Raumsonde Rosetta:Es sind Zwillinge!

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Die Esa-Sonde "Rosetta" ist auf dem Weg zum Kometen Tschurjumow-Gerasimenko. Kurz vor der Ankunft stellen Astronomen nun fest, dass es sich aber um zwei Brocken handelt, die da durchs All rasen. Auf welchem wird die Sonde nun landen?

Von Alexander Stirn

Auf den schönen Doppelnamen Tschurjumow-Gerasimenko hört der Komet, dem die europäische Raumsonde Rosetta in den kommenden Monaten einen Besuch abstatten soll. Doch auch der Himmelskörper selbst ist offensichtlich ein Doppelpack: Neue Aufnahmen, die die Europäische Raumfahrtagentur Esa am Mittwoch offiziell veröffentlicht hat, zeigen einen zweigeteilten Kometen. Tschurjumow-Gerasimenko setzt sich demnach aus einem großen länglichen und einem kleineren knollenartigen Segment zusammen - ähnlich wie Bauch und Kopf einer Gummiente. Astronomen sind begeistert. Und Ingenieure grübeln bereits, wie die Sonde jemals auf dem Klumpen landen soll.

Binäre Körper, wie Forscher die seltsamen Gebilde nennen, sind im Weltall nichts Ungewöhnliches. Meist werden sie durch die gegenseitige Anziehungskraft zusammengehalten. Auch bei Kometen ist das Phänomen in der Vergangenheit bereits beobachtet worden. Im Detail studieren konnten Forscher die Himmelskörper bislang allerdings nicht. Daher ist unklar, wie Doppelkometen entstanden sind. Möglicherweise haben sich in der Frühzeit des Sonnensystems vor mehr als vier Milliarden Jahren, als sich die weit verteilten Eis- und Felsklumpen langsam aneinanderballten und Planeten formten, auch einzelne Kometen zusammengefunden. In so einem Fall wäre es denkbar, dass Tschurjumow-Gerasimenko aus zwei unterschiedlichen Hälften besteht, die untersucht werden können. Das wäre doppelter Grund zur Freude für die Rosetta-Forscher.

Vielleicht ist im Laufe der Zeit aber auch ein einzelner Komet unter dem Einfluss der Gravitation eines größeren Himmelskörpers auseinandergebrochen: Kometen sind im Prinzip nichts anderes als fliegende Schutthalden aus Eis und Fels; schon kleine Kräfte genügen, um sie zerbrechen zu lassen. Daher wollen die Rosetta-Forscher auch nicht ausschließen, dass der Komet auf seinem weiteren Weg in Richtung Sonne, den die Sonde etwa ein Jahr lang begleiten soll, komplett auseinanderbricht.

Noch ist all das Spekulation. Die aktuellen Bilder, aus 12 000 Kilometern Entfernung aufgenommen, sind zu unscharf. Sobald sie besser werden, wenn Rosetta ihrem Ziel näher kommt, will die Esa aber Modelle entwickeln. Sie sollen zeigen, wie sich der irreguläre Körper umfliegen lässt und wo die in Deutschland entwickelte Tochtersonde Philae landen kann. Missionsmanager Fred Jansen ist zuversichtlich: "Mit weniger als 10 000 Kilometern bis zum Rendezvous am 6. August werden unsere offenen Fragen schon bald beantwortet werden."

© SZ vom 18.07.2014 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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