Wirtschaft kompakt:Importpreise stark gesunken

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Der Preisverfall des Öls macht Importe im Schnitt deutlich billiger, Chrysler einigt sich mit Gewerkschaft und bei Porsche meldet sich ein Interessent aus Fernost.

Die Preise für nach Deutschland importierte Waren sind im März so stark gesunken wie seit mehr als 20 Jahren nicht mehr. Gegenüber dem Vorjahresmonat gingen sie vor allem wegen des deutlichen Einbruchs der Rohölpreise um 7,1 Prozent zurück, wie das Statistische Bundesamt am Montag in Wiesbaden mitteilte.

Dies sei der stärkste Rückgang seit April 1987 mit damals 8,1 Prozent. Im Februar 2009 lag der Index der Importpreise bei minus 6,4 Prozent und im Januar bei minus 5,4 Prozent. Gegenüber Februar sank der Index im März um 0,4 Prozent.

Gesunkene Nachfrage nach Rohöl

Der Rückgang sei vor allem auf die um 28,5 Prozent gesunkenen Preise für importierte Energieträger zurückzuführen, erklärten die Statistiker. Mineralölerzeugnisse verbilligten sich im Jahresvergleich demnach um 45,3 Prozent, und die Preise für Rohöl gingen um 44,5 Prozent zurück.

Ohne Erdöl und Mineralölerzeugnisse lagen die Importpreise nur um 1,8 Prozent unter dem Stand vom März 2008. Die wegen der Konjunkturkrise deutlich gesunkene Nachfrage nach Rohöl hat den Preis für den Energieträger in den vergangenen Monaten massiv unter Druck gesetzt. Am Montag wurde ein Barrel Rohöl für weniger als 49 Dollar gehandelt und damit rund zwei Drittel unter dem Höchststand vom vergangenen Juli.

Der Nachfrageeinbruch im Chemiegeschäft hat dem Pharma- und Chemiekonzern Merck einen drastischen Gewinnrückgang beschert.

Das Ergebnis fiel im ersten Quartal um 76,3 Prozent auf 56,7 Millionen Euro, wie die Merck KGaA am Montag in Darmstadt mitteilte. Der Konzernumsatz lag unverändert bei rund 1,85 Milliarden Euro. Dafür sorgte der größere Pharmabereich, während die Erlöse im Chemiegeschäft um 22 Prozent nachgaben.

Pharmageschäft immer noch stark

Das im Dax notierte Unternehmen reagiert mit Kurzarbeit. Ab Mai soll Kurzarbeit für bis zu 500 Mitarbeiter am Produktionsstandort für Pigmente in Gernsheim eingeführt werden.

An einen Abbau von Arbeitsplätzen sei nicht gedacht. Pigmente werden für Lacke in der Automobilindustrie verwendet. Merck beschäftigte Ende März weltweit 32.700 Mitarbeiter, gut 100 weniger als Ende 2008.

Das Jahr 2009 werde "eine Herausforderung für Merck", sagte der Vorsitzende der Geschäftsleitung, Karl-Ludwig Kley, laut Mitteilung. Das Pharmageschäft entwickele sich unverändert stark. Die Sparte Flüssigkristalle - sie werden etwa für Displays genutzt - habe die Talsohle im ersten Quartal erreicht.

Erstmals gab Merck eine Prognose für das Gesamtjahr ab. "Wir erwarten für die Gruppe einen Zuwachs der Gesamterlöse zwischen 0 und 5 Prozent und eine bereinigte Umsatzrendite zwischen 15 und 20 Prozent", sagte Kley.

Im Geschäftsjahr 2008 erzielte Merck einen Umsatz von 7,6 Milliarden Euro, 7,1 Prozent mehr als 2007. Das operative Ergebnis stieg um 16 Prozent auf 1,1 Milliarden Euro. Unter dem Strich wies Merck ein Ergebnis von 367,1 Millionen Euro aus.

Im Millionenprozess gegen den früheren Wiesbadener Werbemanager Alexander Ruzicka hat die Verteidigung Freispruch gefordert. Eine Untreue zu Lasten seines früheren Arbeitgebers Aegis Media sei nicht erkennbar, sein Mandant habe sich mit keinem Euro selbst bereichert, sagte sein Anwalt am Montag vor dem Wiesbadener Landgericht.

Der frühere Deutschland-Chef der internationalen Agentur soll das Unternehmen beim Handel mit TV-Werbezeiten um rund 50 Millionen Euro geprellt haben. Die Staatsanwaltschaft hatte auf 13 Jahre und sechs Monate Haft plädiert.

Der Schaden soll laut Anklage entstanden sein, indem Ruzicka von Fernsehsendern als Rabatt gewährte Gratis-Sendezeiten über Nebenfirmen auf eigene Rechnung vermarktete. Nach Überzeugung der Staatsanwaltschaft gehörten diese Sendeminuten jedoch Aegis Media.

"Kundenpflege"

Ruzickas Verteidiger verwies dagegen am Montag auf ein Urteil des Landgerichts München, nachdem diese Kontingente ausschließlich den Werbekunden der Agentur zustehen. Schon allein deshalb könne keine Untreue vorliegen. Vor allem aber habe Ruzicka das Geld zur Kundenpflege und damit im Sinne seines Arbeitgebers verwendet.

Der Verteidiger warf der Wiesbadener Staatsanwaltschaft vor, auf fragwürdiger Basis zu argumentieren. Ihre Kronzeugin hätten die Ankläger zur Aussage bewegt, indem sie ihr schon im voraus einen ihr genehmen Strafbefehl vorgelegt habe. Dies sei ein in Deutschland einmaliger Vorgang. Überdies habe die Frau die ihr vom Angeklagten angeblich als "Schweigegeld" gewährten 427 000 Euro behalten dürfen.

Wenn das Geld aber tatsächlich aus einer Straftat stamme, hätte es verfallen müssen.

Die Verteidigung stellte am Montag zwei Beweisanträge, über die das Gericht am 4. Mai entscheiden will. Als Termin der Urteilsverkündung ist derzeit der 7. Mai vorgesehen.

Keitel verurteilt Pläne zur Managerhaftung

Die Pläne der großen Koalition zu einer Verschärfung der Haftungsregeln für Manager stoßen bei der Industrie auf Widerstand. Der Präsident des Bundesverbands der Deutschen Industrie (BDI), Hans-Peter Keitel, sagte dem Handelsblatt, bei diesem Thema spiegele sich die ganze Verzweiflung der Politik wider, "Populismus in untaugliche gesetzliche Regelungen zu übertragen".

Keitel warf der großen Koalition völlige Praxisferne und "Dilettantismus" vor. Die Politik könne unternehmerische Entscheidungen nicht " für alle 14.000 deutschen Aktiengesellschaften bis ins Detail verrechtlichen".

Union und SPD hatten sich in der vergangenen Woche auf schärfere Haftungsregeln für Unternehmensvorstände verständigt. Demnach sollen Vorstandsmitglieder mit bis zu einem Jahresgehalt für selbst verursachte Verluste einstehen müssen. Der Wechsel von Vorständen in den Aufsichtsrat soll zudem erschwert werden.

AFP

Bundesbank-Chef Axel Weber rechnet für Deutschland erst ab der zweiten Jahreshälfte des kommenden Jahres mit positiven Wachstumsraten. Der Arbeitsmarkt werde sich sogar erst im Laufe des Jahres 2011 wieder erholen können, sagte er in einem Interview der Frankfurter Allgemeinen Zeitung. "Es wird noch eine ganze Weile bergab gehen mit der Wirtschaft, nur eben nicht mehr so schnell wie in den vergangenen Monaten."

Zudem sprach sich Weber für eine weitere Kappung des Leitzinses auf ein Prozent von derzeit 1,25 Prozent aus, "weil die Wirtschaft noch für geraume Zeit hinter ihrem Wachstumspotenzial herhinken wird".

Damit sollte der Boden aber erreicht sein. Ein Prozent sei eine vernünftige Untergrenze.

Reuters

Die US-Automobil-Gewerkschaft UAW hat sich im Ringen um eine Rettung des angeschlagenen Autobauers Chrysler mit dem Unternehmen auf Einschnitte bei der Entlohnung verständigt. Wie UAW am Sonntag mitteilte, sieht die vorläufige Vereinbarung mit Chrysler, Fiat und der US-Regierung Änderungen des 2007 ausgehandelten Tarifvertrags vor. Die aktiven und pensionierten Mitglieder der Gewerkschaft würden um außergewöhnliche Opfer gebeten, um Chrysler am Leben zu erhalten, sagte UAW-Vize General Holiefield.

Sollte die Einigung am Mittwoch von den Gewerkschaftsmitgliedern angenommen werden, hätte Chrysler eine wichtige Hürde zur eigenen Rettung genommen. Die Übereinkunft ermögliche es dem Unternehmen, die Vorgaben des US-Finanzministeriums einzuhalten und seine Bemühungen um eine Partnerschaft mit dem italienischen Fiat-Konzerns fortsetzen könne, erklärte Chrysler Chefunterhändler Al Iacobelli.

Am Donnerstag muss Chrysler der US-Regierung einen Sanierungsplan vorlegen, an den Präsident Barack Obama weitere Finanzspritzen geknüpft hat. Chrysler erhielt aus Washington bereits Notkredite in Höhe von vier Milliarden Dollar (etwa drei Milliarden Euro) und hofft auf zusätzliche 500 Millionen Dollar.

AFP

Beim hoch verschuldeten Sportwagenbauer Porsche hat sich einem Magazinbericht zufolge ein möglicher neuer Großaktionär gemeldet. Der Emir von Katar habe sein Interesse bei dem Unternehmen bekundet, meldete das Magazin Focus am Samstag vorab aus seiner neuen Ausgabe. Porsche wollte zu dem Bericht keine Stellung nehmen.

Spekulationen über Verschiebungen im Machtgefüge bei dem Sportwagenhersteller schießen derzeit ins Kraut. Dreieinhalb Jahre nach dem spektakulären Einstieg bei VW könnten die Wolfsburger in der Allianz künftig mehr zu sagen haben. Trotz der Absatzkrise ist VW derzeit deutlich kapitalkräftiger. Daher wird bei Analysten und an der Börse die Möglichkeit durchgespielt, dass VW der Porsche-Holding das Sportwagen-Geschäft abkauft, um Geld in die Porsche-Kasse zu spülen.

Der teure VW-Einstieg könnte für die Porsche-Vorstände ein Nachspiel haben: In Medien tauchten am Wochenende erneut Spekulationen auf, der Stuhl von Porsche-Chef Wendelin Wiedeking wackele. Auch der zweite Mann des Führungsduos, Finanzchef Holger Härter, müsse voraussichtlich bald gehen, meldete Der Spiegel. In großen Teilen des Porsche-Piech-Clans sei das Urteil über die Planer der VW-Übernahme gefallen, berichtete das Hamburger Nachrichtenmagazin.

Sie dürften nur noch so lange bleiben, bis eine Lösung für das Schuldenproblem gefunden sei. Das sei nur eine Frage von Monaten, zitierte der Spiegel einen nicht näher genannten Vertrauten der Familie. Ein Porsche-Sprecher wies die "rufschädigenden Äußerungen" allerdings entschieden zurück.

Reuters

Das Land Nordrhein-Westfalen (NRW) könnte dem angeschlagenen Reise- und Handelskonzern Arcandor (Karstadt, Quelle,Thomas Cook) angesichts drastischer Finanzierungsengpässe mit Staatshilfen unter die Arme greifen. "Wir stehen natürlich mit den Angeboten zur Verfügung, die wir in solchen Fällen für Unternehmen bereitstellen", sagte ein Sprecher des NRW-Wirtschaftsministeriums dem Magazin Euro am Sonntag. Zu den Angeboten zählten insbesondere Bürgschaften. Nach Angaben des Sprechers finden bereits Gespräche mit dem Unternehmen statt.

Unterdessen kommt Konzernchef Karl-Gerhard Eick dem Bericht zufolge bei den Verhandlungen über eine Restrukturierung und Refinanzierung des Konzerns nur mühsam voran. Insbesondere die Zusage der Royal Bank of Scotland (RBS) über eine Verlängerung von Kreditlinien über 300 Millionen Euro stehe auf der Kippe, schreibt die Zeitung unter Bezug auf Bankenkreise. "Wenn die RBS mitmacht, ziehen die anderen auch nach. Wenn nicht, dann eher nicht", wird ein Banker zitiert.

Eick hatte am Montag rund sieben Wochen nach seinem Amtsantritt ein neues Sanierungspaket für Arcandor vorgelegt. Zahlreiche Sparten - darunter die Quelle-Läden und so genannte Premium-Kaufhäuser wie das KaDeWe in Berlin, das Alsterhaus in Hamburg und Oberpollinger in München - stehen dabei auf dem Prüfstand. Der frühere Telekom- Finanzvorstand kündigte zudem an, dass der Konzern über die zur Verlängerung anstehenden Kredite von 950 Millionen Euro weitere 900 Millionen Euro braucht. Wegen des immensen Kapitalbedarfs prüft Arcandor auch Hilfen des Bundes.

dpa

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