Astronomie:Schattenspiele

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Partielle Mondfinsternis am Montagabend über dem Tempel des Poseidon, südlich von Athen. (Foto: Petros Giannakouris/AP)

Wenn, wie am Montagabend, der Mond in der verlängerten Linie von der Sonne zur Erde steht, kommt es zu einer Mondfinsternis. Das passiert eigentlich recht häufig, und kann doch ein erstaunliches Spektakel sein.

Von marlene weiss

Es ist ein rechtes Durcheinander im Sonnensystem. Der Erdäquator ist gekippt gegenüber der Bahn der Erde um die Sonne, der Mond dreht sich auf seiner eigenen Bahn um die Erde, die ihrerseits ebenfalls schräg zur Erdbahn steht, aber in einem anderen Winkel, sodass der Mond im Vergleich zum Äquator ... kein Wunder, wenn sich manch einer da nicht mehr auskennt. Wie gut, dass es immer wieder Momente gibt, an denen sich alles einfacher zusammenfügt: Wenn die Bahnen der Himmelskörper kurzzeitig so zusammentreffen, dass Sonne, Erde und Mond auf einer Linie stehen.

Diese aufgeräumte Situation hat den angenehmen Effekt, dass von manchen Gegenden der Erde aus eine Mondfinsternis zu sehen ist - so wie am Montagabend in Teilen von Europa, Australien, Afrika, Asien und auch in Deutschland. Perfekt ist die Konstellation des 7. Augusts zwar nicht, weil der Vollmond nicht genau in der Verlängerung der Linie von der Sonne zur Erde steht, sodass der Schatten der Erde nur einen kleinen Teil des Trabanten verdeckt - das nennt man eine partielle Mondfinsternis. Aber bei guter Sicht ist auch das ein ungewöhnliches Spektakel.

Zweimal im Monat kreuzt der Mond die Ebene der Erdbahn um die Sonne, diese Punkte heißen "Bahnknoten" oder poetischer "Drachenpunkte". Interessant wird es jedoch nur zweimal im Jahr - dann nämlich liegen die Bahnknoten mehr oder weniger perfekt in der Verbindungslinie von Erde und Sonne. Das führt stets zu zwei Eklipsen: Eine Mondfinsternis, wenn der Vollmond auf der sonnenabgewandten Seite der Erde den Drachenpunkt passiert, und im Abstand von rund zwei Wochen davon eine Sonnenfinsternis, wenn der Neumond zwischen Erde und Sonne durch- taucht. Anders als die Mondfinsternis ist die zugehörige Sonnenfinsternis nur von einem schmalen Streifen auf der Erde aus sichtbar. Diesmal hat Amerika das Vergnügen, am 21. August steht dort eine totale Sonnenfinsternis an, sehnsüchtig erwartet von vielen Wissenschaftlern und Hobby-Astronomen.

Zuweilen kann es zwei Wochen nach Mond- und Sonnenfinsternis noch eine weitere Mondfinsternis geben, oder eine Mondfinsternis zwischen zwei Sonnenfinsternissen. Bis zu drei Mondfinsternisse in einem Kalenderjahr sind möglich, meist aber sind von einem bestimmten Ort auf der Erde ein bis zwei Mondfinsternisse im Jahr sichtbar. Wer das aktuelle Ereignis verpasst hat, bekommt am 27. Juli 2018 wieder eine Chance, dann ist von Deutschland aus sogar eine totale Mondfinsternis zu sehen. Wobei von "finster" eigentlich keine Rede sein kann: Dank Streulicht aus der Erdatmosphäre färbt sich der Mond nur dunkelrot, und wird darum auch "Blutmond" genannt.

© SZ vom 08.08.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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