Versicherungen:Auf nach Asien

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In Europa zählt Axa zu den Großen der Branche, in Asien aber spielt der Konzern bisher kaum eine Rolle. Das soll sich nun ändern - fernab der gesättigten Märkte zu wachsen, so lautet das neue Ziel des Versicherers.

Von Herbert Fromme, Shanghai

In Europa gehört der Axa-Konzern mit Allianz und Generali zu den drei größten Versicherern, in Asien rangiert er wie fast alle ausländischen Anbieter unter "ferner liefen". Das will Konzernchef Henri de Castries jetzt mit Macht ändern: Bis 2030, also in 15 Jahren, will die Pariser Gesellschaft dort 100 Millionen Kunden haben, soviel wie sie heute in der ganzen Welt zählt. Aktuell sind es in Asien erst 17 Millionen.

Die Logik dahinter: Wirtschaftlich und weltpolitisch verschieben sich die Gewichte, sagt de Castries. "Der neue Reichtum kommt zum größten Teil aus den neuen Ländern, und gerade aus Asien." In Europa und Nordamerika sind die Versicherungsmärkte gesättigt. Doch in China, Indien, Indonesien oder Malaysia wächst eine Mittelklasse heran, die Haus, Auto oder Moped versichern will und vergleichsweise viel spart - wenn es nach der Axa geht, in Lebensversicherungen. Heute umfasst die Mittelklasse in Asien - außerhalb Japans - etwa 500 Millionen Menschen, 2030 werden es drei Milliarden sein, schätzt der Versicherer.

Im Silicon Valley steht bereits ein Technologiezentrum, in Shanghai ist ein zweites geplant

China ist der wichtigste Zukunftsmarkt für ihn. "Wenn man in China keinen Erfolg hat, sind die Chancen gering, es woanders zu schaffen." Dort hat die Axa seit 2010 ein Gemeinschaftsunternehmen mit der weltgrößten Bank ICBC. Ihr Versicherer ICBC Axa vertreibt die Policen in China über Vertreter, über das Internet sowie per Bankschalter und Privatkundenbüros der Bank. Das sorgt für zweistellige Zuwachsraten. 2014 stieg der Umsatz um satte 49,7 Prozent auf 2,2 Milliarden Euro. Allerdings ist noch viel Luft nach oben. China Life, der größte Lebensversicherer des Landes, setzt 47 Milliarden Euro um.

Ohnehin entwickele sich in Asien alles viel rascher als in Europa, sagt de Castries. Das gelte auch für die Verbindung von Versicherung und Internet. Deshalb gründet die Axa jetzt nach dem Axa Lab im kalifornischen Silicon Valley ein zweites Technologiezentrum in Shanghai. Mit solchen Labs versuchen Versicherer, die Digitalisierung von Gesellschaft und Wirtschaft besser zu verstehen. Gleichzeitig errichtet der Konzern ein Labor für die Datenauswertung in Singapur, ein ähnliches Projekt betreibt er bereits bei Paris. China sei beim Versandhandel heute schon der größte Markt der Welt, sagt Axa-Vorstand Jean-Louis Laurent Josi. Das werde bald auch bei Versicherungen der Fall sein.

© SZ vom 06.06.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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