VW:Neuer Ärger

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Der norwegische Staatsfonds will Klage gegen den Konzern einreichen. Er hält 1,64 Prozent der stimmberechtigten Anteile und hat wegen der Kursverluste mit diesem Engagement Millionen verloren.

Als Investor ist der norwegische Staatsfonds mit einem Vermögen von 850 Milliarden Dollar ein richtiges Schwergewicht. Sein Reichtum speist sich aus den Erträgen der Öl- und Gasförderung des Landes, an rund 9000 Unternehmen weltweit ist der Fonds beteiligt. Sein Zweck: den Wohlstand der Norweger, vor allem auch deren Pensionsansprüche, zu sichern. So ist es auch nicht ganz unerheblich, wenn einer der Manager des Fonds nun ankündigt, gegen VW wegen der Abgas-Affäre vor Gericht zu ziehen.

Die Norweger halten 1,64 Prozent der stimmberechtigten Anteile an VW und haben wegen der Kursverluste der Aktie seit Bekanntwerden der Abgasmanipulationen im September vergangenen Jahres mit diesem Engagement Millionen verloren. "Als Investor ist es unsere Verantwortung, die Anteile des Fonds an Volkswagen zu sichern", sagte der Fondsmanager Petter Johnsen der britischen Financial Times. "Das VW-Management hätte über die Manipulationssoftware Bescheid wissen müssen." Der Fonds prüfe daher, sich einer der gegen den Wolfsburger Konzern laufenden Sammelklagen anzuschließen.

VW wollte den Bericht am Wochenende nicht kommentieren. Der Fonds ist mit seiner Klage nicht allein. Auch andere institutionelle Investoren machen Schadenersatzforderungen geltend. Für einigen Wirbel sorgte zuletzt der britische Hedgefonds TCI (The Children's Investment Fund). Er warf dem Konzern Missmanagement und Ineffizienz vor und kritisierte die hohen Boni der Manager. Später forderte er auch den Rückzug des Landes Niedersachsen aus dem VW-Aufsichtsrat.

TCI ist für aktivistischen Kampagnen bekannt. Anders als der norwegische Staatsfonds hält TCI aber lediglich VW-Vorzugsaktien, hat also keine Stimmrechte. Gleichwohl wiesen Analysten darauf hin, dass solche Klagen durchaus Wirkung auf andere Aktionäre haben. Zum Beispiel auf den nach der Porsche-Holding und dem Land Niedersachsen drittgrößten VW-Aktionär, den Staatsfonds von Katar.

Am Wochenende meldete sich auch der Bundeswirtschaftsminister und SPD-Vorsitzende Sigmar Gabriel im Streit um die VW-Vorstandsprämien zu Wort. Es sei "Wahnsinn", "dass sich Unternehmensvorstände wie etwa die von VW mitten in der größten Krise millionenschwere Boni genehmigen", sagte er dem Spiegel. "Die Wut der Menschen über solche Praktiken ist riesengroß."

Die Rekordverluste im Jahr des Diesel-Skandals treffen die Einkommen der Konzernvorstände nämlich nur zum Teil: Deren Saläre reduzieren sich zwar wegen der schlechten Ergebnisse. Darüber hinaus bot der Vorstand auch an, den teilweisen Verzicht bei der variablen Vergütung auf drei Jahre zurückzustellen und von der Entwicklung des Aktienkurses abhängig zu machen. Das wurde von vielen Beobachtern allerdings als viel zu wenig kritisiert. Spitzenverdiener bei VW war 2015 der für den Bereich Nutzfahrzeuge zuständige Vorstand Andreas Renschler mit fast 15 Millionen Euro. Der Geschäftsbericht erklärt diese hohe Summe mit einem Ausgleich "von verloren gegangenen Ansprüchen aufgrund des Arbeitgeberwechsels in Höhe von 11,5 Millionen Euro". Renschler war im Winter 2015 vom Autokonzern Daimler nach Wolfsburg gewechselt.

Einen Bonus gibt es auch für andere VW-Mitarbeiter. Am Freitag einigten sich, wie berichtet, VW und der Konzernbetriebsrat auf eine "Anerkennungsprämie" für die 120 000 VW-Mitarbeiter im Haustarif. Pro Mitarbeiter handelte der Betriebsrat eine Prämie von 3950 Euro aus, die mit dem normalen Entgelt im Mai ausgezahlt werden soll.

SZ/dpa/Reuters

© SZ vom 17.05.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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