Arktis:Gletscherschwund auf Grönland

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Schmelzen Grönlands Gletscher, so steigen die globalen Meeresspiegel, befürchten Forscher. (Foto: dpa)

Der Klimawandel hat auch den Nordosten Grönlands erreicht, der Gletscher Zachariæ Isstrøm schmilzt dort seit einigen Jahren rapide. Forscher befürchten Folgen für den Meeresspiegel.

Von Robert Gast

Der Nordosten Grönlands gilt als eine besonders kalte Ecke der Insel. Während am vergleichsweise warmen Westufer Gletscher rapide schwinden, hielten Wissenschaftler den Nordosten bislang für beständiger gegenüber der globalen Erwärmung. Doch auch hier setzt der Klimawandel den Eismassen stark zu, wie ein Forscherteam im Fachmagazin Science berichtet.

Jeremie Mouginot von der University of California in Irvine und seine Kollegen interessierten sich in ihrer Studie vor allem für einen Gletscher namens Zachariæ Isstrøm. Er ist der Ausläufer einer 600 Kilometer langen Eismasse, die sich vom Landesinneren bis an die Nordmeerküste erstreckt. Die Klimawissenschaftler werteten Satellitendaten der vergangenen 40 Jahre aus. Aus ihnen geht hervor, dass sich der Gletscher bis zum Jahr 2002 kaum veränderte. Dann jedoch begann die Zunge des Gletschers, die über das Meer ragte, Stück für Stück abzubrechen und ins Wasser zu stürzen.

Grönlands Gletscher beeinflussen die weltweiten Meeresspiegel

Bedeckte das Eis einst das Wasser auf einer Fläche so groß wie die Insel Rügen, sind es heute nur noch fünf Prozent davon. Derzeit weicht der Gletscher pro Jahr etwa zwei Kilometer ins Landesinnere zurück, schätzt Mouginots Team; fünf Milliarden Tonnen Eis stürzen demnach jährlich ins Meer. Der rasante Rückgang könnte noch bis zu 30 Jahre andauern, glauben die Wissenschaftler.

Sie haben auch eine Erklärung dafür, weshalb der Schwund 2002 plötzlich einsetzte. Bis dahin ruhte die Gletscherzunge auf einer Schwelle im Meeresgrund, das Wasser kam daher kaum an die Unterseite des Eises. Mittlerweile ist die Kante des Gletschers aber hinter die Schwelle zurückgewichen, der Meeresboden formt hier eine Mulde, weshalb das warme Wasser den Gletscher unterspülen kann. Das erkläre, wieso das Eis seit einigen Jahren stärker zurückweiche als bei anderen Gletschern im Nordosten Grönlands, schreiben die Forscher.

Insgesamt schrumpft Zachariæ Isstrom zwar langsamer als etwa der Gletscher Jakobshavn Isbræ in Westgrönland. Da die Eismasse im Nordosten aber wesentlich größer ist, könnte ihr Schmelzen insgesamt einen größeren Einfluss auf den Meeresspiegel haben. Derzeit steigt der Meeresspiegel pro Jahr um wenige Millimeter, bis Ende des Jahrhunderts könnte er bis zu einen Meter höher liegen als heute. Grönlands schmelzende Gletscher könnten für knapp zehn Prozent des Anstiegs verantwortlich sein. Frühere Studien kamen zu dem Ergebnis, dass Treibhausgase seit dem Jahr 1991 mehr als zwei Drittel des globalen Eisverlustes ausgelöst haben.

© SZ vom 13.11.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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