Volkswagen:Einmal hin und nicht zurück

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Die US-Justiz nimmt einen deutschen VW-Mitarbeiter fest, der in die Abgas-Affäre verwickelt sein soll. Der Manager soll kürzlich privat nach Übersee gereist sein, obwohl er dort als angeblicher Mittäter geführt wird.

Von Claus Hulverscheidt und Klaus Ott, New York/München

So hatte sich der VW-Manager, der am vergangenen Samstag von Florida aus nach Deutschland zurückkehren wollte, das Ende seiner Reise wohl nicht vorgestellt. Statt ins Flugzeug zu steigen, wurde der Mann festgenommen - noch am Montag sollte er in Miami dem Haftrichter vorgeführt werden. Die US-Justiz wirft dem Volkswagen-Angestellten vor, in die Abgas-Affäre verwickelt zu sein. Er habe daran mitgewirkt, die Behörden in den Vereinigten Staaten mit falschen Emissionswerten von Diesel-Pkw zu täuschen. Die Festnahme zum jetzigen Zeitpunkt hat ganz offenkundig nichts mit den laufenden Vergleichsgesprächen zwischen VW und der US-Justiz über eine Strafzahlung des Autokonzerns in Milliardenhöhe zu tun. Der Manager soll vielmehr privat nach Florida gereist sein, obwohl er in den USA als mutmaßlicher Mittäter geführt wird - ein fataler Entschluss. Sein Name taucht allein in einer Klageschrift des New Yorker Generalstaatsanwalts Eric Schneiderman gegen VW insgesamt zehn Mal auf. Demnach war der Angestellte als Leiter des Technik- und Umweltbüros (EEO) der Volkswagen Group of America maßgeblich daran beteiligt, die wahren Gründe für den zu hohen Stickoxid-Ausstoß von Diesel-Fahrzeugen zu vertuschen. Wie aus E-Mails und Protokollen hervorgeht, nahm er nicht nur an internen Runden teil, in denen es um die Frage ging, wie der Einbau einer verbotenen Software geheim gehalten werden könne. Er war vielmehr auch bei Gesprächen mit der kalifornischen Umweltbehörde Carb zugegen, in denen VW-Vertreter die hohen Abgaswerte herunterzuspielen versuchten. Hinweise, dass der Manager in dem gesamten Skandal eine herausragende Rolle spielte, liefert allerdings weder Schneidermans Klageschrift gegen VW, noch die Strafanzeige der Bundespolizei FBI gegen den jetzt festgenommen Mann. Vielmehr war eine ganze Gruppe von Mitarbeitern an den Vertuschungsversuchen beteiligt. Auch bei den Ermittlungen in Deutschland, die von der Staatsanwaltschaft Braunschweig geleitet werden, wird der Angestellte nicht als Beschuldigter geführt.

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