Astronomie:Zucker im fernen Sonnensystem

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Mit dem Alma-Radioteleskop haben Wissenschaftler in der Nähe eines jungen Doppelsterns in 400 Lichtjahren Entfernung Zucker aufgespürt. Die Entdeckung der komplexen Kohlenstoffverbindungen könnte helfen zu verstehen, wie Leben entsteht.

Zucker ist einer der Grundbausteine des Lebens auf der Erde. Umso außergewöhnlicher ist es, diese komplexe Kohlenstoffverbindung auch anderswo im Weltall zu finden.

Genau das ist nun einem internationalen Forscherteam gelungen. Mit dem Radio-Observatorium Alma in Chile haben die Wissenschaftler in der Nähe eines jungen, sonnenähnlichen Sterns 400 Lichtjahre von der Erde entfernt Hinweise auf einfache Zuckermoleküle entdeckt.

"In der Scheibe aus Gas und Staub, die diesen neu entstandenen Stern umgibt, haben wir Glycolaldehyd gefunden. Das ist eine einfache Art von Zucker, gar nicht so unterschiedlich von dem Zucker, den wir in unseren Kaffee tun", sagt Jes Jørgensen vom Kopenhagener Niels-Bohr-Institut. "Dieses Molekül ist eine der Zutaten bei der Entstehung von RNA, und die wiederum ist - genau wie die mit ihr verwandte DNA - einer der Grundbausteine von Leben." RNA und DNA sind Träger des Erbguts.

Es ist nicht das erste Mal, dass Forscher Glycolaldehyd im Weltraum finden. Die einfachen Zuckermoleküle waren schon früher in interstellaren Molekülwolken, dem sternenfreien Raum innerhalb einer Galaxie, nachgewiesen worden. Das Besondere diesmal: Wie die Astronomen im Fachblatt Astrophysical Journal Letters berichten, befindet sich der Zucker vergleichsweise nah bei einem Doppelstern, der eine ähnliche Masse wie die Sonne hat. Der Abstand entspricht etwa dem zwischen Uranus und Sonne.

"Besonders aufregend ist für uns an diesen Ergebnissen, was die Alma-Beobachtungen über die Bewegung der Zuckermoleküle zeigen: die Moleküle fallen offenbar auf einen der Sterne des Systems zu", sagt Cécile Favre von der dänischen Universität Aarhus, die an den Forschungen beteiligt war. "Nicht nur sind die Zuckermoleküle am richtigen Ort, um auf einem Planeten zu landen - sie bewegen sich auch in die richtige Richtung!"

Für Jørgensen ist nun die große Frage: "Wie komplex können diese Moleküle werden, bevor sie Bestandteil der neu entstandenen Planeten werden?"

Die Antwort verspricht ihm zufolge Hinweise darauf, "wie Leben auf anderen Planeten entstehen kann - und Alma-Beobachtungen werden eine wichtige Rolle dabei spielen, dieses Rätsel zu lösen".

© Süddeutsche.de/dpa/hmet - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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