Volkswagen-Konzern:Zwölf Marken, eine Menge Sorgen

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Der Konzern aus Wolfsburg meldet zwar gute Zahlen, hat aber trotzdem eine Menge ernster Probleme.

Von Caspar Busse

Es ist das mit Abstand größte Unternehmen Deutschlands: Bei 202,5 Milliarden Euro lag der Volkswagen-Umsatz im vergangenen Jahr - so viel hat noch kein deutsches Unternehmen zuvor erreicht. Zum ersten Mal verkaufte VW 2014 mehr als zehn Millionen Fahrzeuge und ist damit etwa gleichauf mit den beiden Rivalen General Motors und Toyota. Der Anteil am Weltmarkt liegt bei 12,9 Prozent, das heißt: Jedes achte Auto weltweit kommt aus dem Hause Volkswagen.

Zwölf Marken gehören heute zu dem Riesenreich, das Ferdinand Piëch und Martin Winterkorn in den vergangenen Jahren errichtet haben, ganz Kleine und ganz Große, von Audi über Škoda, Bentley, Lamborghini, Porsche, Ducati bis hin zu Scania und MAN. Beschäftigt werden weltweit in 118 Fabriken 592 000 Menschen. Auch der operative VW-Gewinn ist durchaus ansehnlich: Er lag zuletzt bei immerhin 12,7 Milliarden Euro, und das ist gut eine Milliarde mehr als 2013. Alle Mitarbeiter bekommen 5900 Euro extra.

Und doch ist die Unruhe bei VW maximal. Denn es gibt eine ganze Reihe ernster Probleme. Noch nicht einmal ein Jahr ist es her, da schreckte Winterkorn die Welt und die Mitarbeiter mit einem dringenden Spar-Appell auf. Fünf Milliarden Euro müssten gespart werden - und zwar im Jahr. Es gehe um Maßnahmen, die "deutlich, wirksam und auch schmerzhaft" sind, so der Konzernchef. Überall soll also gekürzt werden. Es seien inzwischen "Verbesserungschancen" in Höhe von 2,5 Milliarden Euro, also die Hälfte des geplanten Volumens, "identifiziert", sagte Winterkorn vor vier Wochen. Das klingt noch nach einer Menge Arbeit.

VW kämpft an vielen Fronten. Die Profitabilität bei der Kernmarke VW, die noch immer für einen großen Teil des Umsatzes steht, ist viel zu gering. Der Absatz etwa der Top-Modelle Golf und Passat läuft zwar, die Qualität ist auch gut. Doch es bleibt viel zu wenig Geld hängen. Die Umsatzrendite lag bei mickrigen 2,5 Prozent, das ist im Vergleich mit den Wettbewerbern zu wenig, auch in Relation zu anderen Konzernmarken wie Audi oder Porsche, die deutlich mehr reinholen.

Das Problem: Der Konzern bietet zu viele unterschiedliche Modelle und Varianten an, das mögen zwar die Kunden, das ist aber auch teuer. Das nächste Problem liegt in den USA: Auf dem immer noch wichtigsten Automarkt der Welt kommen die Wolfsburger einfach nicht voran. Falsche Produkte, schlechtes Marketing - Fahrzeuge mit dem VW-Emblem sind noch immer eher eine Seltenheit auf Amerikas Straßen. Zwar boomt der Absatz vor allem in China. Doch viele machen sich schon Sorgen um die einseitige Abhängigkeit, die da entstanden ist. Was, wenn es in China mal richtig runtergehen sollte? Dann würde es auch den VW-Konzern böse erwischen.

Gleichzeitig könnte der Autoindustrie demnächst neue Konkurrenz erwachsen. Google und andere amerikanische Technologiefirmen experimentieren bereits mit selbstfahrenden Autos. Der kalifornische Hersteller Tesla hat mit teuren Elektrorennern Erfolg. Der Münchner BMW-Konzern hat reagiert, geht mutig bei Elektro-Autos voran, auch wenn sich der Erfolg noch nicht einstellt. Und VW? Die sind mit neuen Antrieben eher zögerlich. Piëch und Winterkorn setzen lieber auf die Perfektionierung konventioneller Technik. Bislang.

© SZ vom 11.04.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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