Archäologie:Der unbekannte König

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Seit 1924 untersuchen Archäologen eine Tempelruine der Maya in Belize. Aber erst jetzt haben sie darin den Eingang zu einem Grab gefunden. War der Tote ein Herrscher im Kampf um Macht?

Von Christoph Behrens

Im mittelamerikanischen Belize haben Archäologen eine reich verzierte königliche Grabkammer der Maya entdeckt. Im Inneren der Tempelanlage Xunantunich stießen die Forscher fünf bis acht Meter unter der Erdoberfläche auf eine große Kammer sowie einen Aufgang zur Oberfläche. In der Kammer lagen die Überreste eines Mannes, der zum Zeitpunkt seines Todes vor rund 1300 Jahren wohl zwischen 20 und 30 Jahre alt war.

Die Grabbeigaben deuten auf einen Herrscher der untergegangenen Zivilisation hin. So entdeckten die Archäologen in der Grabkammer Jaguar-Knochen, Jadeperlen, ein Dutzend Klingen aus dem Vulkangestein Obsidian und mehr als 30 Keramikgefäße. Weitere Beigaben lagen am Eingang zum Grab. Nun sollen Untersuchungen folgen, um das genaue Alter des Toten sowie seine Todesursache zu klären.

Bereits seit Ende des 19. Jahrhunderts sind die bis zu 40 Meter hohen Ruinen von Xunantunich bekannt, seit 1924 gibt es Ausgrabungen. Doch erst jetzt wurde bei einer Treppe der Grabeingang gefunden. Die ganze Anlage ist wohl in einer einzigen Bauphase entstanden. "Es scheint, dass der Tempel zum alleinigen Zweck errichtet wurde, das Grab zu umschließen", sagt der Archäologe Jaime Awe von der Northern Arizona University, Leiter der Ausgrabung. Das ist von den Ägyptern bekannt, bei den Maya aber ungewöhnlich. Sie fügten Gräber eher nachträglich in Anlagen ein.

Der Bau der Tempelanlage vor etwa 1300 Jahren fiel wohl in eine Periode der Instabilität, zeitweilig scheint es zwei konkurrierende Königshäuser in der Region gegeben zu haben. Eine Tafel mit Hieroglyphen, die das Team kurz vor der Grabkammer entdeckte, deutet auf einen Konflikt zwischen mehreren Stadtstaaten hin. Sehr wahrscheinlich stammt sie aus der konkurrierenden Stadt Caracol, sie könnte also Kriegsbeute sein. Auf welcher Seite der Tote von Xunantunich stand, ist bislang unbekannt. Von dem Jahr 700 nach Christus an blühte Xunantunich dann für einige Jahrhunderte auf. Nach dem Jahr 1000 kollabierte die Maya-Zivilisation vollständig. Als Ursachen für den Niedergang werden unter anderem Klimaveränderungen oder Seuchen vermutet.

© SZ vom 09.08.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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