Geologie:Kreislaufkollaps

Stauseen speichern nicht nur Wasser, sondern auch enorme Mengen Phosphor. Im Jahr 2030 sollen dort bis zu 17 Prozent des Phosphors lagern, das von Flüssen transportiert wird. Unklar ist, was dies für den globalen Phosphorkreislauf bedeutet.

Von Hanno Charisius

Stauseen speichern nicht nur Wasser, sondern auch enorme Mengen Phosphor. Im Jahr 2030 sollen dort bis zu 17 Prozent des Phosphors lagern, das von Flüssen transportiert wird. Das berichten Ökohydrologen von der University of Waterloo in Kanada im Fachblatt PNAS. Im Jahr 2000 lagerten in den weltweit etwa 75 000 Stauseen mit einer Größe von mehr als 0,1 Quadratkilometern nach Berechnungen der Wissenschaftler bereits zwölf Prozent des Phosphors aus Flüssen. Offenbar halten Dämme Phosphorverbindungen stärker zurück als andere Nährstoffe, folgern die Forscher. Die Ansammlung in Stauseen könne erklären, warum an vielen Küsten Phosphormangel herrsche.

Phosphor ist für alle bekannten Organismen lebensnotwendig, das Element ist Bestandteil der Erbsubstanz und des Baumaterials der Zellen. Damit Pflanzen besser wachsen, werden sie mit Phosphor gedüngt. Überschüssige Nährstoffe spült der Regen in Flüsse, und von dort gelangen sie in Seen und oder direkt in die Weltmeere.

Die Wissenschaftler bezogen Messwerte aus 155 Stauseen in ihre Untersuchung ein. Die Rückhaltequote fällt sehr unterschiedlich aus. Das größte menschengemachte Wasserreservoir, der Karibasee zwischen Sambia und Simbabwe, hält 87 Prozent der einströmenden Phosphorverbindungen zurück, der kanadische Lake Diefenbaker sogar 94 Prozent und die Seine-Aufstauung Lac d'Orient im Norden Frankreichs nur 71 Prozent. Woher diese Unterschiede kommen, welche Folgen das für den globalen Phosphorkreislauf hat und inwieweit sich die nährstoffhaltigen Stausee-Sedimente vielleicht sogar als Rohstoffquelle nutzen lassen, ist noch vollkommen unklar.

© SZ vom 08.12.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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