Extremwetter:Sieben Meter hohe Welle

Vor drei Jahren ertranken im russischen Krymsk Menschen in ihren Schlafzimmern. Nach tagelangem Regen rollte eine Sieben-Meter-Flut durch den Ort. Ohne Klimawandel hätte es in der Region wohl kaum jemals so starke Niederschläge gegeben.

Von Christopher Schrader

Ohne Klimawandel wären der russischen Stadt Krymsk womöglich tödliche Überschwemmungen erspart geblieben. Im Sommer 2012 hatte es drei Tage lang heftig über der Region Krasnodar am Ostufer des Schwarzen Meers geregnet. Am 7. Juli um zwei Uhr morgens rollte dann eine sieben Meter hohe Flutwelle durch die Stadt. Offizielle Warnungen gab es nicht, viele Einwohner ertranken in ihren Häusern, andere retteten sich auf die Dächer. Am Ende zählten Helfer mehr als 170 Todesopfer. Forscher vom Geomar-Institut in Kiel und von der russischen Akademie der Wissenschaften machen nun die stark gestiegenen Temperaturen des Schwarzen Meers für die enormen Regenmengen verantwortlich. Das Wasser hatte sich zwischen 1982 und 2012 um zwei Grad Celsius erwärmt, was dem Regentief erst die Möglichkeit gab, derart viel Flüssigkeit über Krymsk abzuwerfen. Das Team um Edmund Meredith von Geomar hat dazu Klimasimulationen gemacht und verglichen. Mit der Erwärmung berechnete der Computer für eine Messstation in Krymsk extreme Regenmengen von 182 Millimeter pro Tag - gemessen wurden dort 171 Millimeter. Als die Forscher das Schwarze Meer virtuell zwei Grad kälter machten, fielen im Computer nur noch 21 Millimeter Regen. Über die ganze Region gemittelt, verursachte die Erwärmung in der Simulation immerhin noch viermal so viele Niederschläge. ( Nature Geoscience, online). Allerdings machen die Forscher nur Aussagen über die Regenmengen, sie spekulieren nicht über die genauen Ursachen der Flutwelle. Nach dem Unglück berichteten einige Anwohner, ein Reservoir über der Stadt habe Wasser abgelassen und dadurch den plötzlichen Anstieg ausgelöst. Das wurde von staatlicher Seite stets bestritten.

© SZ vom 14.07.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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