Von Krise keine Spur: Volkswagen ist mit einem Börsenwert von deutlich über hundert Milliarden Euro derzeit das mit Abstand teuerste Unternehmen im Deutschen Aktienindex.
Der größte und wirtschaftlich erfolgreichste Autohersteller in Europa ist damit mehr wert als alle anderen europäischen Fahrzeugproduzenten zusammen. Dieser Wert des krisengeschüttelten Konzerns hat sich binnen eines Jahres mehr als verdoppelt - und VW wird Tag für Tag wertvoller.
Nach Ansicht von Fachleuten aus Finanzwelt und Industrie gibt es zwei Gründe für das starke Interesse an der jahrelang vor sich hin dümpelnden VW-Aktie.
Erstens will Porsche die Mehrheit am VW-Kapital. Der Sportwagenhersteller besitzt schon 35 Prozent, bis Ende November will er mehr als 50 Prozent, und eventuell stabilisiert er seine Mehrheit in der Hauptversammlung durch den Erwerb von insgesamt 75 Prozent.
Spielball des Kapitalmarktes
Porsches raffinierter Finanzchef Holger Härter erwirbt seit drei Jahren über ein ausgeklügeltes System vieler Optionsgeschäfte VW-Papiere. Die Zuffenhausener kaufen also nicht selbst an der Börse, sie lassen kaufen. Das bedeutet, wer sich mit Härter eingelassen hat, muss liefern, und zwar zum vereinbarten Termin. Das treibt den Kurs und kann teuer werden, wie sich in diesen Tagen zeigt.
Zweitens nutzen offenkundig diese Situation auch die ganz gewöhnlichen Spekulanten, die auf einen weiter steigenden Wert der VW-Aktie setzen. Starke Kursausschläge sowohl nach oben wie nach unten deuten auf institutionelle Anleger, die in beide Richtungen spekulieren. Sie machen VW damit zu einem Spielball des Kapitalmarkts. Da Porsche den angestrebten Anteil noch nicht besitzt und auch nicht sagt, wie hoch der genau werden soll, dürfte dieses Spielchen noch eine Weile weitergehen.
Angenehmer Nebeneffekt für die Besitzer von Porsche-Aktien: deren Wert steigt ebenfalls. Die Mitglieder des Familienclans Porsche und Piëch verdienen also gleich mehrfach. Porsche-Chef Wendelin Wiedeking hat sie schon jetzt von Millionären zu Milliardären gemacht.