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FREUDE pur

Interview

Bedürfnis nach Erlebnissen

Die Psychologin Barbara Horvatits-Ebner teilt ihre Erfahrungen im Blog „Reisepsycho“.

Bedürfnis nach Erlebnissen

Foto: Adobe Stock

Barbara Horvatits-Ebner lebt und arbeitet in der Steiermark südlich von Graz. Sie ist klinische Psychologin und Gesundheitspsychologin und arbeitet mit traumatisierten Menschen, mit Straftätern und Hinterbliebenen. Die 36-Jährige reist und klettert gerne und verbindet Beruf und Hobby. Seit 2017 betreibt sie einen Blog unter dem Titel „Reisepsycho“. In ihren Beiträgen schildert Horvatits-Ebner sowohl ihre Erlebnisse etwa in Italien, als auch was Reisen bei ihr auslöst und verändert.

Barbara Horvatits-Ebner

Foto: privat

Frau Horvatits-Ebner, wie sind Sie auf die Idee gekommen, einen Blog zu machen?

Barbara Horvatits-Ebner: Ich reise leidenschaftlich gerne und habe an mir selbst festgestellt, wie gut mir das tut. Was sich an meinen Haltungen und Bewertungen ändert und wie ich eigene Verletzungen damit aufarbeiten kann. Auch bei meinen Klient:innen ist das Wegfahren, das Hinfahren und das Woanderssein manchmal Thema. So kam die Idee, einen Reiseblog ins Leben zu rufen, der auch das Psychologische mit einbindet.

Sie haben sich als Psychologin mit dem Fernweh beschäftigt. Was drückt sich darin und im Heimweh aus?

Fernweh bezeichnet im Prinzip eine tiefe Sehnsucht danach, dem Hier und Jetzt zu entfliehen. Es ist ein durchaus schmerzhaftes Gefühl nach der Ferne, wobei nicht genau definiert wird, wie weit weg diese Ferne sein muss. Fernweh kann sich zum Beispiel durch immer wiederkehrende Reisewünsche, aber auch durch generelle Ruhelosigkeit im Alltag ausdrücken. Heimweh hingegen ist der sehnsüchtige Wunsch, zu Hause zu sein, während man in der Ferne ist. Der Schmerz ist derselbe wie bei Fernweh, nur in die andere Richtung. Dabei versperrt sich oft der Blick für das Schöne.

Was erwarten sich Menschen von einem Urlaub beziehungsweise einer Reise?

Das Bedürfnis nach Erlebnissen steht im Vordergrund, nicht mehr der Strandurlaub, das wissen wir aus der Reisetrendforschung. Die Menschen wollen über Grenzen gehen, etwas Neues ausprobieren, etwas Individuelles finden. Dazu gehört auch, sich bei Einheimischen einzuquartieren.

Urlaub

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Was gehört zu den besonderen Erlebnissen?

Zu den Klassikern gehört ein Ausflug zu den Pyramiden oder Berggipfel erklimmen. Sehr im Trend ist es, Tiere zu erleben, eine Safari unternehmen oder Wale beobachten. Es muss auf jeden Fall mit Aktivität verbunden sein. Je nach Interesse kann es aber auch etwas sein, was andere gar nicht als so spektakulär bezeichnen würden: durch Kunstmuseen schlendern zum Beispiel, sich Ausgrabungen ansehen oder lokale Kochkurse am Urlaubsort besuchen.

Ist der Alltag so langweilig, oder woher kommt dieser Trend?

Dafür gibt es mehrere Ursachen. Zum einen gibt es einen enormen Zuwachs im Tourismussektor. Das führt dazu, dass viele Leute schon sehr viele Erfahrungen gemacht haben, sie werden reisemutiger. Das gilt nicht nur für jüngere Menschen, sondern für jedes Alter und auch für Familien. Zum anderen sind die Leute mehr im Stress, sollen dauernd erreichbar sein, fühlen sich fremdbestimmt im Alltag und haben wenig Zeit für besondere Erlebnisse.

