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Im Netz gefangen: Fördert die Strahlung von Smartphones Tumore?

(Foto: Chris Ratcliffe/Bloomberg)

Handystrahlung fördert die Tumorbildung bei Mäusen - das sagt ausgerechnet ein Forscher, der den Mobilfunk bisher für harmlos erklärte.

Von Christopher Schrader

Die Strahlung, die Smartphones aussenden, fördert in Versuchstieren offenbar das Krebswachstum. Mäuse, die ihr Leben quasi in Gegenwart eines ständig sendenden Handys verbrachten, bekamen bei einem Versuch in Bremen etwa doppelt bis dreimal so viele Lungen-, Leber- oder Lymphknotentumore wie Versuchstiere ohne Bestrahlung. Wie hoch die Sendeleistung war, spielte dabei kaum eine Rolle; in jedem Fall lag sie unter den für den UMTS-Mobilfunk geltenden Grenzwerten.

Das Team um Alexander Lerchl von der Jacobs University in Bremen hat für die Experimente spezielle weibliche Mäuse verwendet, die als Embryos im Mutterleib einer Mutationen auslösenden Substanz ausgesetzt waren. Fast alle diese Tiere bekommen im Laufe ihres Lebens unweigerlich Krebs; die bestrahlten Tiere allerdings entwickelten mehr Tumore. Auf Gewicht und Lebensdauer der Mäuse hatte die Strahlung keinen oder kaum einen messbaren Einfluss (Biochemical and Biophysical Research Communications, online). Damit kommt neue Bewegung in eine Diskussion, die zuletzt eingeschlafen war. Vor einigen Jahren zeigten mehrere epidemiologische Studien, dass langjährige intensive Nutzer von Handys ein um 40 bis 150 Prozent erhöhtes Risiko haben könnten, an einem seltenen Hirntumor zu erkranken. Die Weltgesundheitsorganisation wertet Mobilfunkstrahlung seither als "womöglich" krebserregend. Die Zahlen sind aber umstritten, und es fehlte eine Bestätigung in Tierversuchen, welche den möglichen Auslöser enthüllt.

Die Meldung aus Bremen ist darum aus mehreren Gründen bemerkenswert. Es handelt sich um die erste erfolgreiche Replikation einer solchen Messung bei Labortieren: Sie bestätigt Daten eines Teams vom Fraunhofer-Institut für Toxikologie in Hannover aus dem Jahr 2010. Die Bremer stellten mit Kollegen von der Universität Wuppertal die Versuchsanordnung der früheren Studie nach und erzielten mit größeren Mäusezahlen vergleichbare Ergebnisse. Solche unabhängigen Bestätigungen sind für die Wissenschaft wichtig.

Bemerkenswert ist die neue Studie auch wegen der Person ihres Erstautors. Alexander Lerchl galt bisher als strammer Vertreter der Haltung, dass die Handy-Strahlung ungefährlich sei. Er hat wiederholt Forschern wissenschaftliches Fehlverhalten vorgeworfen, die mit ihren Ergebnissen die Sorgen der Handy-Gegner bestätigt hatten. Nun aber erkennt er nicht nur einen Teil der umstrittenen Daten zu Hirntumoren bei intensiven Handy-Nutzern an. Er präsentiert auch eigene Daten, die ein Risiko belegen. Angesichts dieses vermeintlichen Sinneswandels schlägt ihm von früheren und aktuellen Kontrahenten Häme entgegen.

"Ich bin nach wie vor der Meinung, dass die Strahlung keinen Krebs auslöst", sagt Lerchl. "Aber unseren Daten zufolge fördert sie bereits bestehende Tumore." Das könne womöglich auch die Befunde bei Handy-Nutzern erklären. Allerdings sind Lerchls Daten nicht klar genug, um von einem Durchbruch zu sprechen; auch ist die Übertragung vom Tierversuch auf den Menschen immer schwierig. In jedem Fall sei ein Effekt unterhalb geltender Grenzwerte beunruhigend, schreibt das Forscherteam.

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