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Museen

Nächster Halt: Grenzlandmuseum

Bayerisch Eisenstein – die bewegte Geschichte eines preisgekrönten Bahnhofs

Nächster Halt: Grenzlandmuseum

Foto: Adobe Stock

Grenzüberschreitungen sind in Bayerisch Eisenstein nichts Ungewöhnliches – und sind in diesem Fall sogar wörtlich zu nehmen. Mitten durch die Bahnhofshalle verläuft nämlich die Grenze zwischen Bayern und Tschechien, zu Zeiten des Eisernen Vorhangs ein unüberwindliches Hindernis. Heute ist der Grenzbahnhof nicht nur ein wichtiger Knotenpunkt etwa bei einer Reise zum böhmischen Nachbarn, sondern auch ein beliebtes Ausflugsziel, weil der Bahnhof selbst Überraschendes zu bieten hat. Etwaige Verspätungen – Gott bewahre – lassen sich in Bayerisch Eisenstein zum Beispiel dadurch überbrücken, indem man am Bahnhofsgelände auf Entdeckungsreise geht. Im früheren Wartesaal der ersten Klasse ist auf der bayerischen Seite ein Wirtshaus untergekommen, das die übliche Bahnhofsgastronomie „mühelos in den Schatten stellt“. Unter einer Stuckdecke nimmt der Reisende Platz, während von der Wand Kaiser Franz Josef und König Ludwig II. auf gut gemachte Grünkernbuletten blicken. In der sogenannten Erlebnisallee in der Bahnhofstraße finden sich mehrere Museen, die einen Besuch lohnen.

Gleich neben der Eingangshalle des historischen Bahnhofs lockt etwa die Ausstellung zur deutsch-tschechischen Geschichte („Grenze – Kalter Krieg“). So kam hier etwa nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs der grenzüberschreitende Zugverkehr völlig zum Erliegen. Erst seit dem 2. Juni 1991 ist Bayerisch Eisenstein wieder ein Eisenbahngrenzübergang. Für den Straßenverkehr und Fußgänger wurde der Grenzübergang bereits am 1. Juli 1969 wieder eröffnet. Das monumentale und vom Verfall bedrohte Bahnhofsensemble direkt auf der Grenze zwischen Deutschland und Tschechien hat also bewegte Zeiten hinter sich – und versprüht heute nach frischer Renovierung wieder gesamteuropäische Atmosphäre. Die frühere Grenze ist nur noch auf Steinmarkierungen im Fußboden sichtbar – der Zwillingsbahnhof mit zwei Wartesälen, zwei Bahnhofsrestaurants und zwei Gleisanlagen ein echter Hingucker. 2017 wurde der Grenzbahnhof Bayerisch Eisenstein übrigens zum schönsten Tourismusbahnhof Deutschlands gekürt. Errichtet wurde er 1877 von der königlich privilegierten Aktiengesellschaft der Bayerischen Ostbahn.

Bayerisch Eisenstein Bahnen

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Ausflugstipp „NaturparkWelten“

Auf fünf Etagen und rund 3000 Quadratmetern ist den Gestaltern der „NaturparkWelten“ das Kunststück gelungen, den Bahnhof selbst zu einem beliebten Ausflugsziel aufzuwerten. So sind darin verschiedene Museen und Sammlungen entstanden, die Touristen mit einem einzigen Ticket besichtigen können: Ein Fledermausmuseum, ein Skimuseum, eine historische Ausstellung zum Bau der Eisenbahnstrecke sowie eine Dokumentation aus den Zeiten des kalten Krieges und eine interaktive Ausstellung zum Großen Arber.  Dass die Deutsche Bahn ihr mächtiges Bahnhofsgebäude 2006 dem Naturpark Bayerischer Wald überschrieben hat, erweist sich für Besucher und Reisende heute als „besonderer Glücksfall“, wie es heißt. Überhaupt hat auch die Bahnhofsmeile in Bayerisch Eisenstein im Zuge des Bahnhofumbaus eine Renaissance erlebt: Hier finden Touristen heute auch eine Kunstgalerie, eine Glashütte, kulinarische Spezialitäten und ein Lokalbahnmuseum.

Die Kunstgalerie etwa, untergebracht im ehemaligen Post- und Telegraphenamt von Bayerisch Eisenstein, öffnete Ende Juli 2013 erstmalig ihre Pforten. Seitdem geben sich Freunde aller Kunstrichtungen die Klinke in die Hand, denn die Galerie beherbergt neben zeitgenössischen und regionalen Künstlern jedes Jahr von neuem auch Werke berühmter Künstler vergangener Epochen. So konnten in den Räumen zum Beispiel bereits Werke von Salvador Dalí, Marc Chagall, Rembrandt, Weston, Miró und vielen weiteren berühmten Malern  bewundert werden. Im ehemaligen Lokomotivschuppen ist hingegen das Localbahnmuseum untergebracht, das die Geschichte der Bayerischen Localeisenbahn von 1876 bis zur Gegenwart zeigt. Hier finden sich mehr als 20 historische Fahrzeuge von Dampf- bis Diesellokomotiven und historischen Wagen aus allen Epochen der bayerischen Lokalbahnen. 

Bayerisch Eisenstein Bahnen

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Länderübergreifende Wanderwege

Dass hier in Bayerisch Eisenstein Bahnen zweier verschiedener Länder aus München oder Prag kommend ein- und ausfahren, ist inzwischen so normal wie das traditionelle Mittagsläuten. Vor allem auch Rucksacktouristen prägen das Bild, die im Bayerischen Wald oder im Böhmerwald wandern wollen. Der staatlich anerkannte Luftkurort bietet mit seiner einzigartigen Lage im Natur- und Nationalpark Bayerischer Wald, direkt an der Grenze zum Böhmerwald, viele Urlaubsaktivitäten das ganze Jahr über. So kann man dank sehr gut markierter Wanderwege und geführter Wanderungen mit fachkundigen Rangern den Bayer- und den Böhmerwald in der ganzen Urwüchsigkeit erkunden. Als besonders reizvoll gelten auch Ausflüge an den kleinen und großen Arbersee. Fünf Großschutzgebiete vereinigen sich hier unter dem „Grünen Dach Europas“, auch das Landschaftsschutzgebiet Šumava auf tschechischer Seite. Im Grenzbahnhof Bayerisch Eisenstein (Železná Ruda) gibt es auch eine staatlich anerkannte Umweltstation, in der Führungen auch für Schulklassen angeboten werden.

Paul Kannamüller

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