In der Hitze Mittelamerikas musste das Volk der Maya das zur Verfügung stehende Wasser effizient nutzen, um bestehen zu können. Bei Ausgrabungen in Guatemala haben Archäologen in der Stadt Tikal nun ein ausgeklügeltes Wasserleitsystem entdeckt, das die Maya vor etwa 1750 Jahren errichtet haben.
Das Team um Vernon Scarborough von der University of Cincinnati beschreibt im Fachmagazin Proceedings of the National Academy of Sciences (online) ein großes System aus Dämmen, Reservoirs und Schleusen, das sie Palastdamm nennen. Damit konnten die Bewohner von Tikal ganzjährig Regenwasser auffangen und verteilen. Die Speicherung sei nötig gewesen, da sich dort Regen- und Trockenzeit abwechseln.
Die Autoren beschreiben zudem eine einfache aber wirkungsvolle Filteranlage. Demnach reinigten die Stadtbewohner ihr Trinkwasser mit Sandschichten an den Zuflüssen der Staubecken. In unmittelbarer Nähe des Reservoirs konnten die Forscher keinen Sand finden, was sie zu der Annahme bringt, dass die Maya weite Strecken zurücklegen mussten, um diesen zu beschaffen.
"Dies sind die ersten systematischen Ausgrabungen an solch einem Leitsystem. Die Maya hatten offenbar erkannt, dass sie ihr Trinkwasser sauber halten mussten," sagte Co-Autor Nick Dunning der New York Times. Das ungefilterte Wasser wurde vermutlich zur Bewässerung der Felder genutzt.
Der Damm ist 80 Meter lang, 60 Meter breit und zehn Meter hoch. Undichte Stellen in den Leitungen seien abgedichtet worden, schreiben die Forscher. Die Auffangbecken waren auf verschiedenen Ebenen positioniert, um das Wasser mithilfe der Schwerkraft zu leiten.
Das System konnte um das Jahr 700 etwa 80.000 Menschen versorgen. Die entfernten Nachfahren der Maya in der Region wirtschaften heute bei Weitem nicht so nachhaltig. "Wenn man bedenkt, dass sich Tikal ein Jahrtausend lang gehalten hat, könnten sich die heutigen Bewohner an der Technik der Maya orientieren, um ähnliche Probleme der Wasserversorgung zu lösen," so Dunning.