Männer haben in der Regel weniger und schwächere Schuldgefühle gegenüber anderen Menschen als Frauen - allerdings nimmt dieser Unterschied im Alter wieder ab.
Das folgern spanische Psychologen um Itziar Etxebarria ( The Spanish Journal of Psychology, Bd.12, S.540, 2009) aus einer Befragung von 360 männlichen und weiblichen Probanden im Alter von 15 bis 50 Jahren, die sie in drei Altersstufen einteilten.
In der Befragung mussten die Probanden unter anderem einschätzen, wie schuldig sie sich nach verschiedenen Alltagssituationen fühlen, beispielsweise wenn sie einen Krankenbesuch aufschieben, den Geburtstag eines guten Freundes vergessen oder in einem Streit zu grobe Worte gewählt haben.
Frauen zeigten durchweg ein deutlich intensiveres Schuldempfinden als Männer, wenn sie ihre Gefühle auf einer Skala einordnen sollten. Weitere Fragen in der Studie ergaben, dass sich Frauen auch viel häufiger schuldig fühlen als Männer.
Angst und Wut
Als Ursache vermuten die Wissenschaftler, dass Männer sich schlechter in andere Menschen einfühlen können, und daher oft gar nicht merken, wenn sie jemanden verletzt haben. Deshalb sehen sie auch seltener einen Grund für Reue.
Besonders schwache Schuldgefühle gegenüber anderen zeigten die 25- bis 33-jährigen Männer; die 40- bis 50-jährigen Männer empfinden offenbar deutlich stärkere Schuldgefühle. Möglicherweise lernen die Männer dazu, wenn sie älter werden.
In einer früheren Studie hatte Etxebarria entdeckt, dass Männer und Frauen Schuld auch unterschiedlich erleben. Frauen empfinden dabei öfter Angst und Wut auf sich selbst als Männer. Das führen die Forscher darauf zurück, dass Mädchen auch heute noch häufig anders erzogen werden als Jungen.
Sie plädieren dafür, Jungen so zu erziehen, dass sie früher lernen, sich in andere hinein zu versetzen. Frauen empfinden in ihren Augen nicht zu oft Schuld, sondern Männer zu selten.