VW:Neuer Vorstand 

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Vieles spricht für ihn: Der Chef der Dillinger Hütte, Karlheinz Blessing, soll bei dem Autohersteller das Personalressort leiten.

Von Thomas Fromm, München

Er hätte alles, was so ein Personalvorstand bei VW braucht: SPD-Nähe, eine IG-Metall-Vergangenheit, Stallgeruch. Und dass auch der ausgeschiedene VW-Personaldirektor Horst Neumann ursprünglich aus dem IG-Metall-Lager kommt, macht die ganze Sache natürlich nicht gerade unglaubwürdiger: Der Stahl-Manager Karlheinz Blessing, so heißt es aus Kreisen des VW-Konzerns, soll neuer VW-Personalvorstand werden. Bereits an diesem Mittwoch, wenn der VW-Aufsichtsrat zusammenkommt, soll der 58-jährige ernannt werden. VW selbst will sich zu der Personalie nicht äußern und verweist auf Mitte der Woche.

Blessing ist seit 2011 Vorstandsvorsitzender des Stahlherstellers Dillinger Hütte. Davor war er unter anderem Büroleiter des damaligen IG Metall-Vorsitzenden Franz Steinkühler und - das war vor über 20 Jahren - sogar Bundesgeschäftsführer der SPD. 1993 ersetzte er als Arbeitsdirektor bei der Dillinger Hütte Peter Hartz, der sich seinerzeit zu VW nach Wolfsburg aufmachte. Für einen, der es demnächst mit einem Betrieb zu tun hätte, in dem die Betriebsräte so stark sind wie nirgendwo und wo mit dem niedersächsischen Ministerpräsidenten Stephan Weil ein SPD-Politiker im Aufsichtsrat sitzt, ist dies wohl die perfekte Biografie.

Über Blessing heißt es, er sei gut in der IG Metall vernetzt, kenne sich aber auch hervorragend in Industriekonzernen aus - für die starke IG-Metall-Fraktion in Wolfsburg, die ein Vorschlagsrecht für die Besetzung hatte, ein starkes Argument.

Die Nachfolge Horst Neumanns war nicht leicht, denn eigentlich hatte man hier einen anderen Kandidaten im Auge: den langjährigen und mächtigen VW-Betriebsratschef Bernd Osterloh. Der ließ lange offen, ob er seinen Posten als Gesamtbetriebsratschef mit viel Macht eintauschen würde gegen einen Vorstandsposten mit möglicherweise weniger Macht, aber dafür mehr Geld. Osterloh blieb am Ende, wo er war - gerade jetzt in der Dieselaffäre, die im Konzern heftige Sparrunden und auch Personaldebatten auslöst, wolle er nicht die Seite wechseln, heißt es. Es wäre auch ein fatales Signal gewesen, das seine Kollegen ihm ziemlich übel genommen hätten, sagen Insider.

Auf den nächsten Personalchef kommen in Wolfsburg harte Zeiten zu. Es wird verlagert, gekürzt und gespart, und dies wohl erst einmal bei Leiharbeitern. Aber auch die Stammbelegschaft könnte es eines Tages treffen, sollten sich die Absatzzahlen bei VW wegen des Skandals drastisch verschlechtern. Dann wird es bei VW so sein wie immer, wenn sich viele Seiten einigen müssen: Da ist das Management mit seinen Aktionären von der Kapitalseite, und da ist die Arbeitnehmerseite mit dem Land Niedersachsen, das 20 Prozent an VW hält. Beide haben in solchen Fällen das gemeinsame Ziel, Arbeitsplätze in der Region zu erhalten - und dies auch durchzusetzen. Der Personalvorstand wird dann zum Mittelpunkt der Diskussionen.

Die Zeit drängt: Neumann war Ende November in den Ruhestand gegangen; bis zur Ernennung eines Nachfolgers macht vorübergehend VW-Vorstandschef Matthias Müller den Job.

© SZ vom 07.12.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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