Testflug der Shefex 2:Raumfahrzeug auf Tauchstation

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Die Reste der Rakete "Shefex 2" sind in den Tiefen des Nordpolarmeers verschollen. Das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt ist dennoch zufrieden mit dem Testflug. Eine erfolgreiche Bergung des Raumfahrzeugs galt ohnehin nur als Sahnehäubchen.

Alexander Stirn

Eine Woche nach dem Flug des Raumfahrzeugs Shefex 2 stellen sich die Ingenieure des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR) darauf ein, ihre Versuchsplattform nicht wiederzusehen. Der Flugkörper, der neue Konzepte zum Wiedereintritt in die Erdatmosphäre untersuchen sollte, liegt wohl auf dem Grund des Polarmeers. Trotzdem zeigen sich die Forscher zufrieden mit dem Ablauf des Experiments.

Die Darstellung zeigt den Wiedereintritt von "Sefex 2" in die Erdatmosphäre. Reste des Raumschiffs werden wohl nicht mehr geborgen werden können. (Foto: dpa)

"Leider war die See gegen uns", sagt Projektleiter Hendrik Weihs vom Stuttgarter DLR-Institut für Bauweisen- und Konstruktionsforschung. Nach siebenminütigem Flug, der Shefex auf eine Höhe von 177 Kilometern gebracht hatte, war das Raumfahrzeug am Freitagabend südwestlich von Spitzbergen in die Erdatmosphäre eingetaucht. Kurze Zeit später sollte seine Spitze, die beim Wiedereintritt den stärksten Hitze-Belastungen ausgesetzt war, unter einem Fallschirm sicher im Polarmeer landen.

Ein Suchflugzeug fing am Wochenende angeblich das Signal des im Wasser treibenden Raumschiffs auf. Bei Wind und Wellengang konnte das norwegische Bergungsschiff Strønstad die Position allerdings nicht schnell genug erreichen. Es wurde nicht fündig. "Inzwischen gehen wir davon aus, dass die Nutzlast langsam abgesunken ist", sagt Weihs.

Im Vorfeld der Mission wurde eine erfolgreiche Bergung als Sahnehäubchen bezeichnet. Sie war dafür gedacht, den Zustand der scharfen Kanten zu überprüfen, die Vorteile beim Manövrieren mit bis zu zehnfacher Schallgeschwindigkeit versprechen. Allerdings trat am Freitag während des letzten Flugabschnitts von Shefex ein Problem auf: Die Bodenstation auf Spitzbergen konnte keine Daten empfangen, Messwerte wurden lediglich an Bord gespeichert. Nach missglückter Bergung liegen sie wohl in 2,5 Kilometer Tiefe auf dem Meeresgrund.

Dank einer Telemetriestation, die in den Bergen 400 Meter über dem norwegischen Startplatz postiert war, konnten inzwischen zwar einige Datenlücken geschlossen werden. Unterhalb einer Flughöhe von 29 Kilometern - in den besonders dichten Schichten der Atmosphäre - haben die Forscher allerdings keine Informationen über ihr Experiment. "Uns fehlen die letzten drei oder vier Sekunden des Fluges", sagt Weihs. "Die wären nett, sind aber nicht essenziell." Nun wollen die Ingenieure ihre Daten auswerten. Die Erkenntnisse sollen in eine Nachfolgemission einfließen, die 2016 mit mehr als 20-facher Schallgeschwindigkeit in die Erdatmosphäre eindringen könnte. Die Vorarbeiten für Shefex 3 haben bereits begonnen.

© SZ vom 29.06.2012 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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