Klima:Globaler Fieberschub

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Die UN-Meteorologiebehörde erwartet für 2015 einen Wärmerekord. Das würde einen Trend zu immer höheren Temperaturen fortsetzen.

Von Robert Gast

Das Jahr 2015 wird nach Einschätzung der Weltorganisation für Meteorologie (WMO) das wärmste seit es systematische Wetteraufzeichnungen gibt. Vermutlich werde die globale Durchschnittstemperatur erstmals ein Grad höher liegen als in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts, teilte die UN-Behörde am Mittwoch in Genf mit. Verantwortlich für den Rekord sei neben dem fortschreitenden Ausstoß von Treibhausgasen aktuell das Wetter-Phänomen El Niño, durch das Wärme aus dem Pazifik in die Atmosphäre gelangt.

Auch die US-Meteorologiebehörde Noaa und das britische Met Office sehen 2015 auf Rekordkurs. Die ersten zehn Monate waren deutlich zu warm. Laut Noaa haben acht von ihnen den jeweiligen Monatsrekord geknackt. Das Jahr setzt damit einen Trend fort. Die zehn wärmsten Jahre seit Beginn von Messungen fallen alle in den Zeitraum nach 1997. Von 2011 bis heute sei die heißeste Fünfjahresphase seit Beginn der Industrialisierung gemessen worden, teilte die WMO mit. "Das sind schlechte Nachrichten für den Planeten", sagte WMO-Generaldirektor Michel Jarraud.

Die UN-Organisation bezog auch Stellung zu der Frage, ob der Klimawandel bereits Wetterextreme befördert. Insbesondere für Hitzewellen könne man dies mittlerweile bejahen, sagte Jarraud. Mehr als die Hälfte dieser Ereignisse könnte mit der vom Menschen verursachten Erwärmung in Verbindung gebracht werden. Der Klimawandel könnte somit verstärkt zu humanitären Katastrophen führen, wie zu der Hungersnot am Horn von Afrika, bei der laut WMO in den Jahren 2010 und 2011 eine Viertelmillion Menschen starb.

Die WMO veröffentlicht jährlich eine Bestandsaufnahme zum Weltklima. Diesmal verkündet die Behörde ihre Einschätzung wenige Tage vor Beginn des Klimagipfels in Paris, bei dem es im Kern um die Frage gehen wird, ob die Menschheit die globale Erwärmung auf zwei Grad gegenüber der vorindustriellen Zeit begrenzen kann. Laut WMO ist bereits die Hälfte dieses Spielraums ausgeschöpft. "Wir wollen, dass diese Information allen Klimadiplomaten bekannt ist", sagte Jarraud.

In Deutschland wird das Jahr 2015 nach Berechnungen des Deutsche Wetterdienstes (DWD) vermutlich keinen Rekord brechen. Zwar war der Novemberanfang zu warm, September und Oktober aber etwas kühler als der Durchschnitt. Langfristig wird sich der Klimawandel aber auch hier stärker bemerkbar machen. Bis zur Mitte dieses Jahrhunderts werde die Gefahr von Hochwassern und Hitzewellen zunehmen, schreiben DWD und Umweltbundesamt in einem neuen Gutachten.

© SZ vom 26.11.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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