Entscheidungsfindung:Gruppen profitieren von Interessenskonflikten

Die Ziele der Teamkollegen unterscheiden sich krass. Eine Katastrophe? Im Gegenteil: ein Vorteil für alle, zeigen deutsche und britische Forscher am Beispiel von Erdmännchen.

Der eine will zum Italiener, der andere zum Thailänder und der dritte zur Pommesbude. Auch wenn es nicht gerade intuitiv klingt: Derartige Interessenskonflikte können allen Beteiligten nützen, berichten Wissenschaftler des Max-Planck-Instituts für Bildungsforschung in Berlin und der London School of Economics ( American Naturalist, Bd. 182, S. 592, 2013).

Ihnen zufolge trifft eine Gruppe bessere Entscheidungen, wenn die einzelnen Mitglieder jeweils unterschiedliche Interessen haben. Nur beim großen Ganzen muss man sich einig sein - etwa darin, dass es Zeit ist, einen Platz zur Nahrungsaufnahme aufzusuchen.

Dass dabei verschiedene Ziele vorteilhaft sind, zeigten die Forscher anhand eines theoretischen Beispiels mit Erdmännchen. Dem Modell zufolge wählt eine Gruppe dieser Tiere zuverlässiger reichhaltige Futterplätze aus, wenn sich die Nahrungspräferenzen der Individuen leicht voneinander unterscheiden. Dies verringert die Gefahr, einen Futterplatz zu wählen, der nur einigen wenigen Tieren zugute kommt. "Gemeinsame Entscheidungen in Gruppen basieren auf kleineren Meinungsverschiedenheiten, die Fehler ausgleichen", sagt Coautor Christian List.

© SZ vom 05.12.2013/kabl - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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