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Geheimnisvolle Pfade

Der Wander- und Pilgerweg Gunthersteig ist nach dem Bayer- und Böhmerwald-Heiligen benannt

Geheimnisvolle Pfade

Glasaltar Dobrá Voda in der Barockkirche St. Gunther hoch über der Gemeinde Hartmanice im Böhmerwald. Foto: Tourismusverband Ostbayern/Ulrike Eberl-Walter

Gunthersteig ist bei Weitem nicht so bekannt wie der Goldsteig und dessen Varianten. Aber er ist mindestens ebenso interessant, abwechslungsreich und spannend. Denn er verbindet den Bayerwald und den Böhmerwald, Bayern und Tschechien und lehrt viel über die wechselvolle Geschichte dieser Region.

Der Ausgangspunkt dieses Fernwanderwegs ist die gotische Abteikirche des früheren Klosters Niederalteich, in das der Volksheilige Gunther (ca. 955 – 1045) im Jahre 1006 eintrat. Der Weg endet nach rund 85 Kilometern in Dobrá Voda (Gut Wasser, 885 Meter) in Tschechien, unterhalb des Březník (Gunthersberg, 1006 Meter), wo der Benediktinermönch hochbetagt starb. Die Route folgt damit in etwa dem Lebensweg Gunthers, der als „Rodungsmönch“ eine wichtige Rolle bei der Besiedlung des Bayer- und Böhmerwalds im Mittelalter spielte.

Die Region war damals ein Urwald. Zu Gunthers Zeiten entstanden die ersten Saumpfade für den Salz- und Warenhandel zwischen Bayern und Böhmen. Wer den gesamten Gunthersteig im Sommer durchwandern will, sollte fünf Tagesetappen einplanen. Im Winter ist es klüger, sich nur einzelne Abschnitte vorzunehmen – abhängig von der Schnee- und Wetterlage. Kompetente Informationen lassen sich bei den lokalen Tourismusinformationsbüros einholen. Schneeschuhe gehören bei einer Bayerwald-Winterwanderung zur obligatorischen Ausrüstung, ebenso Teleskopstöcke und wegen der Lawinengefahr ein LVS-Set.

Kirche in Rinchnach im niederbayerischen Landkreis Regen

Der Gunthersteig führt u.a. auch nach Rinchnach im niederbayerischen Landkreis Regen. Foto: Adobe Stock

Die erste Etappe vom Kloster Niederalteich (312 Meter) nach Lalling (446 Meter) führt via Hengersberg in den Vorderen Bayerischen Wald. Hier sind die Wege in der Regel gut begehbar, die Höhenmeter addieren sich auf rund 400 Meter. Mit fast 20 Kilometern Länge erfordert die Tour einige Kondition. Die Etappe von Lalling nach Rinchnach (563 Meter) führt am „Guntherstein“ (700 Meter) vorbei, ein wunderbarer Aussichtsort mit Blick bis zu den Alpen. Ob der streckenweise steile und unwegsame Anstieg im Winter begehbar ist, hängt sehr von den Schneeverhältnissen ab. Hier oben soll Gunther der Sage nach Rast gemacht und über seinen Platz in der Welt sinniert haben. Der Benediktinermönch hatte von seinem Abt den Auftrag erhalten, das Tal nördlich der Gebirgskette zu roden. Ein Niemandsland im Wortsinne und eine gefährliche Aufgabe.

Sollte der Weg zum Guntherstein nicht begehbar sein, bietet sich Kirchberg im Wald (736 Meter) als Ausgangspunkt für eine Zwei- bis Drei-Stunden-Tour nach Rinchnach (563 Meter) an. Dort gründete Gunther im Jahre 1011 ein Benediktiner-Kloster, das er Johannes dem Täufer widmete; wohl, weil er sich im Heidenland verortete, aber auch ein Hinweis darauf, dass hier schon Menschen lebten. Um 1727 gestaltete der berühmte Baumeister Johann Michael Fischer (1692 bis 1776) das Innere komplett neu, in einer Mischung aus Spätbarock mit Rokoko-Elementen. In München erbaute Fischer die Kirche St. Anna im Lehel, in Dießen am Ammersee die Kirche des früheren Augustiner-Klosters. Sehr empfehlenswert ist auch der historische Rundweg durch Rinchnach mit seinen klug kuratierten Informtionstafeln.

Panoramafot der Glasstadt Zwiesel mit dem Turm der Stadtpfarrkirche St. Nikolaus

Die Glasstadt Zwiesel: Schon von Weitem erkennt man den markanten Turm der Stadtpfarrkirche St. Nikolaus. Foto: Adobe Stock

Die offizielle dritte Sommeretappe führt von Rinchnach (563 Meter) bis nach Lindberg (663 Meter), der Gunthersteig führt mitten durch Zwiesel. Die Strecke addiert sich auf gute zwanzig Kilometer. In der schneereichen Arberregion ist freilich es klüger, sich schon vorab eine Unterkunft in Zwiesel zu reservieren und anderntags per Taxi nach Spiegelhütte zu fahren. So bleibt auch Zeit, sich die kleine Wallfahrtskirche „Maria Geburt“ (750 Meter) östlich von Rinchnach anzuschauen. In den Karten ist sie oft als „Frauenbrünnl“ eingezeichnet, weil neben ihr ein Bach entspringt. Auch die Bezeichnung „Guntherkircherl“ wird manchmal genannt. Denn hier soll Gunther einst als Einsiedler gelebt haben, vermutlich in einer Holzhütte.

