Zoologie:Ordentliche Eichhörnchen

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Die Tiere legen ihre Nussvorräte streng sortiert an.

Von Tina Baier

Eichhörnchen gehören zu den Organisationstalenten im Tierreich. Nicht nur, dass sie vorbildlich für die Zukunft vorsorgen, indem sie Vorräte anlegen. Die Tiere sind dabei auch noch extrem ordentlich, wie Forscher der University of California in Berkeley herausgefunden haben. Sie vergraben ihre Vorräte nämlich keineswegs willkürlich, sondern fein säuberlich sortiert ( Royal Society Open Science).

Eicheln lagern die Tiere demnach an einem andern Ort als Haselnüsse, und Walnüsse bewahren sie getrennt von den Mandeln auf. "Eichhörnchen gehen ähnlich vor wie Menschen, die ihre Einkäufe zu Hause einsortieren", sagt Studienautorin Lucia Jacobs. "Menschen legen zum Beispiel Früchte in ein Regal und Gemüse in ein anderes. Wenn man dann eine Zwiebel sucht, muss man nur an einem Ort nachschauen und nicht in der ganzen Küche." Die Wissenschaftlerin und ihr Team beobachteten über einen Zeitraum von zwei Jahren, wie, wo und was 45 Eichhörnchen auf dem Campus ihrer Universität vergruben. In einem ihrer Experimente gaben die Wissenschaftlerinnen den Tieren jeweils vier Mandeln, vier Haselnüsse, vier Pekannüsse und vier Walnüsse, die sie zuvor akribisch gewogen und registriert hatten. Als sie anschließend beobachteten, wo die Tiere ihre Beute hinbrachten, fanden sie getrennte Lager für jede Nussart. Und zwar auch dann, wenn die Tiere die Nüsse nicht vorsortiert bekamen, - also erst vier Mandeln, dann vier Haselnüsse und so weiter - sondern wild durcheinander. Jacobs ist überzeugt, dass diese Ordnung den Tieren dabei hilft, ihre Vorräte wiederzufinden. Immerhin vergraben Eichhörnchen zwischen 3000 und 10 000 Nüsse im Jahr. Wer je Ostereier im Garten versteckt und viele davon erst im Herbst unter den kahlen Büschen wiederentdeckt hat, weiß, dass für Menschen schon eine deutlich geringere Anzahl eine Herausforderung ist. Den Eichhörnchen mit ihrem viel kleineren Gehirn gelingt das Kunststück, ihre Vorräte wiederzufinden hingegen erstaunlich gut - und das oft Monate, nachdem sie den Vorrat angelegt haben. Ihr Geruchssinn hilft ihnen dabei nur, wenn sie sich bereits in der Nähe eines Lagers befinden. Um dorthin zu gelangen, brauchen sie aber ihr Gedächtnis. Vieles spricht dafür, dass die Tiere zudem genau wissen, wo sie ihr Lieblingsessen aufbewahren. Zumindest verstecken sie Leckerbissen besonders sorgfältig.

© SZ vom 15.09.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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