Artenschutz:Sterne zählen

Obwohl der Handel mit indischen Sternschildkröten streng reguliert sein sollte, gibt es einen riesigen illegalen Markt für die Tiere.

Von Hanno Charisius

Unsere schlimmsten Befürchtungen wurden bestätigt", so fasst der Biologe Neil D'Cruze von der University of Oxford ein Jahr Recherche zusammen. Sein Team hat untersucht, auf welchen Wegen Indische Sternschildkröten gehandelt werden. Innerhalb dieses Jahres dokumentierten sie 55 000 Exemplare, die über einen einzigen Handelsknoten in Indien verschoben wurden. Das Artenschutzabkommen Cites reguliert den Handel seit 1975 eigentlich streng. So wollten die Politiker verhindern, dass die Schildkröten auf die Liste der bedrohten Arten rutschen. Doch inzwischen betreiben organisierte kriminellen Gruppen das Geschäft höchst professionell im Untergrund. Im Fachblatt Nature Conservation berichten D'Cruze und seine Kollegen von ihren Recherchen auf den Märkten und bei den Einheimischen, die Jagd machen auf die Panzerwesen mit dem schönen Sternmuster auf dem Rücken. Sternschildkröten werden in vielen asiatischen Ländern als Haustiere gehalten und in einigen Tempeln als Inkarnation der Hindu-Gottheit Vishnu verehrt. In einem Haushalt entdeckten die Forscher mehr als einhundert frisch geschlüpfte Reptilien, "für den Eigenbedarf" wie der Besitzer versicherte. Die Schildkrötensammler bekommen zwischen einem und fünf Dollar pro Tier von den Händlern. Diese schaffen die Reptilien dann versteckt in Koffern unter legaler Ware wie Obst oder Gemüse zu den Handelsplätzen und verkaufen sie dort für bis zu 50 Dollar pro Stück.

© SZ vom 10.11.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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