Wer dauernd Selfies aus dem Urlaub postet, scheint nicht gerade ein Genießer zu sein. Das wirkt eher wie narzisstische Selbstdarstellung.

Reisen sind auch Statussymbole. Wo war man schon überall, wie viele Länder hat man bereist. Das zeigt man gerne auf Social Media. Früher hat man Fotos für das Album gemacht oder Dias im kleinen Kreis gezeigt, heute kann man sich öffentlich präsentieren. Das pusht, und die positiven Rückmeldungen verstärken den Trend. Aber die Erfahrungen und Möglichkeiten spielen auch eine Rolle, die Leute haben heute andere Hobbys als noch vor ein paar Jahrzenten. Meine Uroma zum Beispiel wäre nie zum Klettern in die Berge gegangen oder zum Tauchen.

Selfie

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Gibt es bestimmte Typen von Urlaubern, die spezielle Angebote suchen?

Was die Bedürfnisse betrifft, so fächert sich das auf, den Urlaub am Strand oder in einem Club gibt es ja auch immer noch. Es ist schwer, Typen auszumachen. Ich glaube, es kommt nicht auf das Alter an, sondern auf die Lebensumstände: Ist man voller Energie oder eher gestresst? Wie kann man sich gut einstimmen auf eine Reise und die Zeit genießen? Man sollte sich vornehmen, beruflich nicht erreichbar zu sein, den Urlaub als Urlaub zu betrachten, auch die Vorfreude bei der Planung trägt zu einer positiven Stimmung bei. Wichtig ist, sich mit dem Reiseziel zu beschäftigen, sich zu informieren, das erspart unangenehme Überraschungen und Enttäuschungen, etwa dass kein Sandstrand vorhanden sein wird. Zu berücksichtigen ist der Zusammenstoß verschiedener Kulturen, wozu es jede Menge Studien gibt. Touristen aus China bemängeln etwa an Europa, dass es in den Hotels keine Zahnbürsten gibt. Wer nach Südamerika reist und in einem Hostel wohnt, sollte sich darauf einstellen, dass die Uhren anders ticken, dass alles gemächlicher zugeht. Man sagt, das größte Reiseglück entsteht, wenn Erwartungen und Realität kongruent sind, also möglichst übereinstimmen. So entsteht weder Überforderung noch Enttäuschung.

Das ist der Widerspruch zwischen dem Wunsch nach Abwechslung und nach dem Gewohnten.

Was bin ich, was will ich, was stresst mich? Damit muss man sich auseinandersetzen. Es hilft ungemein, sich mit den eigenen Bedürfnissen zu beschäftigen – auch, wenn es ums Reisen geht.

Was wären falsche Erwartungen?

Man kann im Urlaub keine Probleme lösen, etwa Beziehungsprobleme. Wenn wir zu Hause nicht an uns arbeiten, wird das im Urlaub nicht anders. Wir nehmen uns immer selbst mit.

Kann Reisen überhaupt unsere seelische Gesundheit verbessern?

Das kann es auf alle Fälle. Es ist kein Wundermittel, aber wenn man sich auf einen Perspektivenwechsel und all die Erkenntnisse einlässt, die eine Reise bietet, dann kann es durchaus eine Art Selbsterfahrung sein. Manche entdecken etwa durch das Reisen neue Strategien, mit Stress umzugehen oder werden selbstsicherer. Viele dieser Erfahrungen sind nachhaltig, wenn sie sogleich in den Alltag zu Hause integriert werden.

Welche Art von Urlaub empfehlen Sie Eltern mit Kindern?

Es gibt unterschiedlich reiselustige Familien. Im Prinzip würde ich sagen, es gibt keine Einschränkungen, es ist weniger anstrengend, als man sich vorstellt, es kommt auf die Eltern an. Bei sehr kleinen Kindern muss man sich stärker an deren Bedürfnissen orientieren, aber mit größeren Kindern ist alles möglich. Spezielle Wünsche sollten Eltern berücksichtigen, wenn Kinder gerne im Sand buddeln, bietet sich ein Strandurlaub an. Eine spezielle Reiseapotheke für Kinder und Beschäftigungsmaterial für die An- und Abreise sollte man immer dabeihaben.

