Neue Therapie bei Farbenblindheit:Grüne Tomaten

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Wenn die Ampel zum Problem wird: Viele Menschen können Rot und Grün nicht unterscheiden. Wissenschaftler haben nun Affen mit einer Gentherapie erfolgreich behandelt

Tina Baier

Neun Prozent aller Männer und 0,8 Prozent aller Frauen können Rot und Grün nicht voneinander unterscheiden. Die Unfähigkeit, die beiden Farben zu differenzieren, beruht auf einem Fehler in einem einzigen Gen. Der Defekt bewirkt, dass in der Netzhaut nur zwei statt drei Arten von Sehpigmenten gebildet werden.

Alle männlichen Totenkopfäffchen betroffen

Das so genannte L-Opsin, das für die Wahrnehmung von langwelligem Licht wichtig ist, fehlt. Einem amerikanischen Forscherteam ist es nun gelungen, diese so genannte Rot-Grün-Blindheit bei erwachsenen Totenkopfäffchen mit Hilfe einer Gentherapie zu beseitigen (Nature, online).

Bei Totenkopfäffchen sind alle männlichen Tiere rot-grün-blind, manche Weibchen können dagegen dreifarbig sehen. In ihrem Experiment spritzten die Forscher männlichen Totenkopfäffchen menschliche L-Opsin-Gene in die Netzhaut. Schon nach fünf Wochen zeigten spezielle Farbtests, dass die Tiere nun rot und grün unterscheiden konnten.

Die neu erworbene Fähigkeit hält schon seit mehr als zwei Jahren an, ohne dass eine weitere Behandlung notwendig gewesen wäre. Als eines der Totenkopfäffchen aufgrund einer Lungenkrankheit starb, untersuchten die Wissenschaftler die Netzhaut des Tieres und fanden dort tatsächlich L-Opsin.

Bislang keine Nebenwirkungen

Besonders überraschend war jedoch, dass das Gehirn der Affen in der Lage war, den neuen Sinneseindruck richtig zu verarbeiten. Bisher ist man davon ausgegangen, dass das Gehirn erwachsener Tiere nicht mehr flexibel genug ist, um Informationen, mit denen es noch nie konfrontiert war, sinnvoll zu nutzen. "Wenn sich diese Methode beim Menschen als genauso sicher erweist wie bei den Affen, glaube ich, dass viele Menschen eine solche Behandlung wünschen würden, sagt Jay Neitz von der University of Washington, der an der Studie beteiligt war. Bei den Affen waren keine Nebenwirkungen aufgefallen.

© SZ vom 17.09.2009/jug - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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