben.

  • PROF. DR. CLAUDIA WÖHLER

    BARMER

    Landesgeschäftsführerin Bayern

    Ist seit Januar 2017 Landesgeschäftsführerin der Barmer in Bayern. Nach dem Abschluss ihres Studiums der Volkswirtschaftslehre an der FU Berlin und anschliefiender Promotion begann sie ihre Karriere bei der Allianz Lebensversicherung AG und dem Bundes- verband der Deutschen Industrie e. V. in Berlin. 2005 wechselte sie nach München zur Vereinigung der Bayerischen Wirtschaft e. V., wo sie unter anderem als Geschäftsführerin und Leiterin der Abteilung Sozial- und Gesellschaftspolitik tätig war. 

  • GÜNTER ZUCHTRIEGEL

    Bayerische Versorgungskammer

    Abteilungsleiter IT-Anwendungen und stellv. Bereichsleiter IV

    Ist seit Januar 2004 Abteilungsleiter IT-Anwendungen und stellvertretender Bereichsleiter IV bei der Bayerischen Versorgungskammer (BVK). Seitdem hat sich sowohl sein Aufgabenspektrum als auch die Mitarbeiteranzahl verdreifacht. Die BVK beschäftigt aufgrund von Insourcing-Mafinahmen sowie durch Ausweitung der Entwicklung auf Portallösungen, diverse Web-Applikationen und Apps heute mehr als 100 Software- Entwicklerinnen und Entwickler.

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