Sport:Wie der Ball ins Flattern kommt

Beim Fußball, Volleyball und Baseball gibt es den Flatterball. (Foto: Matthias Hangst)

Den "Flatterball" - Horror für jeden Torhüter - haben Physiker mit einer Kick-Maschine entschlüsselt.

Von Hubert Filser

Für die Teams der Fußball-EM kommen die Erkenntnisse zu spät. Französische Forscher um Baptiste Darbois Texierund Christophe Clanet von der École Polytechnique in Paris haben die Physik des sogenannten Flatterballs entschlüsselt, bei dem das Spielgerät während seines Flugs mehrmals die Bahn leicht ändert und für den Torwart schwer einschätzbar ist. Ihr Fazit: Für den perfekten Flatterball sind drei Dinge entscheidend - genügend Distanz zum Tor, eine nicht zu hohe Fluggeschwindigkeit und keine Eigenrotation, schreiben sie in der aktuellen Ausgabe des Fachmagazins New Journal of Physics.

Letzteres macht den Unterschied zur Bananenflanke, bei der Drall für eine krumme Flugbahn sorgt. All das haben die Physiker mit Hilfe einer eigens konstruierten Kick-Maschine herausgefunden. Dabei schwingt eine Stahlplatte mit definierter Geschwindigkeit und trifft den Ball mittig. Das charakteristische Zickzack eines Flatterballs und verschiedene Luftströmungen untersuchten die Forscher im Windkanal.

Entscheidend für den Effekt ist, dass wechselnde asymmetrische Strömungen auftreten, die Kräfte quer zur Flugbahn erzeugen. Die den Ball umströmende Luftschicht löst sich dabei hinter der Kugel nicht gleichmäßig ab. Rotation verhindert diesen Effekt offenbar. Zudem tritt der Zickzack-Flug nur bei niedrigen Schussgeschwindigkeiten auf, ideal sind 20 bis 25 Meter pro Sekunde (circa 70 bis 90 km/h).

Den "Flattereffekt" gibt es auch beim Volleyball und Baseball, nicht aber beim Handball oder Basketball, wo die Wurfdistanzen geringer sind. Fußballer müssen also eine Schusstechnik erlernen, mit der sie den Ball eher mittig mit dem Vollspann treffen und das Schussbein dabei nicht komplett durchschwingen.

© SZ vom 15.07.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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