Radfahren mit Kindern

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Was hat sich geändert im Reiseverhalten im Lauf der Zeit?

Es gab 2016 eine Umfrage mit dem Ergebnis, wer Kontraste sucht, der bereist andere Kontinente, Asien oder die USA, weil in Europa alles gleich erscheint. Ich persönlich sehe das zwar anders, kann das Motiv aber verstehen. Die Kreuzfahrten boomen, weil Preis und Service stimmen, man wird hofiert, genießt das Gefühl von Luxus, besucht unterschiedliche Städte. Städtetouren sind beliebt, der Trend geht zu „Second Cities“, in denen es noch ruhiger und entspannter ist, nach Graz, weil Wien schon jeder kennt, nach Bologna, Modena oder Ferrara statt Rom oder Florenz.

Ist Umweltschutz angesichts des Klimawandels ein Thema?

Es gibt einen Trend zum nachhaltigen Reisen. Das beginnt bei der Auswahl des Hotels. Die Zugreisen boomen, der ÖBB hat sein Angebot an Nachtzügen ausgeweitet. Die Fahrt mit dem Zug wird selbst zum Erlebnis, man kann andere Menschen kennenlernen, die Landschaft und die Architektur genießen, die vorbeizieht und sich verändert. Was als Erlebnis definiert wird, ist ja subjektiv.

Worauf sollte man achten?

In den Hotels kann man darauf achten, woher das Essen kommt oder wie es um Bemühungen bestellt ist, Müll zu vermeiden. Bei den Tiererlebnissen sollte man schauen, dass die Anbieter so arbeiten, dass es den Tieren gut geht. Auf einem Elefanten in Thailand zu reiten, würde ich nicht machen, denn die Tiere werden geschlagen. Bei der Walbeobachtung sollte berücksichtigt werden, dass nur kleine Boote verwendet und die Tiere nicht angefüttert werden.

Die Coronapandemie hat das Reisen stark beeinflusst, und zwar dauerhaft wie es scheint, nicht nur während der Schließung von Grenzen und Lockdowns…

Ja, Wandern und Wellness haben massiv geboomt. Das hat zu einem Perspektivwechsel geführt. Man schaut, was hat man zu Hause und entdeckt großartige Landschaften. Mehr Österreicher:innen machen in Österreich und Deutsche in Deutschland Urlaub.

Im vergangenen Jahr trübte eher wirtschaftliche Unsicherheit die Reisefreudigkeit, höhere Preise für Energie und damit den Transport. Wie wirkte sich das auf das Reisen aus?

Kostenintensive Hobbys wie das Reisen fallen persönlichen Sparplänen schnell zum Opfer. Je nach Leidenschaft verzichten Menschen leichter oder schwerer da rauf, aber ich denke, man wird bald feststellen, dass sich viele Leute Reisen nicht mehr leisten können oder wollen. Zwei Szenarien erscheinen wahrscheinlich: diejenigen, die trotzdem reisen, werden vermehrt auf Sparangebote umsteigen und jene, die es lassen, werden mehr Tagesausflüge in der eigenen Gegend unternehmen.

Wie wird sich das Reisen in Zukunft weiter entwickeln?

Es wird mehr kürzere und spontane, aber nachhaltige Reisen geben. Die Menschen werden bewusster darauf achten, welche positive Folgen ein Urlaub für die eigene Entwicklung hat, sich mehr auf sich selbst einlassen. In gewisser Hinsicht wird jeder Urlaub zum Selbsterfahrungstrip werden. Statt ins Flugzeug zu steigen, um in New York zu shoppen, wird eine Wanderung im Bayerischen Wald oder in der Steiermark öfter auf dem Programm stehen. Die Natur und Städte in der Umgebung oder in nicht allzu großer Entfernung werden gefragt sein. Wobei das relativ ist. Wenn in Österreich die Südbahn fertiggebaut ist, kann ich in vier Stunden nach Venedig fahren, das ist dann fast ein Tagesausflug.

Interview: Peter Bierl

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