Was hilft bei Depressionen?:Chemie, Kräuter und Gespräche

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Seit Mittel gegen Depressionen eingesetzt werden, wird über die Wirkung und Nebenwirkungen gestritten. Inzwischen zeigt sich, dass nicht jedes Medikament jedem Menschen hilft.

Hanno Charisius

Der Nutzen antidepressiv wirkender Substanzen wird diskutiert, seit es sie gibt. Und über jede neue Medikamentengruppe wird gestritten. Dabei kristallisiert sich allmählich heraus, dass die Psychiater vor allem sehr genau aufpassen müssen, welchem Patienten sie welche Mittel verabreichen. Nicht jedes Medikament wirkt bei jedem Menschen.

Bei leichten bis mittelschweren Fällen können auch Extrakte aus Johanniskraut eingesetzt werden. (Foto: Foto: pixelio.de)

Stresssituationen gelten als Auslöser von Depressionen, wenn auch nicht als alleinige Ursache. Es hat sich gezeigt, dass Stresshormone Botenstoffe im Gehirn stören, das kann zur Folge haben, dass eine krankhafte Schwermut entsteht.

Dieses biochemische Durcheinander versuchen Antidepressiva aufzuheben. Sie greifen tief in die Chemie des Gehirn ein, um es wieder in den Normalzustand zu versetzen.

Die am häufigsten verschriebenen Antidepressiva sind Fluoxetin (Handelsname Fluctin; in den USA: Prozac), Sertralin (Zoloft) und Citalopram (Cipramil). Sie haben etwas geringere Nebenwirkungen als die älteren, so genannten trizyklischen Antidepressiva. Patienten, die nicht auf eines der neueren Medikamente ansprechen, können durchaus von einem der älteren profitieren.

Warten auf die Wirkung

Der Zeitraum zwischen der Einnahme eines Antidepressivums und der ersten Milderung der Symptome kann drei Wochen und länger dauern. In dieser Phase sind die Patienten besonders instabil.

Deshalb ist es zu Beginn einer Behandlung mitunter nötig, ein Beruhigungsmittel wie Diazepam (Valium) einzunehmen, um die quälenden Angstzustände und Suizidgedanken zu mildern. Um die Wirkung des Antidepressivums zu unterstützen. In milderen Fällen wird auch Lithium verschrieben. Allerdings ist immer noch nicht bekannt, auf welche Weise diese Substanz in die Hirnchemie eingreift.

Milde Depressionen vergehen oft auch ohne eine Behandlung mit Medikamenten. Bei leichten bis mittelschweren Fällen werden Extrakte aus Johanniskraut eingesetzt. Stoffe aus den Blütenblättern der Pflanze wirken ähnlich wie gängige Antidepressiva. Arzneimittel wie die Antibaby-Pille oder Aids-Medikamente können aber bei der Einnahme von Johanniskraut ihre Wirkung verlieren.

Unabhängig vom Schweregrad einer Depression sollte die Behandlung immer psychotherapeutisch begleitet werden. Ein vertrauensvolles Gespräch mit dem Arzt kann leichte Depressionen ausräumen. Bei schweren Fällen ist eine Zuversicht weckende Betreuung insbesondere in den ersten Wochen der Behandlung notwendig. Auch nach Absetzen der Antidepressiva kann eine Psychotherapie vor Rückfällen schützen.

© SZ vom 05.03.2008/mcs - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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