Medizin:Billiger Lebensretter

Lesezeit: 1 min

Britische und US-Wissenschaftler sind überzeugt: Ein billiges, einfach zu verabreichendes Mittel, das die Blutgerinnung fördert, könnte Tausenden Unfall- und Gewaltopfern das Leben retten.

Kann eine einfache Spritze jährlich zehntausende Unfallopfer vor dem Verbluten retten? Ja, sagen Wissenschaftler der britischen London School of Hygiene and Tropical Medicine (LSHTM) und der Emory University School of Medicine, Atlanta USA.

Jedes Jahr verbluten weltweit etwa 600.000 Patienten. Tausende könnten jedoch gerettet werden, sagen britische und US-Forscher. (Foto: ag.ddp)

Wie die Experten um den Epidemiologen Ian Roberts im renommierten Fachblatt The Lancet berichten, könnte die Substanz Tranexamsäure (TXA) genau diese Wirkung haben. TXA ist darüber hinaus günstig, patentfrei und wird von verschiedenen Unternehmen angeboten.

"Jedes Jahr verbluten weltweit etwa 600.000 Patienten", sagte Roberts. Für die Gruppe der Fünf- bis 45-Jährigen seien Verletzungen - ob durch Unfall oder Messerstecherei - die zweithäufigste Todesursache nach der Immunschwäche Aids. Und die Todeszahlen von Verletzungen als Auslöser würden weltweit steigen. Der Einsatz von TXA, so hoffen die Wissenschaftler, könnte viele der Betroffenen retten.

Das Mittel wird bereits bei Zahnfleischbluten und größeren Operationen angewandt, da es die Auflösung von Blutgerinnseln bremst. Bei schwer verletzten Unfallopfern fördert es die Blutgerinnung.

Allerdings können Blutgerinnsel auch Herzinfarkte, Schlaganfälle und Lungenembolien auslösen. Mediziner hatten daher befürchtet, dass eine TXA-Gabe das Risiko dieser schweren Komplikationen erhöht.

Die sogenannte Crash-2-Studie an 20.000 Unfallopfern in 274 Krankenhäusern in 40 Ländern ergab jedoch, dass die hemmende Substanz die Todesfälle von Verblutung vermindert, ohne dass gleichzeitig die Zahl der befürchteten Komplikationen ansteigt. Durch die Verabreichung von TXA verringerte sich das Todesrisiko wegen starker Blutverluste in dem Versuch um ein Sechstel. In Europa könnten 2000 Leben pro Jahr gerettet werden, schließen die Wissenschaftler aufgrund ihrer vom Pharmakonzern Pfizer mitfinanzierten Studie.

Die Autoren fordern nun, dass die Substanz auf die Liste notwendiger Medikamente der Weltgesundheitsorganisation gesetzt werden müsse.

© sueddeutsche.de/dpa/mcs - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: