Wirtschaft kompakt:Premiere - den Himmel im Visier

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Der angeschlagene Bezahlsender erhält einen neuen Namen. RWE verdient auch in der Krise gut, Springer und Sony leiden.

Der Bezahlsender Premiere heißt ab Juli Sky Deutschland. Sky solle das bestehende Premiere-Angebot ablösen und für die Kunden vielfältige Verbesserungen bringen, teilte der Sender mit. Auf bestehende Aboverträge habe die Namensänderung keine Auswirkung. Premiere-Abonnenten könnten ab dem Start von Sky im Juli aber auch auf die neuen Angebote umsteigen. Details zu den neuen Preisen und Programmpaketen will der Sender ab Anfang Juni bekanntgeben.

Premiere - das war einmal, der Bezahlsender soll ab Juli Sky Deutschland heißen. Mit dem neuen Namen will das Unternehmen neue Abo-Kunden locken. (Foto: Foto: AP)

Die Namensänderung sei Teil der strategischen Neuausrichtung von Premiere, teilte der Sender mit. Sky ist eine Marke des Premiere-Großaktionärs News Corp., der von Medienmogul Rupert Murdoch kontrolliert wird. Mit dem neuen Namen und dem neuen Angebot wolle Sky dem Bezahlfernsehen "in Deutschland und Österreich zum Durchbruch verhelfen".

Premiere meldete für die ersten drei Monate des Jahres einen Verlust von 80 Millionen Euro. Zwischen Januar und März kündigten dem Sender demnach 28.000 der knapp 2,4 Millionen Abonnenten. Der Umsatz stagnierte den Angaben zufolge bei rund 230 Millionen Euro. Premiere kämpft seit Jahren um Kunden. Unter neuem Namen erhofft sich der Sender nun neue Abonnenten, nachdem er den Rückgang im ersten Quartal nicht stoppen konnte. Premiere-Vorstandschef Mark Williams sagte: "Die Ergebnisse des ersten Quartals liegen im Rahmen unserer Erwartungen. Wir erwarten im zweiten Halbjahr eine Steigerung der Abonnentenzahlen nach umfangreichen Maßnahmen im Vertrieb, im Marketing und im Kundenservice."

RWE profitiert von Haushaltskunden Der Energiekonzern RWE hat seine Umsatzprognose für das laufende Jahr gesenkt. "Der Konzern geht davon aus, dass der Außenumsatz 2009 auf der Höhe des Vorjahres liegen wird", teilte das Unternehmen mit. Bislang hatte RWE einen Anstieg der Erlöse in Aussicht gestellt. Ursache für die neue Prognose seien unter anderem sinkende Einnahmen im deutschen Gasvertrieb. Die Zahlen für das erste Quartal sind jedoch positiv: In den ersten drei Monaten steigerte RWE den Umsatz um 8,4 Prozent auf 14,5 Milliarden Euro. Das Betriebsergebnis habe 2,6 Milliarden Euro betragen - ein Plus von fünf Prozent.

Dennoch ist die Wirtschaftskrise nach Einschätzung von RWE-Chef Jürgen Großmann auch bei den Versorgern angekommen. "In unseren größten Märkten Deutschland und Großbritannien ist der Stromverbrauch gegenüber dem ersten Quartal 2008 um fünf beziehungsweise vier Prozent gesunken - so stark wie seit Jahrzehnten nicht", schrieb er im Quartalsbericht. "Diese Zahlen klingen aber noch harmlos verglichen mit dem Nachfrageeinbruch in einzelnen Industriesektoren."

Zugute gekommen sei dem Konzern aber der stabile Verbrauch der Haushalts- und Gewerbekunden. Insgesamt sank der Stromabsatz in den ersten drei Monaten dieses Jahres um 10,2 Prozent auf 77,4 Milliarden Kilowattstunden. Hauptgrund war der Stillstand des Kernkraftwerks Biblis wegen Wartungsarbeiten. Zudem waren weniger Gas- und Kohlekraftwerke am Netz.

RWE kündigte zudem eine erneute Senkung des Gaspreises an. Zum 1. Juli sollen die Preise für Haushaltskunden um bis zu 15 Prozent sinken. Es ist die dritte Preissenkung in diesem Jahr. Zusammengerechnet ist Gas damit von Juli an ein Drittel billiger geworden gegenüber 2008. RWE gibt damit nach eigenen Angaben die gesunkenen Beschaffungskosten an die Kunden weiter. Am Investitionsprogramm von 26 Milliarden Euro bis 2012 hält der Konzern aber fest.

Bild-Zeitung stützt Springer-Ergebnis Der Medienkonzern Axel Springer leidet unter einem Rückgang des Anzeigengeschäfts und erwartet für dieses Jahr einen kräftigen Ergebnisrückgang. Die Erlöse seien im ersten Quartal um 3,4 Prozent auf 620 Millionen Euro gesunken, teilte der Verlag mit. Für das Gesamtjahr rechnet der Konzern damit, dass Umsatz und Ergebnis deutlich unter Vorjahresniveau liegen.

"Die nächsten Monate werden für die Medienbranche äußerst schwierig blieben", erklärte Verlagschef Mathias Döpfner. Seinen Betriebsgewinn baute das Verlagshaus im ersten Quartal um 2,1 Prozent auf 80,3 Millionen Euro aus. Allerdings war der Vergleichswert von 78,7 Millionen Euro vor Jahresfrist unter anderem durch den Umzug der Bild-Redaktion von Hamburg nach Berlin belastet worden. Zum Nettogewinn von 213 Millionen Euro im ersten Quartal 2009 trug vor allem der Verkauf des Regionalzeitungsgeschäfts bei. Der Verlag erklärte, er habe dank des wachsenden Internet-Geschäfts Werbeeinbrüche bei den Printmedien zu einem großen Teil kompensieren konnte. Außerdem profitiere Springer von der starken Stellung seines Flagschiffs Bild, da Werbetreibende in der Krise verstärkt auf den Marktführer setzen.

Sony hinkt der Konkurrenz hinterher Der japanische Elektronikriese Sony hat erstmals seit 14 Jahren einen massiven Verlust eingefahren. Der Konzern verzeichnete nach eigenen Angaben im Geschäftsjahr 2008/2009, das im März endete, ein Minus von umgerechnet 755 Millionen Euro. Im Vorjahr hatte Sony noch 2,8 Milliarden Euro verdient. Der Umsatz brach um fast 13 Prozent ein. Angesichts der weltweiten Krise und des starken Yen erwartet Sony für dieses Jahr mit 915 Millionen Euro einen noch höheren Verlust als im abgelaufenen Geschäftsjahr.

Der Elektronik-Riese leidet seit längerem darunter, dass das Unternehmen in wichtigen Geschäftsfeldern hinter Konkurrenten wie Apple und dessen MP3-Spieler iPod oder Nintendo im Spielemarkt hinterhinkt. Angesichts der Krise hat Sony bereits zahlreiche Sparmaßnahmen beschlossen und eine Umstrukturierung des Konzern eingeleitet. Das Sparprogramm solle in diesem und im nächsten Geschäftsjahr weitergehen, kündigte der Konzern an. Im Dezember will Sony unter anderem die Produktion in vier Fabriken in Japan einstellen.

ProSiebenSat.1: Weniger Verlust als erwartet Die Fernsehsendergruppe ProSiebenSat.1 hat im ersten Quartal trotz sinkender Werbeumsätze überraschend deutlich den Verlust eingedämmt. Der Fehlbetrag schrumpfte auf 1,7 (Vorjahreszeitraum: minus 7,9) Millionen Euro, teilte das den Beteiligungsgesellschaften KKR und Permira gehörende Unternehmen mit. Der Umsatz ging auf 627 (729) Millionen Euro zurück. Der Medienkonzern traut sich im Gegensatz zu Konkurrent RTL Group weiterhin keine Jahresprognose zu. RTL-Chef Gerhard Zeiler rechnet aufgrund der Wirtschaftskrise 2009 mit einem Minus bei den Werbeumsätzen in Europa von 15 Prozent.

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