Versicherungen:Die Allianz hat ein Problem

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Die Allianz hat Probleme mit der Kfz-Versicherung. Seit Jahren schon schnappt der Rivale HUK Coburg den Münchnern die Kunden weg - obwohl die Zahl der Fahrzeuge steigt. Nun will der Konzern eine Strategie ausarbeiten, um wieder aufzuschließen.

Von Herbert Fromme, München

Deutschlands größter Versicherer Allianz wächst kräftig. Der Umsatz stieg 2016 um 4,6 Prozent auf 32,4 Milliarden Euro. Das ist umso bemerkenswerter, als die Branche als Ganzes gerade mal um 0,2 Prozent zulegte. Vor allem in der Lebensversicherung geht es den Münchnern gut. Auch mit dem Gewinn von zwei Milliarden Euro nach Steuern kann der Vorstand um Manfred Knof zufrieden sein, er ist zwölf Prozent höher als im Vorjahr.

Nur in einer - allerdings sehr wichtigen - Versicherungssparte will es nicht so richtig laufen: In der Kfz-Versicherung verliert die Allianz immer mehr Marktanteile gegenüber ihrem Erzrivalen HUK-Coburg aus Oberfranken. 2016 gewann die Allianz magere 43 000 Fahrzeuge hinzu und versichert jetzt in Deutschland knapp über 8,3 Millionen. Der Bestand der HUK-Coburg ist um etwa 500 000 auf 11,2 Millionen Fahrzeuge gewachsen. In den vergangenen 13 Jahren hat die Allianz in einem Markt, in dem die Zahl der Fahrzeuge insgesamt gestiegen ist, 500 000 Policen verloren, der Rivale 4,2 Millionen gewonnen.

Deutschlandchef Knof ist seit zwei Jahren im Amt. Er will sich nicht dazu äußern, was im vergangenen Jahrzehnt schief gelaufen ist. Aber noch in diesem Jahr will er zusammen mit Vorstand Joachim Müller einen Plan vorlegen, wie die Allianz wieder aufschließen kann. Dabei liegt auf der Hand, wie die HUK-Coburg ihren Vorsprung erzielt hat: Ihre Verwaltungs- und Vertriebskosten sind deutlich niedriger als die des Konkurrenten, sie ist schon im Jahr 2000 mit einem Online-Versicherer auf den Markt gekommen.

Über ihre künftige Strategie im heftig umkämpften Kfz-Versicherungsmarkt lassen sich Knof und Müller nichts entlocken, aber klar ist auf jeden Fall, dass die Digitalisierung eine große Rolle spielen wird. 2016 hat die Allianz einen so genannten Telematik-Tarif für Fahrer bis 29 Jahre eingeführt. Eine App im Handy misst das Fahrverhalten und meldet es einer Datensammelstelle. 21 000 Fahrer haben sich 2016 für den Tarif entschieden, die Hälfte davon neue Kunden. "Damit sind wir hier Marktführer", sagt Knof. Er sieht Ausbauchancen: "Die Telematik beschränkt sich auf junge Fahrer, das muss nicht so bleiben." Auch die Coburger haben einen Telematik-Tarif im Angebot, Zahlen haben sie bislang nicht vorgelegt.

© SZ vom 10.03.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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