Gesundheit:Viele junge Opfer

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Jüngere Menschen und insbesondere Frauen profitieren offenbar kaum vom allgemeinen Rückgang der Herz-Kreislauf-Opferzahlen. Der positive Trend betrifft hauptsächlich Menschen über 65.

Von werner bartens

Jüngere Menschen und insbesondere Frauen profitieren offenbar kaum vom allgemeinen Rückgang der Herz-Kreislauf-Opferzahlen. Zwar ist der Anteil der Menschen, die an einem Herzinfarkt sterben, in den vergangenen Jahrzehnten deutlich gesunken. Der Trend betrifft jedoch hauptsächlich Menschen, die das 65. Lebensjahr überschritten haben. In der Generation der unter 55-Jährigen ist der Rückgang weniger ausgeprägt und besonders gering bei Frauen. Ärzte aus Atlanta weisen im Fachmagazin Circulation (online) auf diese Entwicklung hin und plädieren dafür, die Risikofaktoren für jüngere Infarktopfer stärker in den Blick zu nehmen.

Die Forscher um Viola Vaccarino von der Emory University hatten Daten aus den USA aus dem Zeitraum zwischen 1979 und 2011 analysiert. Die Sterblichkeit infolge Herzkreislaufleiden sank in dieser Phase bei Männern von 703 auf 225 Todesfälle pro 100 000 Männer und bei Frauen von 395 auf 125 Todesfälle pro 100 000 Frauen. Beides entspricht einem Rückgang um 68 Prozent. Von der Reduktion profitierten jedoch hauptsächlich die älteren Jahrgänge. In der Generation zwischen 35 und 54 Jahren betrug der Rückgang zwischen 1979 und 1989 nur 4,6 Prozent bei Frauen und 5,5 Prozent bei Männern - um in den folgenden Jahrzehnten noch stärker nachzulassen. Seit dem Jahr 2000 sank die Infarktsterblichkeit jüngerer Frauen nur noch mit einem Prozent, bei gleich alten Männern waren es minus 1,8 Prozent.

"Diese Unterschiede sind wohl nicht in der Behandlung und Diagnostik zu suchen. Es fehlen vielmehr effektive Vorbeugestrategien für jüngere Menschen, besonders für Frauen, sagt Vaccarino. "Diese Gruppe wurde lange nicht so oft wissenschaftlich untersucht, weil man immer angenommen hatte, ihr Risiko sei gering. Dabei gibt es hier dringenden Forschungsbedarf." Außerdem müsste bei jüngeren Infarktopfern auch an andere Risikofaktoren gedacht werden. "Stress und Depressionen können die Wahrscheinlichkeit für einen Infarkt deutlich erhöhen", sagt Vaccarino. "Davon sind jüngere Frauen häufig betroffen."

© SZ vom 25.08.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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