Umwelt:Baden an der Museumsinsel

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Die saubere Lösung: ein Pool in der Spree. (Foto: Fabrizio Bensch/Reuters)

Wärme, geringe Strömung und die überlaufende Kanalisation setzen der Spree in Berlin zu. Mit Sauerstoff und einem Umbauprogramm versucht die Stadt, die Wasserqualität zu verbessern. Manche wollen eben im Fluss schwimmen.

Von Christopher Schrader

Ästhetisch gesehen ist die Rudolf Kloos gewiss keine Schönheit. "Zweckmäßig" wäre das richtige Wort für den schwimmenden Brotkasten. Rumpf und Aufbauten sind kantig und schmucklos, in der Mitte schützt ein Käfig einen Drucktank, der Bug steht quer zur Fahrtrichtung und macht keinerlei Zugeständnisse an die Strömungsdynamik. Die 23 Meter lange Rudolf Kloos erreicht auch nur Fußgängertempo, wenn sie in Berlin über Spree oder Landwehrkanal fährt. Allerdings hat das Schiff einen ungewöhnlichen Antrieb: Am Heck pustet es aus sechs Düsen mit Sauerstoff angereichertes Wasser in den Fluss. Diese Zugabe soll ein massives Umweltproblem begrenzen, das die Hauptstadt fast regelmäßig im Sommer hat. Der Sauerstoffgehalt des Wassers sinkt unter eine kritische Schwelle, sodass Fische fliehen müssen oder verenden. Darum lässt die städtische Umweltbehörde von Mai bis September immer nachts das Spezialboot über die Gewässer kreuzen. Es mischt jede Stunde 200 Liter flüssigen Sauerstoff aus dem großen Tank mit 4800 Kubikmetern eingesaugtem Spreewasser. "Nachts funktioniert das am besten", sagt Jürgen Hoffmann von der Senatsverwaltung Umweltschutz. "Wenn es Strömung gibt, kann man mit unseren Messgeräten beobachten, wie das angereicherte Wasser durch die Wasserläufe transportiert wird." Das Problem ist allerdings, dass die Spree im flachen Berlin nicht gerade zuverlässig strömt. "Sie fließt höchstens langsam, und manchmal sogar rückwärts", sagt Jörg Simon, Chef der Berliner Wasserwerke. Auch das trägt bei sommerlicher Hitze nicht gerade zur Belüftung des Wassers bei.

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