Konjunkturdaten:Bundesbank hebt Wachstumsprognose an

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"Ich gehe davon aus, dass die expansiven Kräfte die Oberhand behalten": Bundesbankpräsident Jens Weidmann sieht die deutsche Wirtschaft weiter in guter Verfassung und erwartet für dieses Jahr ein Prozent Wachstum. Schlechte Zahlen kommen dagegen vom Statistischen Bundesamt: Die Zeit der Rekorde bei den deutschen Exporten ist vorbei.

Die Schuldenkrise im Euroraum wird den Aufschwung in Deutschland aus Sicht der Bundesbank nicht stoppen: "Ich gehe davon aus, dass die expansiven Kräfte die Oberhand behalten", sagte Bundesbankpräsident Jens Weidmann bei der Präsentation der jüngsten Konjunkturprognose der Bundesbank in Frankfurt.

Die Notenbank hebt ihre Wachstumsprognose für das laufende Jahr deutlich von 0,6 Prozent auf 1,0 Prozent an. 2013 werde die deutsche Wirtschaftsleitung um 1,6 Prozent zulegen statt wie zuletzt prognostiziert um 1,8 Prozent. Zwar leide die Nachfrage nach deutschen Produkten aus dem Euroraum unter der Anpassungsrezession in einigen Partnerländern. Demgegenüber habe aber die globale Konjunktur wieder Tritt gefasst.

Die Bundesbank rechnet zudem damit, dass sich der günstige Trend am Jobmarkt grundsätzlich fortsetzt. Die Zahl der Arbeitslosen werde im Jahresschnitt auf 2,8 Millionen sinken und die Arbeitslosenquote auf 6,7 Prozent zurückgehen. Im kommenden Jahr könne die Quote sogar auf 6,5 Prozent fallen.

Allerdings erhält Weidmanns Prognose eine wichtige Bedingung: Die Staatsschuldenkrise dürfe nicht eskalieren. Dementsprechend räumt der Bundesbank-Chef für die Prognose ein "außergewöhnlich hohes Ausmaß an Unsicherheit und Risiken" ein. Er sehe allerdings keinesfalls nur Abwärtsrisiken.

Exporte gehen zurück

Während bei der Bundesbank der Optimismus überwiegt, liefert das Statistische Bundesamt Zahlen, die weniger Hoffungen machen. Die deutschen Exporte sind im April zum ersten Mal in diesem Jahr gesunken. Die Unternehmen hätten 1,7 Prozent weniger ins Ausland verkauft als im Vormonat, teilte die Behörde mit.

Das war der erste Rückgang nach drei Anstiegen in Folge. Von Reuters befragte Analysten hatten lediglich mit einem kalender- und saisonbereinigten Minus von 1,0 Prozent gerechnet. Im März hatten die Unternehmen in Deutschland Waren im Wert von 98,8 Milliarden Euro ausgeführt, das war der höchste Monatswert seit Beginn der Erhebungen im Jahr 1950.

Insgesamt setzten die Unternehmen im Ausland 87,1 Milliarden Euro um - im Jahresvergleich ergibt sich noch immer ein Plus von 3,4 Prozent. Die Exporte in Länder außerhalb der Europäischen Union legten auch im April um 10,3 Prozent zu. Bei den Ausfuhren in die Euroländer machte sich dagegen die Krise bemerkbar, sie gingen um 3,6 Prozent zurück.

Die Wirtschaft muss in den kommenden Monaten weitere Rückschläge fürchten. Der exportabhängigen Industrie drohen ein herber Einbruch - im April verzeichnete sie ein Minus von 3,6 Prozent bei den Auftragseingängen. Zuletzt lief es auch in den boomenden Schwellenländern deutlich schlechter: China dürfte in diesem Jahr so langsam wachsen wie seit 1999 nicht mehr, Indiens Bruttoinlandsprodukt legte zuletzt so schwach zu wie seit neun Jahren nicht mehr.

Auch die deutschen Importe gingen im April überraschend um 4,8 Prozent zurück. Das war der stärkste Rückgang seit zwei Jahren. Analysten hatten mit stabilen Einfuhren gerechnet. Insgesamt wurden Waren im Wert von 72,7 Milliarden Euro eingeführt - 1,0 Prozent weniger als ein Jahr zuvor. Die Handelsbilanz - die Differenz zwischen Exporten und Importen - wies einen bereinigten Überschuss von 16,1 Milliarden Euro aus.

© Reuters/AFP/olkl - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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