Zoologie:Mondtierchen

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Taucht bei Vollmond ab: Ein arktischer Krill in der Dunkelheit. (Foto: pa/dpa)

In hellen Nächten tauchen Ruderfußkrebse, Krill und anderes Zooplankton in tiefe Wasserschichten ab. Dadurch weichen sie Feinden aus, die bei Mondschein jagen.

Von Andrea Hoferichter

Die Uhr von Planktontierchen geht offenbar nach dem Mond - zumindest im dunklen, arktischen Winter. Das berichtet ein britisch-norwegisches Forscherteam im Fachblatt Current Biology. Geht der Mond auf, verschwinden Ruderfußkrebse, Krill und anderes Zooplankton in der Tiefe des Meeres. Geht er unter, zieht es sie zur Wasseroberfläche. Bei jedem Vollmond tauchen die Tierchen der Studie zufolge sogar für sechs Tage ab. Die Wissenschaftler haben akustische Daten aus 20 Jahren Unterwassermessungen ausgewertet, um die Wanderungsbewegungen zu ermitteln. Schallwellen bestimmter Frequenzen werden in Planktonschwärmen hin und her geworfen. Dadurch entsteht ein charakteristischer Nachhall, der sich messen und orten lässt. Die Forscher fanden den mondstandkonformen Wanderrhythmus in den verschiedensten Umgebungen, in Fjorden, Riffen und auf offener See. "Die Ergebnisse haben uns überrascht", sagt Kim Last vom Forschungsverband Scottish Association for Marine Science in Großbritannien. Zwar sei die Auf- und Abbewegung für Zeiten und Regionen, in denen Tag und Nacht sich abwechseln, durchaus bekannt. Planktontierchen sinken in die Tiefe, wenn die Sonne aufgeht und Fressfeinde aktiv werden. In der Dämmerung kommen sie nach oben, um selber zu speisen. Die Forscher hatten aber vermutet, dass dieser Prozess in der Dunkelheit und Kälte des arktischen Winters zum Erliegen kommt. "Doch offenbar sind viele Planktonjäger wie Fische oder Vögel auch bei Mondlicht unterwegs", sagt Last. Und wie am Tag weiche das Zooplankton schlicht aus. Möglich sei aber auch, dass die Tierchen eine innere Uhr haben, die direkt auf Mondlicht reagiert. Für den Ringelwurm Platynereis dumerilii ist das 2013 nachgewiesen worden. Die Forscher untersuchen deshalb gerade, ob und falls ja in welchen Meerestiefen Zooplankton das schummrige Mondlicht wahrnehmen kann.

© SZ vom 18.01.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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