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Wilde Tiere

Im Zeichen des Luchses

Ein grenzüberschreitendes Monitoring-Projekt erforscht die größte Raubkatze des Bayerwalds

Im Zeichen des Luchses

Foto: Tourismusverband Ostbayern/Peter Auerbeck; Tourist-Information Lohberg

Wer einmal versucht hat, einen Luchs im Tierfreigelände des Bayerwald-Nationalparkzentrums zu sichten, dem oder der wird schnell klar, wie schwierig es sein muss, dieses scheue Tier in der freien Natur zu entdecken. Einer der wenigen Glücklichen, dem dieses Erlebnis zu Teil wurde, ist der Woid Woife, bürgerlich: Wolfgang Schreil, ein legendärer Tier- und Pflanzenflüsterer aus Bodenmais. Aber bis dato wohl auch nur zweimal. Die erste leibhaftige Begegnung fand zur Weihnachtszeit irgendwann im vergangenen Jahrzehnt statt, irgendwo im Arberwald. Der Woife beschreibt die Begegnung in „Mein Leben im Wald“: „Ich blickte auf die riesenhaften Buchen, neben den sich gewaltige Felsen aus dem Hang schoben (…). Als ich kurz stehen blieb, um zu verschnaufen, nahm ich aus den Augenwinkeln eine Bewegung auf einem kleineren Felsen war (…). Ja, wirklich, da saß er: ein Luchs, die größte Katze Europas, bis vor wenigen Jahren noch ausgerottet in Deutschland. Der Luchs schaute ebenso ungläubig zu mir herab. Noch ehe ich die Kamera aus meiner Jacke ziehen konnte, war der Luchs mit einem gewaltigen Satz vom Stein gesprungen und zwischen den Bäumen verschwunden.“¹)

Tatsächlich wurden die originären Böhmerwald- und Bayerwald-Luchse schon im 19. Jahrhundert ausgerottet. Die Gründe sind vielfältig: Das Fell galt als wertvoll, Luchsfleisch galt als Delikatesse²), Angst vor dem Raubtier mag eine Rolle gespielt haben. Adalbert Stifter hatte schon in seiner berühmten Böhmerwald-Erzählung „Der Hochwald“ (Version 1844) einen Rückgang der Luchse konstatiert. Je nach Quelle wurde der letzte Luchs schon 1830 oder erst 1896 geschossen³). In den Siebziger Jahren des vorigen Jahrhunderts tauchten die ersten Luchse wieder auf. Woher sie kamen, war ungewiss, so Hans Bibelriether, einer der Väter des Nationalparks, in seinem Resümee-Werk „Natur Natur sein lassen“).

Luchs

Foto: Tourismusverband Ostbayern/Peter Auerbeck

Umstrittene Wiederansiedlung

Der Bestand war klein und wuchs erst, als in den 1980er-Jahren in der damaligen Tschechoslowakei ein Wiederansiedlungsprojekt mit Tieren aus der slowakischen Tatra gelang. Damals zog sich noch der „Eiserne Vorhang“ mitten durch den Wald. Dennoch scheinen die Tiere hin und wieder die Grenze gequert zu haben. Mit dem Wegfall der Überwachungsanlagen Anfang der 1990er-Jahre entstand ein riesiges Gebiet, in dem die Luchspopulation wachsen konnte. Theoretisch zumindest. In der Praxis hingegen traf die Wiederansiedlung gerade in Bayern auf heftigen Widerstand. Jäger sahen und sehen im Luchs einen Konkurrenten bei ihrer Jagd auf Reh- und Rotwild, Landwirte hatten und haben Angst um ihre Tiere. Bis heute wird die streng geschützte Großkatze gewildert. Trotz zahlreicher Aufklärungskampagnen der Bayerischen Staatsregierung und staatlicher Entschädigungsleistungen für betroffene Nutztierhalter. Immer wieder werden grausam getötete Luchskadaver entdeckt.

Grenzüberschreitendes Luchsmonitoring

Seit dem Winter 2009/10 führen die Verwaltungen des Nationalparks Bayerischer Wald und des Nationalparks Šumava ein standardisiertes Luchsmonitoring mit Hilfe von Wildkameras durch ). Zudem wurden einige Tiere mit GPS-Sendern ausgestattet, um ihre Wanderungen zu dokumentieren – Methoden, die auch schon in den Jahren zuvor eingesetzt worden waren, wobei anfänglich Funkhalsbänder verwendet wurden. In den 1990er-Jahren waren präzise GPS-Daten dem Militär vorbehalten. Die Ergebnisse zeigen, dass die Dichte der „unabhängigen Luchse“ – das sind Tiere, die älter als ein Jahr sind – im Laufe der Jahre von 1,08 Individuen pro 100 Quadratkilometer im Luchsjahr 2013 bis zu einem Maximum von 2,36 Individuen im Luchsjahr 2020 anstieg. Ein biologisches „Luchsjahr“ beginnt mit der Geburt eines Tieres und endet mit dessen Trennung von der Mutter zwölf Monate später. Kalendarisch wird es zwischen dem 1. Mai und dem 30. April des Folgejahres verortet.