Die Etappe von Lindberg nach Spiegelhütte (747 Meter) ist unspektakulär. Doch von dort wird es anstrengend: Nach dem Wildgehege Scheuereck (778 Meter) geht es steil bergauf in die Bergwälder des Nationalparks. Jenseits der 1000-Meter-Linie wird das Gelände etwas flacher und mündet in ein Filzen- und Schachten-Territorium. Etwa 1,5 Kilometer östlich einer Kreuzung mit dem Goldsteig (1075 Meter) wartet der Grenzübergang Pomezi (Gsenget, 985 Meter). Hier oben liegt der Schnee in der Regel immer hoch, Schneeschuhe sind unumgänglich. Ab jetzt sind wir im Nationalpark Šumava unterwegs. Es lohnt sich, auf die Spuren und Fährten im Schnee zu achten – hier leben Luchse, Wölfe, zuweilen Bären so wie Rot-und Schwarzwild. Angeblich trotteten auch schon Elche durch die Gegend. Mit sehr viel Glück sind auch Auerhühner und Auerhähne zu sehen oder zu hören, denn Tschechien hat hier eines der weltweit größten Schutzgebiete für die seltenen Vögel ausgewiesen. Nach der anstrengenden Grenzquerung bietet es sich an, in Prášily (Stubenbach, 853 Meter) zu übernachten. Zwischen 1950 und 1990 lag der Ort in einem Sperrgebiet und diente als Zentrum eines riesigen Truppenübungsplatzes; die Bevölkerung wurde zwangsumgesiedelt. Vor genau 30 Jahren wurde das Dorf neu gegründet und hat sich zu einem Wintersport- und Wandertourismus-Zentrum entwickelt. Vorab-Reservierung ist ratsam. Bis nach Dobrá Voda sind es rund zwölf Kilometer. Am Vintířova skála (Guntherfelsen) verbrachte der greise Mönch seine letzten Jahre. Die St. Gunther-Kirche ist einen Besuch wert, schon wegen seines Glasaltars, ebenso ein kleines jüdisches Museum. Dobrá Voda ist ein Ortsteil des Städtchens Hartmanice. Zurück fährt man am besten per Taxi zur Grenze nach Bayerisch Eisenstein. Von dort sind es 15 Minuten mit dem Bus nach Zwiesel. 

St. Gunther – ein Bayerwald- und Böhmerwald-Heiliger

Er ist bis jetzt kein echter Heiliger, der vermutlich in Thüringen geborene Adelige Gunther (ca. 955 bis 1045), der als „Rodungsmönch“ im Bayerwald und Böhmerwald tätig war und dort bis heute verehrt wird. Er trat im Jahre 1005 im reifen Alter fünfzig Jahren in das Benediktiner-Kloster Hersfeld (heute an der Grenze von Hessen und Thüringen) ein, kurz nachdem dort der aus Niederalteich stammende Gotthard (960 bis 1038) Abt geworden war.

Es war eine politisch turbulente Zeit. Nach dem überraschenden Tod Kaiser Ottos III (980 bis 1002) stritten sich verschiedene Fürsten um dessen Nachfolge. Heinrich II (973 bis 1024) setzte sich schließlich in einem komplizierten politischen Prozess durch, erst 1014 kürte ihn der Papst zum Kaiser. Auf wessen Seite Gunther und dessen Familie standen, ist unklar. Jedenfalls stiftete Gunther dem Kloster seine Besitztümer, im Gegenzug könnte er sich Schutz durch die Kirche und die Benediktiner erwartet haben – ein üblicher Handel in jener Zeit. Gunther trat eine Pilgerreise nach Rom an, wohl auf Anraten Abt Gotthards (nach dem auch der Gotthardpass benannt ist). Diese Wallfahrt führte zu einem „inneren Wandel“ Gunthers, wie es in der Literatur heißt. Gotthard versetzte Gunther nach Niederalteich. Seine eigentliche Bestimmung fand der Thüringer schließlich im Bayerischen Wald und im Böhmerwald, als Prediger, Missionar und Ortsgründer. Gunther legte mit seinen Mönchen Saumwege an, baute das Kloster Rinchnach auf und zog als Eremit immer weiter gen Osten. Gunther missionierte sogar in Ungarn und soll dort namens des deutschen Kaisers als Diplomat tätig geworden sein. Im Jahre 1045 starb er in Dobrá Voda. Der böhmische Herzog Břetislav I. (1005 bis 1055) ließ Gunthers Gebeine in das Kloster Břevnov bei Prag überführen. Während der Hussitenkriege im frühen 15. Jahrhundert wurde Gunthers Grab zerstört. Er wird auf beiden Seiten der Grenze verehrt. 

Gut zu wissen

  • Der Arberland-Regio GmbH, mit Etappenbeschreibungen und Informationen zur Person Gunthers: www.rinchnach-guntherort.de
  • Ausführliche und sehr gut recherchierte Seiten des Rinchnacher Gunther-Experten Josef Dengler zum Leben und Wirken Gunthers finden sie HIER
  • Gute Darstellung der Etappen von Niederalteich bis Dobrá Voda, mit vielen Fotos und Karten finden sie HIER. Der BR-Journalist Christoph Thoma war auf der letzten Etappe unterwegs und dokumentiert seine Erlebnisse mit interessanten Fotos. 
  • Weitere Infos und Links zu den Tourismusbüros auf www.arberland-bayerischer-wald.de sowie auf www.ostbayern-tourismus.de

Horst Kramer

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