Raumfahrt:Nasa testet Atomkraftwerk fürs All

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Das Miniaturkraftwerk Kilopower in einer Fotomontage. (Foto: Nasa)
  • Die Nasa hat ein Miniaturkraftwerk entwickelt, das künftige Mars- und Mondbasen mit Strom versorgen will.
  • Es funktioniert wie ein klassisches AKW.
  • Eine Gefahr für die Erde besteht angeblich nicht.

Von Patrick Illinger

Man könnte es als fortgeschrittene Version einer Power Bank bezeichnen. Als De-luxe-Ausführung einer mobilen Stromquelle, wie sie heutzutage viele Menschen mitführen, um ihre Mobiltelefone aufzuladen. Doch ist diese Analogie fehlerhaft, denn eine Power Bank erzeugt selbst keine Energie, sie ist lediglich eine externe Batterie, ein Stromspeicher. Das neuartige Gerät der Nasa mit dem Namen Kilopower ist ein veritables Miniaturkraftwerk. Nicht nur das: Es ist ein kleines Atomkraftwerk.

Kürzlich hat die US-Raumfahrtbehörde mitgeteilt, das Gerät habe alle erforderlichen Tests bestanden. Es könnte demnach künftigen extraplanetaren Basen auf Mond, Mars und darüber hinaus als Energiequelle dienen. Bislang gab es für die Stromerzeugung im All zwei Techniken: Solarpaneele und sogenannte Radioisotopen-Generatoren. Letztere nutzen die Wärme aus dem natürlichen Zerfall radioaktiver Atomkerne, meist Plutonium, um damit entweder Strom zu erzeugen, oder Motoren anzutreiben. Auf dem Mars beispielsweise dreht seit mehr als sechs Jahren der Rover Curiosity mit einer Ladung Plutonium unter der Haube seine Kurven.

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Doch wenn künftig Astronauten oder gar bemannte Basen ins Spiel kommen, wird die zwar zuverlässige, aber spärliche Wärme aus natürlichen radioaktiven Zerfällen nicht mehr ausreichen. Ein echtes Kraftwerk wird gebraucht werden, das könnte nun Kilopower sein. Der soeben vorgestellte Prototyp der Nasa nutzt wie ein klassisches AKW Uran-235 als Nuklearbrennstoff. Das Uran wird wie in einem Atomreaktor mit einem steten Fluss von Neutronen gespalten, mit dem Unterschied, dass dieser Meiler die Größe einer Rolle Küchenpapier hat. Die Wärme aus dem Minikraftwerk treibt einen Motor an, der wiederum als Stromgenerator dient. Wie der Name andeutet, soll das Gerät bis zu zehn Kilowatt Strom ausspucken - und das über mindestens zehn Jahre hinweg. Vier solcher Reaktoren könnten eine Basis auf Mond oder Mars versorgen, hat die Nasa errechnet. Insbesondere auf dem Mond hätte das System Vorteile. Eine lunare Nacht dauert dort 14 Tage, weshalb Solarstrom keine Option ist.

Eine Reihe von Tests sei erfolgreich verlaufen, teilte die Nasa mit, darunter ein 28-Stunden-Dauerbetrieb, bei dem der Verbrauch einer echten Mission simuliert wurde. Um Sicherheitsbedenken vorzubeugen, betonen die Entwickler, dass die nukleare Kettenreaktion erst angeworfen werden soll, wenn der Reaktor weit von der Erde entfernt ist. Und angeblich sei selbst bei einem Fehlstart keine Gefahr für Menschen gegeben. Wie Astronauten es dereinst empfinden werden, mit einem Kernreaktor im gleichen Mondkrater zu leben, ist allerdings offen. Die Nasa jedenfalls feiert ihr Konzept: Es sei seit 40 Jahren das erste neue Konzept eines Kernspaltungsreaktors in den USA.

© SZ vom 07.05.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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