Genetik:Freunde ähneln uns wie Cousinen

Wen wir mögen, darüber bestimmt auch die DNA. Denn Freunde ähneln uns genetisch stärker als andere Menschen. Die Erklärung erinnert an Erkenntnisse aus der Partnerwahl.

Von Sebastian Herrmann

Es ist eine strapazierte Floskel: Meine Freunde sind (wie) meine Familie. Doch offenbar steckt ist diesem Spruch mehr Wahrheit, als gemeinhin angenommen wird. Laut Erbgutanalysen von beinahe 2000 Probanden ähnelt sich das Genom von befreundeten Menschen - im Gegensatz zu solchen, die keinen Draht zueinander haben - überraschend stark.

Freundinnen und Freunde verfügten über so viele Ähnlichkeiten im Erbgut wie etwa Cousins und Cousinen vierten Grades, berichten der Genetiker James Fowler von der UC San Diego und der Evolutionsbiologe Nicholas Christakis von der Universität Yale im Fachmagazin PNAS (online).

Freundinnen und Freunde verfügten über so viele Ähnlichkeiten im Erbgut wie etwa Cousins und Cousinen vierten Grades, fanden Forscher heraus. (Foto: dpa)

Die Forscher konzentrierten sich auf die Datensätze von 1932 Probanden, die für eine umfassende Studie zur Herzgesundheit untersucht worden waren. Die überwiegende Mehrheit der Stichprobe ist europäischer Abstammung, was in diesem Fall ein methodischer Vorteil ist: Menschen neigen eben dazu, eher Freunde unter der eigenen Ethnie zu haben, was automatisch für eine gewisse genetische Ähnlichkeit sorgt.

Zudem kontrollierten die Forscher etwaige Blutsverwandtschaft, um diese aus der Analyse zu nehmen. Es blieben Freunde, die keine Verwandten waren, aber doch ähnliche Gene hatten: Etwa ein Prozent der Erbgutabschnitte glichen sich im Schnitt. Das klingt für den Laien nicht nach besonders viel, "aber für Genetiker ist das ein signifikantes Ergebnis", sagt Christakis. Als mögliche Erklärung bieten die Forscher einen Ansatz, der auch bei der Partnerwahl eine Rolle spielt: Man müsse sich riechen können. Die genetischen Ähnlichkeiten fanden sich wohl besonders in Bereichen, die mit Geruch in Verbindung stehen. Das Immunsystem unterschied sich hingegen auffällig stark bei befreundeten Probanden.

© SZ vom 15.07.2014 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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