Für die Periode 2021/2022 wurde von der bayerischen und tschechischen Regierung ein gesondertes intensives Luchs-Beobachtungsprojekt aufgesetzt, unter der Leitung von Prof. Dr. Marco Heurich auf deutscher und Dr. Ludˇek Bufka auf tschechischer Seite.

Das Untersuchungsgebiet hatte eine Größe von rund 820 Quadratkilometern und umfasste den gesamten Nationalpark Bayerischer Wald zusammen mit einem kleinen Teil seiner bayerischen Umgebung sowie die nordwestlichen zwei Drittel des Nationalparks Šumava in Tschechien.

In dem Areal wurden 110 Kameras an 69 Standorten aufgestellt. 40 Standorte wurden mit zwei gegenüberliegenden Kameras ausgestattet, um die Tiere von beiden Seiten erfassen zu können – die Fellmuster auf den Flanken von Luchsen sind nicht identisch. Die südöstlichste Kamera (oder das Kamerapaar) befand sich wohl auf den Hängen des Haidel, die nördlichste Kamera (oder das Paar) auf deutscher Seite stand anscheinend auf der Ostseite des Arberstocks. Der Zeitraum der Beobachtung umfasste einhundert Tage (vom 15. September 2021 bis Heilig Abend). Dabei wurden 25 selbständige Luchse erfasst, davon neun Weibchen und 15 Männchen, bei einem Tier ist das Geschlecht nicht bekannt. Ein Weibchen wurde mit einem Jungtier gesichtet.

Eurasischer Luchs

Eurasischer Luchs, Pardelluchs, Rotluchs, Iberischer Luchs: Weltweit soll es heute vier Arten geben. Foto: Adobe Stock

In dem Areal wurden 110 Kameras an 69 Standorten aufgestellt. 40 Standorte wurden mit zwei gegenüberliegenden Kameras ausgestattet, um die Tiere von beiden Seiten erfassen zu können – die Fellmuster auf den Flanken von Luchsen sind nicht identisch. Die südöstlichste Kamera (oder das Kamerapaar) befand sich wohl auf den Hängen des Haidel, die nördlichste Kamera (oder das Paar) auf deutscher Seite stand anscheinend auf der Ostseite des Arberstocks. Der Zeitraum der Beobachtung umfasste einhundert Tage (vom 15. September 2021 bis Heilig Abend). Dabei wurden 25 selbständige Luchse erfasst, davon neun Weibchen und 15 Männchen, bei einem Tier ist das Geschlecht nicht bekannt. Ein Weibchen wurde mit einem Jungtier gesichtet.

Durch die Auswertung weiterer Kameras, die im Rahmen anderer Projekte im Untersuchungsgebiet aufgebaut waren, stellte sich heraus, dass fünf Weibchen Nachwuchs bekommen hatten: Drei führten je zwei Jungtiere mit sich, eine Katze hatte sogar drei Junge, ein weiteres Weibchen hingegen nur ein Jungtier. Dennoch war die Population im Luchsjahr 2021 rückläufig, allerdings blieb die Anzahl der nachgewiesenen ansässigen Weibchen und der Familiengruppen in etwa konstant. „Was tatsächlich abnahm und damit die Gesamtzahl beeinflusste, war die Anzahl der als ‚Floater‘ kategorisierten Luchse“, betonen Heurich und Bufka in ihrem Bericht. Unter Floater versteht man männliche wie weibliche Luchse, die das Areal durchstreifen, auf der Suche nach einem Revier, Partner oder Partnerin und Beute.

Eine abschließende Beurteilung der Veränderungen hielten die Forscher noch nicht für möglich. Sie gehen davon aus, dass das Geschehen außerhalb des Beobachtungsgebiets einen wesentlichen Einfluss auf die Nationalparkpopulation hat.

Horst Kramer

Quellenangaben:

  1. Woid Woife mit Katharina Bender: „Mein Leben im Wald“, Benvenuto, Salzburg 2019, e-Book, Pos. 1498 ff
  2. Bernhard Malkmus: Luchse, Naturkunden 85, Matthes&Seitz, Berlin 2022, S. 94.
  3. Marco Heurich, Ludˇek Bufka u. a.: Ergebnisse des Luchs-Monitorings der Nationalparke Šumava und Bayerischer Wald für die Saison 2021/22, abgerufen zuletzt 24. 3. 2023, auf: www.nationalpark-bayerischer-wald.bayern.de/forschg/projekte S. 5
  4. Hans Bibelriether: Natur Natur sein lassen. Die Entstehung des ersten Nationalparks Deutschlands, Edition Lichtland, Freyung 2017, S. 195 ff
  5. wie 3) S. 3 bis S. 17, In re pedigni aut fugiti dolecum aut

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