Chronobiologie:Ruhe unter dem Stroboskop

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Mögliche Hilfe auch bei Jetlag auf langen Reisen: Lichtblitze im Schlaf können die innere Uhr umstellen. (Foto: Boris Roessler/dpa)

Kurze Lichtpulse während des Schlafs verschieben den Tag-Nacht-Rhythmus.

Von Christoph Behrens

Helle Lichtblitze während des Schlafs können die innere Uhr verstellen und die Müdigkeit am nächsten Abend verzögern. Von dieser Wirkung berichten Wissenschaftler der Universität Stanford im Journal of Clinical Investigation. Für das Experiment baten die Forscher 40 Teilnehmer ins Schlaflabor. Bei einigen leuchtete kurz nach dem Einschlafen eine Lampe für eine Stunde. Die zweite Gruppe wurde im Schlaf kurzen Lichtpulsen ausgesetzt, die jeweils nur zwei Millisekunden dauerten. Das Flackern hielt eine Stunde an, insgesamt war es wegen der Kürze der Impulse weniger als eine Sekunde hell. Dennoch setzte bei dieser Gruppe die Müdigkeit am nächsten Tag im Durchschnitt rund zwei Stunden später ein als gewöhnlich. Bei der Gruppe, die dem kontinuierlichen Licht ausgesetzt war, verschob sich der Tag-Nacht-Rhythmus nur um 36 Minuten.

"Licht ist die stärkste und einfachste Methode, die innere Uhr zu beeinflussen", sagt Eva Winnebeck vom Schlaflabor der Uni München. So werden Personen mit Schlafstörungen oder herbstlichen Depressionen mithilfe von Tageslichtlampen behandelt. Unbekannt war, dass selbst äußerst kurze Lichtblitze den Rhythmus durcheinanderbringen. Dies sei ein Hinweis auf einen verborgenen Mechanismus zwischen den Zellen der Netzhaut und dem Gehirn, vermutet der Leitautor der Studie, Jamie Zeitzer. Diesen Schaltkreis habe man biologisch "gehackt", dem Gehirn werde im Schlaf vorgegaukelt, dass es noch Tag sei. Mithilfe des Flackerns lasse sich womöglich auch der Jetlag auf langen Reisen ausgleichen, hoffen die Forscher. "Für so eine Therapie möchte man natürlich eine maximale Wirkung in minimaler Zeit erreichen", sagt Winnebeck. Daher seien die Lichtblitze ein vielversprechender Ansatz. Erst müsse man aber klären, wie genau der Körper das Licht verarbeitet.

© SZ vom 11.02.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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